Sind Haustarifverträge grundsätzlich vorteilhafter?
Es gibt ja einige Unternehmen, die übernehmen keine allgemeingültigen Branchentarifverträge, sondern schließen eigene Haustarifverträge ab. Kennt ihr derartige Haustarifverträge und wie würdet ihr diese denn bewerten? Sind diese mehrheitlich besser, gleichgestellt oder gar schlechter? Wie könnte man denn die Vorteile und Nachteile eines Haustarifvertrages herausstellen?
Zuerst einmal gibt es gesetzliche Regelungen, die durch keinen Tarifvertrag unterlaufen werden dürfen. Diese gelten zuerst. Dann gibt es Branchentarifverträge, an die sich alle Vertragsparteien halten müssen. Manche Tarifverträge wie in der Bauwirtschaft werden auch für allgemeinverbindlich erklärt und dann muss sich auch jeder daran halten. Durch Haustarifverträge können dann nur bessere Regelungen zugunsten der Arbeitnehmer vereinbart werden. Deshalb sind Haustarifverträge zumeist besser.
Nur wenn es keine anderen Tarifverträge gibt, kann es vorkommen, dass die Regelungen im Gegensatz zu anderen Haustarifverträgen schlechter sind. Die gesetzlichen Vorgaben dürfen dabei nicht angetastet werden.
Haustarifverträge können deutlich schlechtere Konditionen für die Arbeitnehmer bieten. Nicht an den Tarifvertrag gebundene Arbeitgeber müssen die Vereinbarungen nicht anwenden und können durchaus schlechtere Bedingungen verhandeln, als der Flächentarifvertrag bietet. Aktuell wären beispielsweise Sägewerkmitarbeiter in Sachsen sehr glücklich, überhaupt einen Haustarifvertrag zu erhalten. Aktuell bekommen vier Euro pro Stunde weniger als Kollegen im Flächentarifvertrag. So viel fordert die Gewerkschaft nicht einmal.
Der Haustarif in manch Brandenburger Theater stellt die Mitarbeiter schlechter. Real ist aus dem Tarifvertrag für den Einzelhandel ausgestiegen und versucht schlechtere Konditionen durchzusetzen. In wirtschaftlich starken Regionen können hauseigene Tarifverträge durchaus besser sein. In schwachen Regionen und vielen Branchen sind sie oft schlechter.
Übrigens kann man mit einem Tarifvertrag auch das Arbeitsrecht umgehen. Das betrifft beispielsweise die Kündigungsfristen. Während per Arbeitsvertrag und Betriebsvereinbarung nur längere Fristen vereinbaren kann, die oberhalb der gesetzlichen Regeln liegen, kann die Kündigungsfrist im Tarifvertrag unterhalb dieser Grenzen liegen und gilt dann.
Leider muss ich cooper hier recht geben. Er hat die Frage auch besser verstanden. Ein Arbeitgeber kann aus dem entsprechenden Verband ausscheiden und muss sich dann nicht mehr an den entsprechenden Tarifvertrag halten und kann dann Bedingungen im Haustarifvertrag aushandeln, die nicht so arbeitnehmerfreundlich wie im normalen Tarifvertrag sind oder er belässt es einfach bei den minimalen gesetzlichen Regelungen, die allerdings nicht durch einen Tarifvertrag außer Kraft gesetzt werden können.
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