Sind eure Tiere für den Tod anderer Tiere verantwortlich?

Alle Tiere, die sich nicht vegetarisch ernähren oder auch vegan ernähren, sind ja mehr oder weniger für den Tod anderer Tiere verantwortlich. Allerdings gibt es ja auch Haustiere, die direkt für den Tod anderer Tiere verantwortlich sind.

Die Katze einer ehemaligen Nachbarin hat regelmäßig Mäuse und Vögel gefangen und getötet, so dass sie irgendwann auch eine Glocke umbekommen hat. Dennoch hat das die Katze nicht komplett daran hindern können, andere Tiere zu töten.

Sind eure Haustiere regelmäßig für den Tod anderer Tiere verantwortlich, nicht nur indirekt, sondern direkt? Macht euch das zu schaffen und belastet euch dieser Umstand vielleicht sogar oder seht ihr das als natürlichen Zustand an?

Da ich fünf Freigängerkatzen habe, sind meine Tiere auf jeden Fall für so einige Tode verantwortlich. Hier liegen immer mal die Überreste rum, obwohl sie sie auch oft gänzlich verspeisen.

Ich muss zugeben, dass es mir auf jeden Fall leid tut. Ich mag Mäuse, mein Mann ist vor allem wegen den Vögeln sauer. Aber bei Katzen ist das halt normal. Die Glöckchen sind nicht sinnvoll, weil sich die Katzen daran erhängen können und sie auch in der Kommunikation mit anderen Katzen stören.

Mein Hund hat, meines Wissens nach, auch schon zwei Mäuse getötet. Wobei sie so gut wie kein Jagdverhalten an den Tag legt. Ich denke, sie wollte eher spielen. Da ein Hund erziehbar ist, verbiete ich es ihr aber. Sobald sie die Wiese anstarrt und dann freudig mit dem Schwanz wedelt, vielleicht schon ein wenig hüpft, weiß ich, dass sie eine Maus gesehen habe und verbiete es ihr.

Wenn mein Hund eine Maus tötet, tut mir das ungleich mehr leid. Denn zum einen weiß ich, dass es ihr auch leid tun würde, wenn sie das Ganze verstünde, weil sie eigentlich sehr vorsichtig im Umgang mit anderen Tieren ist. Zum anderen eben, weil ich es verhindern könnte. Eine Katze lässt sich leider nicht so erziehen und es gehört auch viel mehr zu ihrer Natur, beziehungsweise ist eine Katze eben noch natürlicher als ein Hund.

Ich muss aber auch zugeben, dass ich gefühlsmäßig da einfach blockiere. Ich liebe Katzen und ich liebe vor allem ihre Natürlichkeit, ihre "ich lass mich nicht komplett vom Menschen zähmen"- Attitüde. Ich will da nicht eingreifen oder gar auf die Haltung von Katzen verzichten, weil es zu diesen Freiheiten eben auch gehört, dass sie Mäuse jagen.

Ach, und meine Hühner fressen etliche Insekten. Wobei ich sogar selber Mehlwürmer halte, um die Hühner eben artgerecht zu ernähren. Meine Mutter hat mich daher schon als Handlangerin bezeichnet. Aber um ehrlich zu sein, ich unterscheide etwas zwischen Tieren, die ihre Jungen selber aufziehen, Sozialleben aufweisen und sich gegenseitig kennen und solchen, die das alles nicht tun. Die Würmer kriechen instinktiv weg, wenn ich sie fange oder wenn sie der Hühner gewahr werden, aber da bin ich Speziesist.

Meine Hündin hat schon hin und wieder mal eine Maus. Allerdings tötet sie diese dann nicht absichtlich. Sie fängt sie und trägt sie dann im Maul. Meistens erleiden die Mäuse dadurch dann wohl einen Herzinfarkt. Jedenfalls habe ich ihr schon Mäuse abgenommen, die wir danach wieder in die Freiheit entlassen konnten und die das Abenteuer überlebt haben.

Ansonsten haben meine Tiere noch kein anderes Tier getötet. Meine Katzen vielleicht mal noch ein paar Fliegen oder andere Insekten, aber das ist ja nichts schlimmes, sondern eher nützlich.

Bei uns lässt sich das ganz genau beziffern. In über 30 Jahren mit mindestens einem und höchstens sechs Hunden sind zwei Unfälle passiert. Beide Male waren die Hunde angeleint und liefen direkt neben mir.

In den 1980er-Jahren hat eine Hündin im Grasrand eines Feldweges einen Maulwurf getötet, der eben gerade nicht unter der Erde war. Ich habe den nicht bemerkt, sie blieb direkt am Bein und steckte nur im Vorbeigehen die Nase ins Gras. Da war es schon vorbei. Das hat keine zwei Sekunden gedauert.

Etwa 10 Jahre später hat es eine Ratte in der Innenstadt erwischt. Das war die nächste Hündin. Wir gingen an so einem Prachtbau aus der Kaiserzeit entlang, der eine verwinkelte Fassade hatte. Hinter einem Mauervorsprung saß eine Ratte. Wir haben das erst bemerkt, als es schon zu spät war. Der Hund guckte gleichzeitig mit und runter, wurde in die Nase gebissen und erledigte die Sache sofort. Auch das hat keine drei Sekunden gedauert, ich meine insgesamt. Die Ratte hat nicht gelitten.

Da ich in der obersten Etage eines höheren Hauses wohne und daher nur Wohnungskatzen halten kann, sind meine Tiere eher für kleinere Tode verantwortlich. Mal erwischen sie eine Mücke, mal eine Spinne, oder ein anderes Insekt. Die Katze bei meiner Mutter ist eine Freigängerin und täglich für mehrere Tode verantwortlich. Aber das liegt halt im Naturell der Katze. Es ist ärgerlich, aber Katzen sind ja weiterhin Räuber.

In wie weit kann man überhaupt von Verantwortung reden, wenn ein Tier einfach seinen natürlichen Instinkten folgt? Natürlich finde ich es nicht besonders toll, wenn meine Katzen denken, dass eine tote Maus ein super Geschenk für mich ist und wenn ich sehe wie die Katzen mit ihrer Beute teilweise richtig spielen tun mir die Mäuse auch total Leid, aber ich würde eben nicht so weit gehen und hier von Verantwortung sprechen.

In wie weit man von Verantwortung reden kann, bestimmt wieder die einzelne Tierart. Eine Katze als Freigänger lebt artgerecht und folgt einfach ihrer genetisch bestimmten Lebensweise. Ihr Besitzer kann sie nicht kontrollieren und die Katze ist natürlich auch nicht verantwortlich.

Beim Hund sieht es dagegen komplett anders aus. Das Jagen lässt sich erzieherisch oder mittels Leine in fast allen Fällen verhindern. Kümmert sich der Mensch nicht, ist er über sein Tier, das nicht anders kann, definitiv verantwortlich. Natürlich kann es Unfälle geben. Aber beim Hund gibt es eben den großen Unterschied zwischen einem Unfall und vorhersehbaren Vorfällen, die der Unfähigkeit, dem Desinteresse oder der Bequemlichkeit des Halters geschuldet sind.

Aber Hallo! Sämtliche Katzen in meinem Leben jagen mit Leidenschaft, und glücklicherweise wenig Sachverstand, Mäuse, Vögel und sogar kleine Fische und Frösche. Sogar eine Fledermaus war schon mal dabei. Katzen sind Raubtiere und müssen ihrer Natur entsprechend handeln, da sie nicht das Privileg haben, über moralische Grundsätze und Konsequenzen ihrer Handlungen nachdenken zu können. Tiere können in meinen Augen daher nur in sehr begrenztem Maß überhaupt für ihre Handlungen "verantwortlich" gemacht werden. Das würde Planungs- und Einfühlungsvermögen voraussetzen, und das hat nicht einmal jeder Mensch, geschweige denn eine simple Hauskatze.

Deswegen habe ich auch kein Problem damit, wenn meine Haustiere ihrem natürlichen Verhalten nachgehen können und würde es eher als Tierquälerei ansehen, wenn man ihre Natur so verstümmeln und ihre Instinkte so verkrüppeln lassen würde, dass sie nicht mehr in der Lage wären, das zu tun, was eine Katze nun mal macht. Dass dafür ein paar Mäuse ihr Leben lassen müssen, ist ein normaler Teil der Natur. Genauso könnte ich mir deswegen die Augen ausheulen, weil im Herbst die Blätter von den Bäumen fallen. Dafür fühle ich mich ja auch nicht verantwortlich.

Dank meiner Menschennatur finde ich es zwar schon manchmal ein bisschen schade, wenn etwa Jungvögel ausfliegen und praktisch sofort in das geöffnete Maul unseres alten Katers fallen, weil ich Singvögel nett finde. Wenn ich so ein halbflügges Tier finde, setze ich es deswegen auch immer an eine geschützte Stelle und hoffe das Beste. Aber die Natur ist nun mal grausam, auch wenn viele Leute davor ihre Augen verschließen.

Meine Hunde erlegen alle paar Monate mal ne Katze im Garten. Für die Katzen tut es mir dann schon sehr leid, nicht aber für die asozialen Besitzer die ihre Katzen in meinen Garten lassen. Andererseits denke ich mir dann aber auch: Diese Katze kann nun keine Vögel, Eichhörnchen oder Feldhamster mehr töten.

Dennoch finde ich es immer sehr schade, wenn so eine Katze sinnlos sterben muss. Ihre Besitzer hätten das ja ganz einfach verhindern können, indem sie einen besseren Zaun bauen. Aber dafür sind die allermeisten Katzenhalter wohl zu faul oder zu geizig.

Aha, Katzenhalter, die ihre Tiere artgerecht mit Freigang halten, sind also asozial. Und diejenigen, die Tiere in eine kleine Wohnung einsperren, sind die wahren Tierfreunde? Das muss man nicht verstehen, oder? Da mischt sich wohl dein persönlicher Ärger in die Sichtweise, weil du dich mit den Katzenhaltern auseinander setzen musstest, weil du deinen Hund nicht katzenfreundlich erzogen hast.

Und im Übrigen verstehe ich auch gar nicht, warum es besser ist, wenn das Haustier Fleisch aus dem Handel frisst, als wenn es selbst gejagtes Fleisch aus dem Freiland frisst. Klar kann bei letzterem auch mal ein seltener Singvogel oder Nachbars Goldfisch dabei sein. Aber weniger Tierquälerei entsteht auch nicht, wenn man die Tiere mit LKW zum Schlachthof fährt, als wenn das Tier eine Beute selbst erlegt.

Das ist eine sehr menschelnde Betrachtungsweise. Wenn man Haustier hält, das sich von Fleisch ernähren muss, dann nimmt man eben das Leid anderer Tiere billigend in Kauf und sollte die Verantwortung nicht auf die Haustiere schieben.