Sind eure Kollegen eine Zweckgemeinschaft oder Freunde?

vom 10.11.2017, 09:45 Uhr

Da ich noch in der Ausbildung bin, gehe ich noch zur Schule und bin in der Praxis immer mit vielen verschiedenen Leuten zusammen im Einsatz. Dabei sind es manchmal Leute aus meiner Klasse, aber auch oft Leute aus anderen Klassen. Mit diesen Leuten arbeite ich dann maximal für einige wenige Wochen und sehe sie danach nicht wieder. Dementsprechend lohnt es sich für mich nicht; wenn ich mit ihnen eine Freundschaft aufbaue, da der Kontakt meist eh nicht hält und schnell wieder abbricht, wenn man sich nicht täglich sieht und sonst nur auf der Arbeit Kontakt hatte.

Das stört mich aber auch nicht sonderlich, da ich meine Einsätze da mache, um etwas zu lernen und nicht um Freunde zu finden. Ich finde es wichtig, dass man gut miteinander klar kommt und sich gegenseitig hilft. Gerne kann man auch zwischendurch mal sprechen, wie das Wochenende war, aber mehr muss ich nicht haben. Dafür habe ich meine richtigen Freunde, mit denen ich auch außerhalb der Arbeit Kontakt habe. Außerdem möchte ich manche Leute nicht mehr sehen, wenn man schon den ganzen Tag mit ihnen zusammen gearbeitet hat.

Wie ist es bei euch? Sind eure Kollegen für euch auch eher eine, wenn auch freundliche, Zweckgemeinschaft oder habt ihr mit einigen oder sogar vielen Leuten auf Arbeit Freundschaft geschlossen?

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich bin jetzt im Master und habe bereits 8 Semester Studium hinter mir. Da freundet man sich mit seinen Kommilitonen natürlich schon an. Wir laden uns auch gegenseitig zum Geburtstag ein und schenken uns etwas. Allerdings denke ich nicht, dass wir noch engen Kontakt halten werden, wenn das Studium beendet ist. Eine Kommilitonin von mir hat nach dem Bachelor die Uni gewechselt. Zu ihr hatten wir vorher sehr intensiven Kontakt und plötzlich nun nicht mehr. Dabei studiert sie ganz in der Nähe.

Ich denke daher schon, dass es auch eine Art Zweckgemeinschaft ist. Während des Studiums würde man es schon als Freundschaft bezeichnen, aber nach dem Studium wird man wenig oder keinen Kontakt halten, da jeder zu tun hat und man für gemeinsame Aktivitäten kaum Zeit hat.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Für mich zeichnet sich eine Freundschaft dadurch aus, dass man Kontakt hält und der Kontakt nicht irgendwann einfach verloren geht und daher sind solche Bekanntschaften aus dem Studium oder der Arbeit für mich keine Freunde. Im Studium war es nämlich auch so, dass alle Kontakte nach Ende des Studiums mehr oder weniger vorbei waren. Nur das regelmäßige Sehen im Studium hatte die Bekanntschaften aufrecht erhalten; danach verlief alles im Sand.

Obwohl ich mir schon Mühe gebe, die Kontakte zu erhalten, ich rufe dann mal an oder schreibe was, aber ich merke oft, dass von der anderen Seite nichts kommt. Ich hätte auch nichts dagegen, mich mit Arbeitskollegen anzufreunden, aber ich habe oft den Eindruck, dass die das nicht wollen oder dass sie eben nicht so viel Interesse an mir haben.

Es gab beispielsweise bei früheren Arbeitsstellen zwei Kolleginnen, mit denen ich mich wirklich gut verstanden hatte. Als sie bzw. ich dort nicht mehr arbeiteten, habe ich mit der einen ab und an über Facebook geschrieben, aber es kam noch nicht einmal dazu, dass wir uns getroffen hätten. Sie war dann schwanger, hat nun ein Kind und lebt damit gedanklich in einer anderen Welt. Und die andere Kollegin hatte ich manchmal angerufen, aber nun schon mehrere Monate nicht mehr. Von allein ruft sie nie an.

Da konzentriere ich mich auch lieber auf die Menschen in meinem Leben, bei denen ich weiß, dass die mir auch erhalten bleiben werden. Denn viel Mühe und zeit in Bekanntschaften zu investieren, die dann doch irgendwann weg sind, ist mir auch zu doof.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich finde es kommt darauf an, wie man "Freunde" definiert. Zu manchen Freunden habe ich auch nicht mehr jeden Kontakt so wie früher zu Schulzeiten oder Studienzeiten. Der Kontakt ist aber da, auch wenn der sporadisch ist und man eben viel um die Ohren hat. Eine Freundin von mir zum Beispiel wohnt knapp 300 km von mir entfernt, ist inzwischen verheiratet und hat zwei kleine Kinder zu Hause. Da ist es klar, dass man sich nicht mal eben auf einen Kaffee treffen kann. Trotzdem schreiben wir einige Male im Jahr miteinander und lassen voneinander hören. Für mich ist das trotzdem eine Freundschaft. Freunde müssen für mich nicht nonstop verfügbar sein, es hat schließlich auch jeder ein eigenes Leben, um das er sich zu kümmern hat.

Wahre Freundschaft kennt für mich keine Entfernung und Freundschaft definiere ich so, dass man sich auch nach längerer Zeit, wo man kaum Kontakt hatte, theoretisch treffen könnte und alles ist so als wäre nie eine Kontaktpause gewesen, weil die Harmonie immer noch stimmt und man loyal ist.

Eine ehemalige Kollegin von mir hat vor knapp 6 Wochen den Arbeitgeber gewechselt und seitdem höre ich auch nichts mehr von ihr. Ich hatte aber schon zu der Zeit kaum privaten Kontakt zu ihr, als sie hier noch gearbeitet hat. Für mich war das ein rein beruflicher Kontakt, aber eine andere Kollegin war sehr eng mit ihr befreundet. Die beiden haben immer noch Kontakt, auch wenn jetzt über 400 km dazwischen liegen. Es ist auch klar, dass man mal mehr und mal weniger Zeit hat, aber Freundschaft heißt für mich nicht, dass man rund um die Uhr Kontakt hat und sich austauscht.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich denke auch, dass sich das so richtig erst herausstellt, wenn man dann nicht mehr zusammen arbeitet. Mit einigen Kollegen war ich schon quasi befreundet, aber als ich dann nicht mehr da gearbeitet habe oder sie vielleicht selber die Stelle gewechselt haben, habe ich es schnell gemerkt, dass der Kontakt nicht immer hält, auch wenn man vorher schon auch privat etwas zusammen unternommen hat.

Auch nun ist es so, dass ich mit einigen Kollegen schon befreundet bin und wir auch viel über private Themen reden. Aber ich bin mir nicht sicher, wie der Kontakt dann halten wird, wenn wir nicht mehr zusammen arbeiten. Das wäre mir für eine wirkliche Freundschaft aber eben wichtig, dass der Kontakt erhalten bleibt.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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