Sind eure Freundeskreise politisch gespalten?
Ich finde, dass sich einiger Zeit eine Art Riss durch die Gesellschaft zieht. Wer sich für Minderheiten und Flüchtlinge stark engagiert, wird nicht nur bewundert, sondern auch kritisch beäugt und sicher auch mal als "naiver Gutmensch" bezeichnet.
Auf der anderen Seite stehen dann etwas konservativere Bürger, welche die aktuellen politischen Entwicklung sehr skeptisch sehen, Traditionen und alte Strukturen bewahren wollen und sich nicht für Integrationsprojekte usw. begeistern können. Manchmal werden Menschen für diese Ansichten gleich in die rechte Ecke gestellt.
Ich habe es neulich auf einem Geburtstag erlebt. Ein Bekannter meinte, dass wir aufgrund unserer Geschichte verpflichtet zu Hilfe und Solidarität sind und dass man eben dann an anderer Stelle sparen muss. Letzten Endes wirke seiner Meinung die Migration nicht nur dem demographischen Wandel entgegen, sondern beschert uns auch Fachkräften. Von einer anderen Bekannten, die in entsprechenden Behörden tätig ist, kam dann nur ein hysterisches Lachen und sie meinte, dass die neuen "Fachkräfte" bereits Schwierigkeiten haben, einfachste kulturelle Gepflogenheiten in Deutschland zu erkennen.
Und ich stelle es immer wieder fest. Je nachdem, wo man sich befindet und mit wem man spricht, muss man aufpassen was man sagt. Wirkt man zu konservativ, gilt man gleich als rechts. Wirkt man zu weltoffen, ist man gleich ein verblendeter "Gutmensch". Wie ist es bei euch? Bemerkt ihr diesen "Riss" auch im Freundes- und Bekanntenkreis?
Also das gibt es bei uns nicht. Es hat zwar jeder seine Meinung, aber deswegen wird man noch lange nicht in irgendwelche Ecken gestellt oder schief angeschaut. Dabei spielt es keine Rolle, ob es thematisch um irgendwelche Parteien geht, die Flüchtlinge, Syrien etc. "Gespalten" würde für mich implizieren, dass man das Thema nicht mal anschneiden dürfte, weil das sonst zu Diskussionen und Konflikten ausartet. Das ist bei uns aber nicht der Fall. Jeder akzeptiert die Meinung des anderen, Toleranz und Akzeptanz wird hier gelebt.
Gesamtgesellschaftlich gebe ich dir absolut Recht, das ist gerade im Internet auch mein Eindruck. Schwarz-Weiß eben und alles in der von dir geschilderten Art und Weise. Im echten Leben habe ich aber das Gefühl, dass der überbordende Teil der Menschen irgendwo in der differenzierten Mitte steht und sich gar nicht traut, zu laut zu schreien, weil man dann immer fälschlich eingeordnet wird.
Ich persönlich habe weder bei Freunden noch bei Bekannten und auch nicht in der Familie das Gefühl, dass da hysterische Bahnhofsklatscher oder verbiesterte AFD-Wähler dabei sind. Interessanterweise sind wir alle einer ähnlichen Meinung, die sich irgendwo in der Mitte befindet, vielleicht tendenziell ein wenig oder in manchen Fällen sogar noch weiter links davon, aber vieles wird eben auch skeptisch gesehen.
Gespalten ist unser Freundeskreis, Bekanntenkreis sowie Verwandtenkreis rein um die politische Gesinnung in jedem Fall. Wir haben mehrheitliche AFD-Wähler in der Familie, im Freundeskreis sowie Bekanntenkreis. Teilweise Menschen aus sozialen Berufen, Anwälte, Polizisten, Altenpfleger, ältere Damen und Herren, die noch aus der Kriegszeit gekommen sind und mehr. Das heißt also wirklich verdammt unterschiedlich die Klientel, die sich hier politisch auf einmal einbringt.
Denn ich darf anmerken, dass bis vor 2015 von denen nicht einmal 50 Prozent wählen gegangen sind, aber seither regelmäßig. Es gibt nur wenige, die noch SPD Wähler sind, andere wählten einfach die Tierschutzpartei oder irgendwas tief unten, damit die bekloppten Parteien nichts bekommen haben und andere wiederum sind durchaus auch noch CDU Wähler. Also wirklich queer durch das Beet, aber primär AFD Richtung. Mehr als 70 Prozent sind mittlerweile AFD-Wähler.
Das führt selten zu direkten Stresssituationen, aber natürlich zu allgemeinen Diskussionen. Denn auch unter den CDU Leuten oder SPD Leuten sind sehr viele Kritiker der Flüchtlingspolitik, der gesamten Debatten darum, vorhanden. Doch sie sehen nicht ein, der AFD oder jemand anderes die Stimme zu geben, weil sie eben der Meinung sind, dass die SPD und CDU ihre Jobs recht gut machen und es Deutschland gut ginge. Das führt meist eher zu Diskussionen als das direkte Wählen einer speziellen Partei. Es kommt da immer auf die Aussagen an.
Mir ist das aber primär sowieso egal. Ich wähle, wem ich will, wem das nicht passt, der kann mir den Rücken runterrutschen. Das gilt für Familie sowie Freunde. Ich bin da ganz rigoros und mache, was ich will, denke, was ich will und tue was ich will. Da bin ich gegen Zweifler und Stressmacher in jeder Hinsicht erhaben. Diskutieren ist für mich in Ordnung, Streit deswegen? Never! Anderer Meinung sein, auch vollkommen legitim. Mich verurteilen für meine Art der Wahl? Dann bitte geh!
Wir ticken politisch gesehen ziemlich ähnlich, der eine ein bisschen extremer, der andere ein bisschen neutraler und so weiter. Grob sind wir uns aber einig, was geht und was nicht geht. Wobei man auch super über Themen diskutieren kann, bei denen man dann vielleicht nicht ganz einer Meinung ist. Das ist in unserem Freundeskreis kein Problem. Natürlich ist das aber nicht überall so und so würde ich es auf einer Familienfeier beispielsweise auch recht problematisch finden politische Themen zu diskutieren.
Meine Freunde stammen überwiegend aus dem linken bis linksextremen Spektrum und der Punk-Szene, bis vor einigen Jahren habe ich mich selbst noch dazu gezählt. Dies hat sich in den letzten Jahren sehr geändert, inzwischen positioniere ich mich politisch klar konservativ. Dies wird nicht gern gesehen, aber anerkannt und respektiert.
Jene Freunde sind aber mittlerweile auch erheblich jenseits der 40 und denken nicht mehr in irgendwelchen Dogmen und Parolen und geben mir durchaus in einigen Punkten recht. Man kann gut mit ihnen diskutieren, es sind nicht irgendwelche Schreihälse, wie man sie von Demos kennt. Im Prinzip steht Politik aber nicht im Mittelpunkt. Wir treffen uns zum Bier trinken, Musik machen und Spaß haben. Politik sollte nicht soweit gehen, dass sie Freundschaften spaltet, so wichtig sind Flüchtlingsproblematik & Co. dann auch wieder nicht.
Wobei ich der Meinung bin, dass dieses Rechts/links-Ding heutzutage gar nicht mehr greift, letztlich sind das Kampfbegriffe aus den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts, die man eigentlich kaum auf die heutige Zeit übertragen kann. So einfach ist die Welt einfach nicht. Die rechten Parteien haben gute Argumente, die linken ebenso. Ich wünsche mir eine Partei, die beides zusammenführt, so wie allgemein die beiden Seiten mehr Dialog führen sollten, anstelle dieses kontraproduktiven Hick-Hacks.
Also sowas gibt es in meinem Freundeskreis auch nicht. Also es wird jetzt keiner in irgendeine Ecke gestellt viel mehr hat halt jeder seine Meinung. Nur weil jemand seine Meinung sagt, würde ich ihn jetzt nicht in irgendeine Ecke drängen. Ich habe einige Freunde, die finden die Entwicklung seit 2015 nicht so schön aber ich habe auch einige Freunde, die das gut finden. Natürlich gibt es auch den ein oder anderen der bei einem Thema etwas gereizter wird, da pass ich dann immer auf welche Themen ich genau anspreche.
In meinen Freundeskreis ist ganz unterschiedlich und kommt auch auf die Jahrgänge an. Vielleicht liegt das an den Erfahrungen die jeder für sich gemacht hat. Die älteren Freunde zum Beispiel haben gelernt, wenn am im Leben was erreichen will, selbst dafür zu kämpfen und zu sorgen. Viele sind auch der Meinung, dass seid dem EU Eintritt alles den Bach runter geht und sie zu sehr fremd bestimmt werden. Die jüngeren Freunde kennen die Zeiten vor der EU zum Teil nicht und kennen es halt nicht anders, dass man für sein eigenes Leben verantwortlich ist.
Ich bin so ein Mittelding, mir ist es egal ob ich innerhalb der EU an den Grenzen kontrolliert werde oder man Menschen aus Kriegsländern bei uns auf nimmt und ihnen für eine gewisse Zeit Schutz bietet, ist alles in Ordnung. Die meisten aus meinen Freundeskreis haben das Gefühl, dass die Großzügigkeit auch irgendwann ein Ende haben muss, weil es vielen in unserem Land auch nicht gerade gut geht.
Ein Beispiel ist, wenn ich meinen Rentenbescheid anschaue und mir überlege, was ich für 45 Jahre Arbeit bekomme und manche Partei fördert für Menschen, die noch nie was in die Rentenversicherung eingezahlt haben oder nie gearbeitet haben 1000 Euro Rente, wird mir ganz schön schlecht. Und das betrifft ja nicht nur mein Freundeskreis (Ältere und auch die Jüngeren), sondern auch Familienmitglieder und auch unsere Kinder.
Nicht nur im Freundeskreis gehen die Meinungen auseinander, sondern auch innerhalb der Familie, je nach dem wie und wo man großgeworden ist!
Darüber diskutiere ich nur selten. Mich interessiert nicht die politische Meinung, sondern ob ich mit jemandem auskomme. Viele Gruppen bleiben auch unter sich. Wir haben nicht umsonst Parallelgesellschaften. Solche Extreme wie Erdogan-Wähler lernt doch kaum einer kennen. Das finde ich schade.
In unseren Freundeskreis sind eigentlich alle ziemlich ähnlicher Meinung. Sicherlich darf man nicht zu viel diskutieren, da man im Detail doch unterschiedlich denkt. Wobei ich aber sagen muss, dass ich um Personen, die politisch zu engagiert sind, und damit meine ich wirklich verbissen, eher einen Bogen mache. Es gibt eben Menschen, mit denen man nicht diskutieren kann.
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