Sind Eltern noch Vorbilder für ihre Kinder?

vom 05.03.2016, 15:25 Uhr

Ich habe neulich einen Artikel über die "Sinus-Jugendstudie" gelesen. Eines der Hauptergebnisse der Studie war, dass immer weniger Jugendliche ihre eigenen Eltern als Vorbilder sehen. Laut dem Artikel, lässt sich dies vor allem auf die neuen Medien, also hauptsächlich auf das Internet zurückführen.
Mich würde nun interessieren, wie Ihr das seht, da für mich persönlich meine Eltern definitiv noch Vorbilder sind.

» jupla » Beiträge: 195 » Talkpoints: 0,45 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich kenne die Studie leider nicht, aber ich weiß, dass es bei Jugendlichen immer eine Phase gibt, in der sie die Eltern nicht mehr als Vorbilder betrachten. Fragt man die gleichen Jugendlichen zwei Jahre vorher oder nachher, oder aber in Abwesenheit ihrer Freunde, dann sieht das manchmal ganz anders aus.

Ich denke, Eltern sollten sich von solchen Ergebnissen nicht beirren lassen. Sie sind und bleiben für ihre Kinder prägend und sollten deshalb immer Vorbilder sein - auch wenn die Jugendlichen das eine Zeit lang nicht so annehmen wollen, wie Eltern sich das vielleicht wünschen würden.

Ob die neuen Medien wirklich Schuld daran tragen, kann ich nicht beurteilen. Meiner Meinung nach ist das, wie gesagt, eine normale Entwicklungsphase.

» tok_tumi » Beiträge: 837 » Talkpoints: 1,20 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich kenne diese Studie nun auch nicht und kann nur von mir selber sprechen, dass ich meine Eltern definitiv als Vorbilder sehe. Aber es kann schon sein, dass sich in der Generation nach mir, die mit Smartphones und dem Internet aufgewachsen ist, daran vielleicht etwas geändert hat. Sicher betrifft das nicht alle Kinder, aber ich habe schon einiges mitbekommen, dass Kinder ihre Eltern ziemlich respektlos behandeln und diese wohl auch nicht als Vorbild sehen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



@Barbara Ann: Ich finde nicht, dass das eine mit dem anderen zu tun haben muss. Ich selbst bin auch nicht mit Smartphones oder Internet aufgewachsen, dennoch sehe ich meine Eltern nicht als Vorbilder. Ich sehe sie höchstens als abschreckendes Beispiel, denn sie haben vieles gemacht bzw. tun es immer noch, was ich als eher negativ auffasse.

Das fängt zum Beispiel damit an, wie die Kinder behandelt werden und endet damit, wie sie sich dem Partner gegenüber verhalten. So möchte ich ganz bestimmt nicht leben. Das hat in meinen Augen nichts mit einer Kindheit im technischen Zeitalter zu tun, sondern nur mit dem Verhältnis zu den Eltern an sich.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Meine Eltern waren für mich nie Vorbilder. Meine Großeltern und Tanten hingegen schon. Ein Kind versteht schon, was "normal" ist und was nicht. Ich musste schnell feststellen, dass wir eher die asoziale Familie waren, jedenfalls vom Verhalten meiner Eltern. Wir wurden meist gemieden.

Meine Eltern prügelten sich die Köpfe ein, haben uns zusehen lassen und vieles mehr. Es war also für mich nie etwas dabei, was ich mir abgucken wollte. Deswegen habe ich sie nie als Vorbild gesehen, sondern meine Großeltern, wo es meist anders ablief. Sie hatten mehr Anstand, Respekt, benahmen sich in der Öffentlichkeit gut und waren angesehen.

Doch kurioserweise waren meine Freunde an meinen Eltern immer interessiert. Sie sind ja so locker, cool und alles. Das dies Nachteile hatte, die ich erst im jugendlichen Alter wieder an mir selber beheben konnte, weil ich nie wirklich eine Erziehung genossen habe, das sahen die Leute nicht.

Im Grunde habe ich mir Respekt, verbale Argumente ohne Gewalt & Co alles selber beibringen müssen. Mein Vater hat vor meinen Augen sogar meinen Lehrer geschlagen, weil ihm die Meinung nicht passte. Also wirklich was lernen konnte ich nicht! Deswegen nahm ich sie nie als Vorbilder. Ich habe sie lieb, weil ich es nicht anders kannte und mich dran gewöhnte, aber trotzdem war es im Nachhinein betrachtet alles nur unverantwortlich, naiv und dumm, was man mir zugemutet hat.

Ich glaube schon, dass viele Kinder ihre Eltern sowieso als uncool sehen. Gerade in der heutigen modernen sowie technologisch hoch entwickelten Zeit lassen viele sicherlich nicht zu, dass die uncoolen Eltern ihr Vorbild sein könnten. Es gibt aber sicher auch Ausnahmen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Meine Eltern sind für mich garantiert kein Vorbild. Wenn ich mir so ansehe, was sie alles falsch gemacht haben und wie sehr mich das beeinflusst hat, muss ich eigentlich immer nur das Gegenteil machen und liege absolut richtig. Ein Vorbild ist da wohl eher mein verstorbener Opa für mich, der mir wirklich gute Werte vorgelebt hat.

Ich denke, dass man nicht pauschal sagen kann, ob Eltern von heute noch Vorbilder sein können. Es kommt immer auf deren Persönlichkeit und auch deren Vorstellung von Erziehung an. Ich denke schon, dass es gute Eltern gibt, die ein Vorbild sein können. Man muss sich aber Mühe geben und ich denke, dass viele Eltern mit der ganzen Technik die Kinder von sich entfernen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Sind wir doch mal ehrlich, wer würde oder hätte als Jugendlicher seine Eltern als Vorbild angegeben und auch als Cool angesehen? Niemand, da die Studie mit pubertierenden Jugendlichen gemacht worden ist. Diese haben ganz andere Dinge im Kopf als die Eltern als Vorbild zu sehen sondern stecken mitten in der Rebellionsphase. Davon braucht man nicht erwarten, dass diese sich überhaupt Gedanken dazu gemacht haben wie sehr die Eltern sie geprägt haben.

So etwas kann man eigentlich erst im Erwachsenenalter sagen und selbst dort beurteilt man nicht objektiv sondern subjektiv. Es reicht schon aus, dass ein Geschwisterkind bevorzugt wurde und man selbst sich zurückgestellt und vernachlässigt gefühlt hat. Alleine das sorgt dafür, dass bereits angegeben wird meine Eltern waren keine Vorbilder für mich. Obwohl dieser Grund noch sehr albern ist.

Vorbildfunktion hört bei mir an einer komplett anderen Grenze auf. Nämlich immer dann, wenn man aus Überforderung seiner Rolle nicht mehr gerecht wird. Manche fangen an zu schlagen, andere geben ihre Kinder weg und andere lassen sie einfach unbeachtet in der Ecke stehen und entziehen die Aufmerksamkeit. Das ist etwas, wo ich sage solche Eltern sind keine Vorbilder. Alles andere sind Fehler die jeder macht, auch bei der Erziehung seiner eigenen Kinder läuft nicht immer alles Rund.

Aber solch eine pauschale Aussage wie, ich muss einfach immer nur das Gegenteil von meinen Eltern anwenden, funktioniert halt nicht. Man wird durch die Erziehung seiner Eltern geprägt und hat man selbst Gewalt erlebt, dann ist die Chance auch höher diese selbst an seine Kinder weiterzugeben in entsprechenden Situationen. Man kann es vermeiden, aber richtig macht man es jedoch nicht wenn man immer nur das Gegenteil macht, auch wenn man das aus Bockigkeit heute so sieht da es immer auf die Situation drauf ankommt.

Und ich finde schon, dass in manchen Fällen der Klaps auf den Hintern auch heute noch gerechtfertigt ist in der Erziehung, auch wenn andere Mütter darüber total schockiert sind, die Kinder es als unfair empfinden und die Gesetzeslage dazu auch eindeutig ist. Wenn es ein Kind jedoch nicht kapiert, dass man an einer stark befahrenen Straße nicht am Gehsteig turnt und auf die Fahrbahn hüpft, dann ist ein solcher Klaps auf den Hintern effektiver im Lernverhalten als es hundert mal zu sagen und am Ende doch das Kind unter dem Auto heraus kratzen zu müssen. Ich kann auch jeden Elternteil verstehen dem in dieser Situation die Hand ausrutscht auch wenn sie es eigentlich gar nicht wollen. Diese Kinder hüpfen hinterher nicht mehr dort herum und somit ist auch die Gefahr bei einem solchen Mist überfahren zu werden um einiges verringert, da dieses Erlebnis nachhaltig ist wenn es ansonsten nicht stattfindet.

Meine Eltern waren auch nie toll, mein Vater war nie da und wenn er mal da war, dann hat er uns nur geschlagen. Meine Mutter hat sich aus Frust über die dauernden Affären mit Alkohol zugeschüttet und sich um uns nicht gekümmert. Beste Voraussetzungen sind das nicht, wenn man in die Ecke gestellt wird. Positive Vorbilder würde ich sie dafür auch nicht nennen aber eben auch nicht Verurteilen es generell nicht gewesen zu sein. Denn durch dieses Verhalten was an den Tag gelegt wurde, ist ein sogenannte negativ Vorbild entstanden wie man selbst nicht sein möchte und so seine Kinder auch nicht erziehen will. Trotzdem bleibt es ein Vorbild, egal ob im guten oder im schlechten Sinne.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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