Sind die GEZ-Gebühren noch zeitgemäß?
Ich weiß es ist ein leidiges und nie enden wollendes Thema, aber ich möchte hier nicht einfach nur darüber diskutieren ob die Rundfunkgebühren abgeschafft werden sollten, sondern ob sie überhaupt noch zeitgemäß sind.
Genauso wie sich Menschheit und die Technik die sie nutzt verändert, hat sich auch vieles andere angepasst. Das klingt vielleicht etwas weit ausgeholt, trifft aber denke ich mal, im Kern der Aussage, den Nagel auf dem Kopf. Wir schauen jetzt schon so lange fern und obwohl sich die Art der Fernsehens grade in den letzten Jahren doch sehr stark verändert hat, sind die Art der Abgaben die wir dafür tätigen immer noch alt und längst überholt.
Immer mehr Menschen schauen sich nicht das normale Fernsehprogramm an, sondern schauen sich Ihre Serien und Filme On Demand oder in Bibliotheken an. Weil man dann auch einfach in der Lage ist, sich die Filme oder Serien, dann anzusehen wenn man wirklich die Zeit dafür hat. Das Leben hat sich in vielerlei Hinsicht geändert, aus diesem Grunde ist es für viele nicht mehr so einfach, sich die Dinge die sie interessieren, dann anzusehen wenn sie laufen, sondern später.
Ich denke grade in meiner Generation schaut kaum noch jemand das ganz normale Fernsehprogramm und das der Öffentlich-Rechtlichen schon gar nicht. Sie bieten nicht mehr unbedingt das Programm was die Menschen meiner Generation interessiert oder nur sehr selten. Und die Generationen nach mir, wachsen eh schon ganz anders mit dem Medium Fernsehn auf wie wir. Auch das private Programm hat nicht mehr unbedingt das zu bieten was man sich so vorstellt. Serien werden zum Teil einfach wieder abgesetzt, was aber nicht immer daran liegt dass die Einschaltquoten schlecht sind, weil es keinen interessiert, sondern weil die Sendeplätze meist auch schlecht gewählt sind. Zudem werden die Sendungen im privaten Fernsehprogramm auch teilweise mit zuviel Werbung zugeschüttet.
Meiner Meinung nach sollte man auch nur für das bezahlen was man sich auch wirklich ansehen will und nicht etwas schauen sollte um dann Gebühren dafür verlangen zu können. Aber man braucht sich nur die Zahlen ansehen, und man wird schnell feststellen, dass diese Gebühren wahrscheinlich nie abgeschafft werden weil die Einnahmequelle einfach zu gut ist. Wenn man bedenkt dass wir ca. 40.9 Mio Haushalte in den Deutschland haben von denen man Gebühren eintreiben kann und die sich bei 17,50€ im Monat belaufen, würden der deutschen Rundfunktanstalten 715,75 Mio € durch die Lappen gehen und dagegen werden die sich mit Händen und Füßen wehren.
Die Technik und damit auch die Wünsche der Zuschauer ändern sich oder haben sich sogar zum Teil schon geändert, daher denke ich sollten man darüber nachdenken diese Gebühren zu ändern oder sich dem Puls der Zeit und den Bedürfnissen der Zuschauer anpassen. Ich sage nicht dass die Gebühren abgeschafft werden müssen, das wäre auch Utopie, aber sie sollten angepasst werden und mit der Zeit gehen.
Kodi hat geschrieben:Immer mehr Menschen schauen sich nicht das normale Fernsehprogramm an, sondern schauen sich Ihre Serien und Filme On Demand oder in Bibliotheken an.
Genau auf diesen Zug der Zeit sind die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten mit ihren Mediatheken und online verfügbaren Diensten aufgesprungen. Auch dort kann man sich sozusagen sein Wunschprogramm zusammenstellen oder Sendungen, die man verpasst hat, noch einmal zu einem späteren Zeitpunkt online ansehen.
Die Frage nach der Berechtigung eines "Rundfunkbeitrages" stellt sich vor allem dann, wenn man überlegt, wie sich sonst ein Programmanbieter mit seiner gesamten Technik und dem Personal finanzieren könnte. Würde jetzt alles so wie in Amerika funktionieren, hätten wir auch bald gefärbte und gefilterte Informationen, die bestimmten Interessengruppen gefielen und eine Diskussion über "Fake News" produzierten.
Die "Privaten" finanzieren sich weitestgehend über Werbung, oder über Beiträge mit verstärkten Produktplatzierungen, die aber von den meisten Zuschauern doch im Programmablauf als störend empfunden werden. Auch lässt die Qualität der Programminhalte zu wünschen übrig. Man hat immer häufiger den Eindruck, dass in den Programmformaten auf kurzlebige Modetrends aufgesprungen wird, und dass die zur Mitarbeit auserwählten Zuschauer regelrecht vorgeführt werden.
Wenn man eine weitestgehend objektive Berichterstattung und fundierte Beiträge wünscht, kommt man um eine Gebührenpflicht nicht herum. Sogar die Schweizer hatten sich in einem Referendum letztendlich doch für eine solche ausgesprochen. Wie sorgfältig und kostensparend mit den Beiträgen umgegangen wird, könnte ein berechtigter Kritikpunkt sein. Dass ein Überschuss erzielt werden soll, halte ich für bedenklich.
Es wird ja damit argumentiert, dass man theoretisch auch über das Internet auf die Mediathek der Öffentlich-Rechtlichen zugreifen kann und nicht zwangsläufig auf den Fernseher angewiesen ist. Daher reicht es eigentlich schon aus, ein Smartphone oder einen Laptop zu besitzen und keinen Fernseher, um das Angebot (theoretisch) nutzen zu können. Aber da wir ja die Pauschale pro Haushalt haben, erübrigt sich dieser Diskussionsansatz.
Ich persönlich würde es besser finden, wenn man die Öffentlich-Rechtlichen zu einem Bezahlsender umfunktionieren würde ähnlich wie Sky. Soll heißen, dass alles mit einem Code gesperrt wird und wer sich das ansehen möchte, soll eben Gebühren zahlen, damit er das kann. Dazu wird es aber nie kommen, da das derzeitige Zahlungsmodell viel zu attraktiv ist und die Richter da nicht gerade unbeeinflusst entscheiden meiner Ansicht nach. Ich sehe jedenfalls keine gesetzliche Grundlage für das derzeitige GEZ-Modell.
Ich persönlich bin da eher altmodisch und finde das GEZ-Modell gut, weil es den Sendern die Möglichkeit gibt, auch weniger populäre Bildungsprogramme zu produzieren, für die sich in einem Bezahlmodell vermutlich zu wenige Zuschauer finden würden, die dafür bezahlen wollten. Ein reines Pay-per-View-Modell dürfte dazu führen, dass sich nur noch breitenwirksame Einheitsprogramme mit garantiert hohen Einschaltquoten durchsetzen werden.
Zwar hat man dieses Phänomen auch leider jetzt schon viel zu häufig bei den ÖR-Sendern, aber ich denke, diese Situation würde sich bei Abschaffung der GEZ-Gebühren noch weiter verschlimmern.
Ich bin ein Befürworter der GEZ-Gebühr, vor allem in der neuen Form als Haushaltsabgabe, unabhängig von der Zahl der vorhandenen Geräte. Obwohl ich so gut wie nie Fernsehen schaue , bin ich dennoch froh die Angebote der öffentlich-rechtlichen Sender zu haben, zum Beispiel die Tagesschau, die für mich eines der Seriösesten Nachrichtenformate ist. Darüber hinaus schaue ich gerne vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen produzierte Unterhaltungssendungen wie Extra 3, Neo Magazine Royale oder Heute-Show an und das fast ausschließlich in der Mediathek oder auf dem entsprechenden YouTube Kanal der Sender.
Auch beim Autofahren, vor allem bei längeren Fahrten, höhe ich gerne die Radiofeatures Deutschlandfunk. Obwohl in den vom Rundfunkbeitrag finanzierten öffentlich-rechtlichen Medien viele Sendungen und Angebote vorhanden sind, die mir nicht zusagen, zahle ich dennoch gerne den Rundfunkbeitrag, da es doch einige Angebote gibt auf die ich nicht verzichten möchte. Auch zahle ich den Rundfunkbeitrag gerne, da durch diesen Angebote wie die Mediatheken aufrechterhalten werden, die es mir möglich machen Sendungen auch nach Ausstrahlung im Fernsehen werbefrei im Internet anschauen zu können.
Wenn Zuschauer eine Wahl hätten, würden sie sich aber sicherlich eher für Programm mit Werbung entscheiden als für zusätzliche Gebühren. Die Idee, aus den Öffentlich-Rechtlichen Bezahlsender zu machen, finde ich daher gut. Wer es sehen will, kann dafür zahlen und alle anderen müssen nichts blechen. Ich finde auch nicht, dass das programm auf den privaten Sendern schlechter ist. Die Nachrichten auf Pro 7 oder Sat 1 sind nicht weniger gut als die Tagesschau.
Generell finde ich auch die Art, wie die GEZ erhoben wird, schrecklich. Ich habe an meinem Wohnsitz eine Firma angemeldet, schon bekommt man Post von der GEZ, dass man für die Firma extra zahlen müsse. Ich antworte denen, dass ich bereits für meine Wohnung an der gleichen Stelle zahle und wenn eine Firma keine gesonderten Räume hat, dann muss man dafür laut Rundfunkgebührenverordnung nicht nochmal was entrichten, da schicken die mir trotzdem einen Gebührenbescheid. Das finde ich so unverschämt. Schade, dass Köln so weit weg ist, sonst würde ich da mal persönlich auftauchen.
Zitronengras hat geschrieben:Wenn Zuschauer eine Wahl hätten, würden sie sich aber sicherlich eher für Programm mit Werbung entscheiden als für zusätzliche Gebühren.
Wirklich? Da hätte ich jetzt das Gegenteil vermutet. Ich persönlich kann werbefinanzierte Sender gar nicht leiden und schaue sie so gut wie nie an. Ich finde die ständigen Werbeunterbrechungen furchtbar, und außerdem gefällt mir auch das Programm dieser Sender nicht besonders gut.
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