Sind deutsche Restaurants nicht flexibel genug?

vom 04.10.2017, 06:56 Uhr

Als ich vor einigen Jahren in Tschechien Urlaub gemacht habe, ist mir eines aufgefallen: Man bestellt ein Hauptessen und kann seine Beilagen individuell zusammenstellen. Und dies gab es in jedem Restaurant, In Deutschland ist dies noch sehr selten. Bei einigen wenigen Restaurants kann man auch seine Beilagen selbst zusammenstellen, aber dies ist mir bislang erst in ganz wenigen Restaurants aufgefallen. Bei den meisten bestellt man ein Komplettgericht, bei dem Zusatzwünsche entweder zusätzlich bezahlt werden müssen oder aber es ist gar nicht erst möglich. Würdet Ihr häufiger Essen gehen, wenn man auch in deutschen Restaurants mehr Auswahlmöglichkeiten hat? Und würdet Ihr die Wahl der Beilagen besser finden?

» kowalski6 » Beiträge: 3399 » Talkpoints: 154,43 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Nur, weil es nicht explizit dazugesagt oder auf der Speisekarte aufgeführt wird, heißt das ja noch lange nicht, dass man seine Beilage nicht trotzdem nach individuellen Wünschen auswählen kann. Ein Restaurant, dass sowohl Schnitzel mit Pommes als auch Steak mit Bratkartoffeln im Angebot hat, wird sich kaum querstellen, wenn ein Gast ein Schnitzel mit Kartoffeln haben möchte. Bisher war es zumindest in den Lokalen, die ich besucht habe, nie ein großes Problem, eine bestimmte Komponente des Gerichts abzubestellen, zusätzlich zu nehmen oder auszutauschen. Wenn man höflich fragt, wird das meist möglich gemacht.

Außerdem ist es stark von der Art des Restaurants abhängig, wie flexibel das Angebot gestaltet wird. Gerade bei internationalen Spezialitäten sehe ich es sehr oft, dass man wahlweise Reis, Kartoffeln oder Brot als Beilage haben kann und dass das auch konkret so ausgeschrieben wird. Auch in einem Steakhouse ist es nicht ungewöhnlich, dass man gefragt wird, ob man lieber eine Ofenkartoffel, Pommes oder einen Salat als Beilage möchte. In gutbürgerlichen Restaurants wird in der Karte meistens ein kompletter Gerichtsvorschlag aufgeführt, bei dem man sich am bekannten Standard orientiert - also beispielsweise Grüne Soße mit gekochten Kartoffeln. Aber auch hier ist es durchaus möglich, stattdessen Bratkartoffeln zu nehmen. Ich würde daher die Annahme, dass deutsche Restaurants generell unflexibler sind, so nicht unterschreiben.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Als ich damals in Polen war, ist mir Ähnliches aufgefallen, aber ich kann nicht behaupten, dass ich dieses Vorgehen in deutschen Restaurants vermisse. Für mich fühlt sich das nämlich eher nach "Kantinenessen" an, wenn quasi von vornherein klar ist, dass man seine Mahlzeit nach dem Baukastenprinzip selber zusammenbasteln kann.

Ich fand es in dem Zusammenhang auch einerseits sinnvoll, andererseits befremdlich, dass auch oft Mengenangaben in der Speisekarte oder auf der Tafel dabeistanden, sprich, dass man exakt 0,5 Liter Suppe zu erwarten hatte. Das ist eine ganze Menge! So war man als Gast zwar einerseits informiert und vor Überraschungen gefeit, aber das kulinarische Erlebnis ist dennoch rein gefühlsmäßig eher von einer "Abfütterung" abgelöst worden. Andere Länder, andere Sitten, und jeder ist es eben anders gewohnt.

Ebenso finde ich nicht, dass deutsche Restaurants hier weniger flexibel sind, sondern sehe die angegebenen Beilagen eher entweder als Empfehlung oder als Standard an. Schnitzel beispielsweise gibt es bei mir in der Gegend immer entweder mit Pommes oder mit Kartoffelsalat, also schreibt man das eben gleich dazu. Aber das heißt ja nicht, dass Nudeln verboten sind. Und ehrlich gesagt gibt es in den meisten normalen, alltäglichen Restaurants doch sowieso immer die gleichen fünf Beilagen, und es hat für mich nichts mit "flexibel" zu tun, wenn man den Leuten die Wahl zwischen Pommes, Bratkartoffeln, Spätzle, Nudeln oder Reis lässt.

Bisher waren Umbestellungen in den Restaurants, die ich frequentiere (also durchaus eher bürgerlich-bodenständig), immer problemlos möglich. Dass die Wirtin im Landgasthof Hintermeier einen Euro dafür verlangt, dass man lieber Spätzle als Semmelknödel haben möchte, sehe ich auch nicht als "Abzocke", sondern eher als Servicegebühr an, und davon werde ich auch nicht arm, wenn ich mir Essen gehen überhaupt leisten kann.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich habe es in Deutschland noch nie erlebt, dass jemand nach einer anderen Beilage zu einem Gericht auf der Karte gefragt hat und, dass das dann nicht möglich gewesen wäre. In einem Restaurant, dass eine andere Beilage ablehnt, würde ich auf keinen Fall essen gehen. Das würde ja bedeuten, dass das Gericht nicht frisch für mich zubereitet wird.

Es spricht aber auch nicht unbedingt für gehobene Gastronomie, wenn das Restaurant nur einzelnen Komponenten und keine kompletten Gerichte auf die Karte setzt. Eigentlich sind die Komponenten eines Gerichts ja aufeinander abgestimmt und funktionieren zusammen am besten.

Es ist auch nicht richtig eine Pastasauce mit allen möglichen Sorten Nudeln anzubieten. Verschiedene Arten von Nudeln sind für verschiedene Arten von Saucen und Beilagen gedacht und wenn man das völlig willkürlich kombiniert und so auf die Karte setzt und dem Gast nicht zeigt, was zusammen gehört, hat man einfach mal keine Ahnung von der Materie und sollte dringend ein entsprechendes Buch lesen.

Ich kenne solche Restaurants aus dem Ausland teilweise auch und musste dabei immer an Mensa-Essen denken. Bei uns hat man sich damals einen Teller mit Fleisch, Wurst oder was auch immer geben lassen und danach hat man sich dann die Schälchen mit Beilagen und Salat geholt. Das war super "flexibel" aber kaum jemand findet Mensa-Essen besonders lecker.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich habe es bei deutschen Restaurants auch noch nicht oft gesehen, dass man sich sein Gericht individuell zusammenstellt, was eben die Beilage und Sauce und solche Dinge angeht. Aber wenn ich bei einem Gericht eine Beilage tauschen wollte und es die andere Beilage auch gab, dann war das bei mir meistens doch problemlos und auch ohne Aufpreis möglich und so kann ich gegen die Flexibilität deutscher Restaurants auch nicht viel sagen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich habe schon deutsche Restaurants erlebt, die sich richtig quergestellt haben, wenn man die Beilage tauschen wollte. Entweder man hat dann das genommen, was auf der Karte steht oder man musste sich die Wunschbeilage noch zusätzlich bestellen und dann halt separat zahlen. Das hat mich in so manchem Restaurant schon gewurmt.

Natürlich gab es das Problem bisher nicht in jedem deutschen Restaurant, aber ich habe es schon miterlebt, dass man nicht munter tauschen konnte und dann halt ein teureres Menü vertilgen musste und die Hälfte sozusagen auf den Müll geworfen hat, weil man zum Beispiel Pommes nicht mag und sie nicht so gerne isst.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12595 » Talkpoints: 13,30 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^