Sind antiautoritäre Männer bei Erziehung eher unbeliebt?
Ich habe mich vor kurzem mit zwei Bekannten A und B von mir getroffen die zufällig wieder in der Stadt waren. Beide haben schon Kinder, A hat einen 5jährigen Sohn und B siebenjährige Zwillinge. Beide sind berufstätig und hatten früher Tagesmütter für ihre Kinder. Inzwischen ist es so, dass diese von den Großeltern nach der Schule betreut werden oder noch zu einer Hausaufgabenhilfe gehen. Kinder in dem Alter sind bekanntermaßen nicht immer einfach und testen auch gerne die Grenzen der Eltern aus.
Nun ist es bei A so, dass ihr Sohn eher ruhig ist. Er macht nicht viel Quatsch und wenn doch, dann handelt der Vater oft immer sehr autoritär. Es gibt gerne schon mal einen Klaps auf den Po und wenn der Sohn etwas verbrochen hat, darf er auch kein Fernsehen, bekommt Hausarrest und dergleichen. A's Ehemann ist generell eher autoritär, er untergräbt die Autorität von A zwar nie, aber er sieht sich trotzdem quasi als ihren Beschützer. Auch sonst ist er in der Beziehung eher dominant und lässt sich von niemandem auf der Nase herumtanzen. Das wird durch sein Auftreten auch immer schnell klar.
B hat größere Probleme mit ihren Zwillingen, diese machen sehr viel Unsinn, gehorchen nicht und hören auch auf B nicht. Immer wieder kommt es vor, dass diese rausgehen, obwohl sie es nicht dürfen, heimlich süßes essen oder irgendwelche Dinge klauen und verstecken. B's Ehemann ist eher von der netten Sorte. Man merkt schon an seinem Auftreten, dass man es hier mit jemandem netten zu tun hat und leider merkt man es auch an der Erziehung. Ihr Ehemann kann nicht wütend auf die Kinder sein, er redet zwar mit ihnen und sagt ihnen, dass sie was falsch gemacht haben, aber diese nehmen ihn nicht ernst.
Sie sehen ihn auch eher als Freund an, zumal er schon mal verheimlicht hat, dass die Zwillinge in der Schule Ärger bekommen haben. Er ist nicht dazu in der Lage wirklich als Vaterfigur aufzutreten, sondern redet immer sehr lieb mit ihnen. B ist deswegen auch regelmäßig wütend auf ihn. Im Umkehrschluss ist sie dann die einzige, die wirklich mit den Zwillingen schimpft und es besteht kein Zusammenschluss der Eltern. Dadurch ist sie immer der Buh-Mann.
Wenn wir uns mal wieder über das Thema unterhalten, dann wird immer klar, dass alle A's Ehemann bewundern. Es geht nicht nur darum, dass er die Kinder gut erziehen kann, seine autoritäre Haltung den Kindern gegenüber kommt einfach sehr gut an. Ich habe bisher noch keine Frau getroffen, die das nicht gut gefunden hätte. Man bekommt eher das Gefühl, dass viele A's Ehemann auch sexuelle sehr anziehend finden und sein Auftreten einfach sehr attraktiv wirkt. Umgekehrt wird B's Ehemann eher bemängelt.
Bei mir selbst ist das ähnlich, ich habe auch einen eher dominanten Mann und könnte mir auch keinen anderen vorstellen. Ich mag es nicht besonders, wenn Männer sich alles gefallen und sich auf der Nase herumtanzen lassen, das kommt bei mir dann einfach weniger männlich an. Auf jeden Fall bin ich mir sicher, dass mein Freund ähnlich handeln wird, wie A's Ehemann und finde das auch gut so. Wie ist das bei euch, findet ihr Männer generell auch anziehender, wenn diese auch mal ein ''Machtwort'' sprechen können und in der Erziehung autoritär handeln? Oder ist euch das nicht wichtig?
Nein ich finde das nicht anziehend, sondern ganz im Gegenteil sehr abstoßend und ich halte mich auch fern von Menschen, die so sind. Mein Vater hat sich zu mir früher ganz ähnlich verhalten wie der Mann, den du als autoritär beschreibst. Er hat mich wegen irgendwelcher Kinderstreiche angemault und mit mir geschimpft, obwohl ich nur Kleinigkeiten verbrochen hatte oder manchmal auch gar nicht genau gewusst habe, was ich nun wieder falsch gemacht haben soll.
Dadurch hatte ich immer das Gefühl, dass er mich gar nicht leiden kann. Das hab ich ihm später auch mal gesagt. Er hat das zwar abgestritten, also er meinte, das stimme nicht, dass er mich nicht leiden konnte, aber ich hatte aufgrund dieses autoritären Verhaltens von ihm dennoch den Eindruck. Ich habe beispielsweise mal im Garten einen Strauch kaputt gemacht oder zusammen mit anderen Kindern den Kantor geärgert, bei einer Klassenarbeit mit schlechter Note die Unterschrift gefälscht usw. - was Kinder eben so machen. Und immer wurde ich deswegen vollgemault. Im Prinzip fallen mir lauter solche Episoden ein, wo ich eben etwas kindlich frech war und er mich deswegen angemault hat.
Meine Mutter fand viele meiner Streiche nicht so schlimm oder witzig, weil sie als Kind vermutlich auch nicht anders war, aber von meinem Vater gab es dann immer Gemecker und er ist manchmal auch sehr laut geworden. Ich habe mich dann immer zurückgezogen und eine Weile nicht mehr mit ihm geredet oder war traurig darüber, denn als Kind will man doch eigentlich gemocht werden.
Und genau das macht ja der Mann, von dem du schreibst. Wegen seines Verhaltens habe ich noch heute eine richtige Abneigung gegen meinen Vater, ich würde es nicht als Hass beschreiben, aber es kommt dem nahe. Er hat mir immer das Gefühl gegeben, dass er alles blöd fand, was ich machte und mich nicht mag. Da ist es auch egal, wenn er das abstreitet, aber ich kann den deswegen kein bisschen leiden und empfinde ihm gegenüber nur Abneigung.
Dabei ist der Mann in deiner Geschichte ja noch schlimmer, denn der schlägt die Kinder. Ja, Klaps auf den Po ist auch schlagen und mich hat niemand geschlagen. Ich glaube, wenn mein Vater mich geschlagen hätte, dann hätte ich mich irgendwann massiv gerächt. Aber wem es egal ist, ob seine Kinder ihn mögen, der kann das ja machen.
Zu viel Autorität erzeugt doch eher Angst bei den Kindern. Da ist es doch kein Wunder, wenn das Kind kaum Blödsinn anstellt. Und ich gebe hier Zitronengras recht, dass Kinder eben auch mal Blödsinn anstellen. Das habe ich gemacht und das machen auch meine Töchter. Ich habe ihnen nur mit auf den Weg gegeben, dass man da vorher abwägen muss, ob ein Schaden entstehen kann. Also kann etwas kaputt gehen oder jemand verletzt werden. Denn das ist eben ein No go.
So musste ich zum Beispiel letzte Woche doch grinsen, als morgens um 7 Uhr ein paar Kinder Klingelrutscher gespielt haben, als sie vom Bus zur Schule gelaufen sind. Unsere Klingel haben sie auch gedrückt, aber sie richten damit eben keinen Schaden an. Wobei ich nie eine Unterschrift gefälscht habe in der Schule. Ich konnte jede Note zu Hause zeigen ohne das mich Ärger erwartet hat und so halte ich das mit meinen Töchtern auch.
Allerdings ist eben der Mann von B in meinen Augen zu lasch, was die Erziehung angeht. Vor allem, wenn er gegen die Mutter handelt. Dass die Kinder dann die Eltern gegeneinander ausspielen und ihnen auf der Nase herum tanzen ist eine logische Folge davon. Da sollten die Eltern doch besser miteinander arbeiten und auch konsequent sein.
Genau, da schließe ich mich meinen Vorrednern an. Ich würde sogar sagen: zu viel Autorität ist der Ursprung von Terror. Das wird ganz gut beim Film "Das Weiße Band" veranschaulicht. Ich kenne auch beide Typen aus meinem Umfeld und muss dazusagen, dass ich mit keinem autoritären Typen befreundet bin. Denn meistens sind diese auch privat so drauf, was ich etwas anstrengend finde.
Allerdings finde ich den Mann von B auch zu lasch. Ich habe 3 Kinder und muss sagen, dass ich jetzt auch keiner bin, der immer gleich voll durchgreift, aber so was mit "decken" von Verstößen mach ich auf keinen Fall. Wir versuchen uns immer entsprechende LOGISCHE Konsequenzen einfallen zu lassen. Wenn z. B. das Kind beim Zähneputzen abends rum hampelt und Blödsinn macht, sodass es in die Länge gezogen wird, kann man eben keine Gute-Nacht-Geschichte mehr lesen. Dann läuft es vielleicht beim nächsten Mal anders ab.
Andererseits bin ich aber auch der Meinung, dass Kinder zum Teil von Natur aus schon einen gewissen Charakter haben, was ich bei unseren Kindern auch feststellen kann. Unser erstes Kind war schon immer unheimlich Willensstark, hat sich z. B. bei einem "NEIN" schon als 1jähriger auf den Boden geworfen und geschrien wie am Spieß. Zudem ist er recht lebhaft und wissbegierig. Unser 2. Kind ist wiederum recht gelassen, überraschend vernünftig für sein Alter usw.
Auch das muss man berücksichtigen, finde ich. Unsere Hebamme hat mal gesagt: "ihr braucht nicht glauben, dass ihr viel erziehen könnt, die haben ihren eigenen Kopf" und damit hat sie schon irgendwo recht.
Kinder lernen vor allem durch Konsequenzen und durch das entsprechende Vorleben der jeweiligen Verhaltensweisen durch die Eltern. Zudem ist es meiner Meinung nach so, dass Menschen schon geführt werden wollen. Ein bekannter Psychologe von mir hat mal gefragt, bzw. gesagt: "Was steckt denn im Wort Führung drin?".... "na FÜR jemanden". Und dazu zählen vor allem nicht Schläge, auch wenn es nur ein Klaps ist. Man sollte schon sinnvolle Konsequenzen finden.
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