Sich zu Sachen zwingen, die nicht unbedingt sein müssten?
Was man machen muss und was nicht, ist ja ohnehin immer Auslegungs- und Ansichtssache. Die meisten würden aber sagen, dass man beispielsweise arbeiten oder einkaufen gehen oder putzen muss. Dann gibt es noch Sachen, die absolut nicht sein müssen, zu denen man sich aber trotzdem hin und wieder zwingt.
Ein Freund von mir liest zum Beispiel nicht besonders gerne und auch nicht besonders oft. Er hat es sich jetzt aber fest vorgenommen, öfter zu lesen und zwingt sich da auch abends immer dazu. Im Prinzip würde er aber lieber eine Serie schauen oder im Internet surfen. Zwingt ihr euch auch manchmal zu Sachen, die gar nicht sein müssen, die ihr aber aus irgendeinem Grund als gut für euch erachtet? Weshalb und worum handelt es sich dabei?
Sicherlich habe ich auch nicht Lust einem Freund zwei Wochen lang bei Liebeskummer zuzuhören und selbstverständlich macht es mir auch keinen Spaß, dafür eine Stunde länger wach zu bleiben, weil man sich unterhalten will. Am Ende tut es aber der Freundschaft und mir auch gut, auch wenn man seine Zeit in diesem Moment besser nutzen könnte.
An manchen Tagen packt einen auch der innere Schweinehund und man muss sich einfach auch ein wenig zu Hobbies zwingen, wie ich finde. Man kann nicht jeden Tag energiegeladen und voller Tatendrang sein. Manchmal geht es einem auch einfach besser, wenn man etwas macht. Ja, manchmal zwinge ich mich zum Leben, finde es aber auch irgendwie normal.
Ich schaue auch nicht so gerne Filme, aber manchmal mache ich das mit anderen Leuten einfach, da man so eine gute Gruppenaktivität hat, die von den meisten Menschen als angenehm empfunden wird. Wenn ich alleine bin muss ich keine Filme schauen, aber zusammen reden, kuscheln und snacken ist auch ganz nett. Könnte mich natürlich auch distanzieren und eigenbrötlerisch sein, aber wozu?
Als introvertierter Mensch, der problemlos wochenlang auf dem Sofa versacken, lesen, surfen, Serien schauen oder handarbeiten könnte, muss ich mich öfter zu Tätigkeiten "zwingen", oder besser: aufraffen oder überreden. Schließlich sind Sozialkontakte außerhalb von Zeiten der Pest und Cholera eine gute und gesunde Sache, und wenn ich Freunde haben möchte, kann ich von ihnen nicht verlangen, sich nur zu meinen Bedingungen mit mir zu befassen.
Ähnliches gilt für Familienfeiern und "Anlässe" - wirklich Bock auf Uropas Hundertsten habe ich selten, aber ich möchte auch nicht, dass man mich komplett abschreibt und vergisst. Also tanze ich an, und oft genug wird es auch wirklich ganz nett, auch wenn ich hinterher meistens ziemlich erledigt bin.
Je nach Tagesform muss ich mich manchmal auch in den Hintern treten, um etwas Bewegung an der frischen Luft abzubekommen oder das Bad mal wieder zu entkalken oder ähnliches. Ich bin von Natur aus nicht gerade voller Energie und Tatendrang, sondern eher träge und phlegmatisch. Aber gewisse Dinge gehören für mich zum normalen Leben einfach dazu, sodass ich es nicht als "schlimm" empfinde, etwas mehr Anlauf zu brauchen als manch anderer.
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