Sich zu dick fühlen, obwohl man Kinderkleidung tragen kann?

vom 16.11.2016, 09:59 Uhr

Ich habe eine Bekannte, die häufig jammert, wie dick sie doch geworden sei. Dabei finden alle in ihrem Umfeld, dass sie nun eine gute Figur hat und nicht mehr so knochig aussieht, wie es einmal der Fall war. Diese Bekannte ist recht klein und kann so auch oft in der Kinderabteilung eines Bekleidungsgeschäftes einkaufen. Sie trägt dann auch Jeans oder Pullis, die eigentlich für Kinder gedacht sind. Allerdings sucht sie diese Sachen so aus, dass man nicht direkt sieht, dass es sich um Kinderkleidung handelt.

Trotzdem jammert sie, dass sie zu dick sein. Wir können das nicht verstehen und sind eben der Meinung, dass man nicht dick sein kann, wenn man in Kinderkleidung der Größe 170/176 passt. Sie sieht das aber nicht oder will das nicht wahr haben.

Könnt ihr verstehen, wie sich jemand dick fühlen kann, obwohl er Kinderkleidung tragen kann? Haltet ihr das für Jammern auf hohem Niveau? Würdet ihr das noch ernst nehmen?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Was hat die Länge der Klamotten mit der dicke zu tun? Wenn jemand kurz geraten ist und entsprechend eine Hose für Kinder noch tragen kann, da alles andere zu lang ist, muss das nicht automatisch bedeuten, dass jemand nicht dick ist. Es gibt genug Kinderkleidung die auch für fette Kinder gemacht worden ist. Dick ist man in der Breite, nicht in der Länge.

Was soll ich dazu sagen, meine Mutter ist 150 cm groß. Sie kann nirgendwo anders kaufen von der Länge her als in der Kinderabteilung. Schlank ist sie dabei absolut nicht und als ich sie zuletzt gesehen habe, hat sie locker 80 oder 90 Kilogramm auf die Waage gebracht. Dennoch passt ihr die Kinderkleidung, einfach weil es diese auch für dicke Kinder gibt. Ob sie sich dick fühlt oder nicht weiß ich nicht, der Kontakt besteht nicht mehr und ist mir auch ehrlich gesagt egal. Man sieht ihr das deutliche Übergewicht an.

Du schreibst aber auch davon, dass die Dame vorher nur aus Haut und Knochen bestanden hat. Klar haben diese Leute einen Schatten wenn auf einmal ein paar Kilogramm mehr auf der Waage sind und finden sich fett. Schau dir mal die Top Model an oder auch andere schlanke, die halten sich mit ihrem Normalgewicht für zu fett und posaunen das an jeder Ecke heraus. Manche wollen nur hören, dass das so nicht ist und andere nehmen sich selbst halt komplett anders wahr als das Umfeld.

Für mich ist das ein Anzeichen auf ein gestörtes Essverhalten in Kombination mit einer verdrehten Selbstwahrnehmung was hier zum Ausdruck gebracht wird, oder man möchte Aufmerksamkeit erlangen und Kommentare hören wie "du bist nicht fett".

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Die Länge der Klamotten sagt natürlich nichts darüber aus, ob deine Freundin/Bekannte zu dick ist oder nicht. Doch wenn man deinen Ausführungen folgt, dann sieht das wohl offenbar nur sie so und der gesamte Freundes- und Bekanntenkreis eben nicht. Es gibt da also offenbar unterschiedliche Meinungen, die sie nicht annehmen kann oder möchte, was ihre eigene Sicht des Körpers anbelangt.

Es gibt Menschen, die reden sich wirklich permanent ein, dass sie zu dick geworden sein. Warum sie das machen, kann viele Ursachen haben. Unter anderem ist das wirklich eine reine Unzufriedenheit. Manch einer lässt sich medial von den Magermodels beeinflussen und findet deswegen, dass man schlecht aussieht. Das muss man daher schon abwiegen, woran es bei ihr letzten Endes liegt, dass sie sich zu dick findet, obwohl ihr jeder erklärt, dass sie es ja gar nicht ist.

Es gibt wiederum Leute, die brauchen die tägliche Dosis Bemuterung oder Aufmerksamkeit. Das möchte ich ihr jetzt natürlich nicht unterstellen, aber die gibt es auch. Die es gar nicht oft genug hören können, wenn Leute sagen, du bist nicht dick. Hör doch auf, du bist schlank usw. Gibt es auch. Welcher Typ sie ist, das weiß ich natürlich nicht.

Ich wüsste aber auch nicht, was ihr noch machen solltet, weil ihr tut im Grunde schon alles, was möglich ist. Ihr sagt es ihr und mehr geht nicht. Sie sollte also lernen, selber an sich zu arbeiten. Wäre doch doof, so viel Energie für diese Quatsch-Aussagen zu verschwenden, wenn sie diese sinnvoll einsetzen kann und positiv für sich nutzen kann.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Mir erschließt sich die Logik hinter dieser Aussage offen gestanden nicht. Es wird sich doch oft genug darüber beschwert, dass viele Kinder zu dick wären, ich meine es wäre jedes zweite oder dritte Kind in Deutschland gewesen, was als zu dick angesehen wird. Dementsprechend wird die Kleidung auch angepasst, dass diese Kinder nicht als wandelnde Presswürstchen durch die Gegend laufen müssen. Warum sollte man dann besonders schlank sein, wenn man in Kinderkleidung pass? Ich denke nur, dass man besonders klein sein muss, wenn man Kinderkleidung trägt, aber mit der Körperfülle hat das in meinen Augen nicht viel zu tun.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Die großen Kindergrößen werden wahrscheinlich sogar weiter geschnitten sein als die kleinsten Größen für Frauen. Für XS und XXS wird nur die Weite des Schnitten nach unten angepasst, während für Kindergrößen wahrscheinlich proportional vergrößert oder verkleinert wird. So sieht es jedenfalls aus, wenn ich mal einen Kinderschnitt in den Händen habe.

Für mich klingt das jedenfalls nach gestörter Selbstwahrnehmung und einem gesteigerten Bedürfnis nach Aufmerksamkeit für die Figur. Auf der einen Seite fährt sie die "ich bin ja so schlank, ich kann in der Kinderabteilung einkaufen" Schiene und auf der anderen die "ich bin ja so dick, bitte sagt mir, dass ich nicht dick bin" Schiene. Wie wäre es, diese Themen einfach mal konsequent zu ignorieren?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich glaube schon, dass man es ernst nehmen muss. Ja, es klingt nach gestörter Selbstwahrnehmung. Und wir alles wissen, dass dies zu Magersucht führen kann. Man mag es sich als normaler Mensch kaum vorstellen, dass es so etwas wie eine gestörte Selbstwahrnehmung wirklich geben kann, aber ich selbst habe dies am eigenen Leibe erlebt und kann zwei Beispiele geben, wie das bei mir war.

Das erste Beispiel betrifft auch das Gewicht und die Figur des Körpers, aber genau anders herum als bei dem oben erwähnten Fall. Ich bin jetzt 54 und betreibe seit 35 Jahren ungefähr Kraftsport. Heute eher Fitness und Lifestyle früher in den Neunziger Jahren aber richtiges Bodybuilding mit Wettkämpfen. Ich war als Teenager eher schmal und dünn. Durch das Muskeltraining wurde ich im Laufe der Jahre immer schwerer und breiter. Aber ich nahm das nicht wahr. Als ich 35 Jahre alt war, da wog ich 105 Kilo ohne nennenswertes Körperfett bei 188 cm Körpergröße.

Zum Vergleich: Schwarzenegger wog 15 Kilo, wenn er in Normalform war und 107 Kilo schwer, wenn er total durchtrainiert auf einer Bodybuilding Bühne stand. In dem Film Conan wog er ungefähr 110 Kilo, ebenfalls bei einer Körpergröße von 187 cm. Ich wog also 105 Kilo und wenn mich Jemand anschaute und die Augen aufriss, dann bekam ich Komplexe, weil ich dacht er schaut, weil ich so ein schmaler Hering sei. Je breiter ich wurde umso schmächtiger kam ich mir vor. Ich hatte eine vollkommen falsche Selbstwahrnehmung. Diese falsche Wahrnehmung war auch die Motivation für mein hartes Training. Ich dachte immer, dass ich immer mehr trainieren müsse, um endlich nicht mehr schmal zu sein. Macht mal die Probe aufs Exempel und fragt einen Bodybuilder ob er abgenommen hat, weil er etwas schmaler als sonst aussieht. Entweder er fängt an zu weinen oder rennt sofort zum Spiegel.

Jetzt das zweite Beispiel, das vielleicht der eine oder andere nachvollziehen kann, weil er damit vielleicht mal persönlich konfrontiert war. Zum Fitnesswahn der Achtziger und Neunziger Jahre gehörte es natürlich auch, immer schön braun zu sein. Also ehrlich: damals hätte ich ins Sonnenstudio direkt einziehen können, so oft war ich dort. Und irgendwann einmal war ich der Meinung, dass ich total blass sei. Ich war gebräunt wie Roberto Blanco und wenn ich mal zwei Tage nicht in der Sonne oder im Sonnenstudio war, dann dachte ich, ich sei kalkweiß. Diese gestörte Selbstwahrnehmung habe ich nicht nur bei mir, sondern auch bei anderen beobachtet.

Und gerade das mit der Bräunung kann sehr gefährlich werden. Man sieht also, dass man eine gestörte Selbstwahrnehmung nicht einfach belächeln sollte. Und im Falle der Frau, die die Kindergrößen trägt sollte man sich durchaus Sorgen machen.

» Freidenker28 » Beiträge: 749 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde, dass das gar nicht gut klingt. Scheinbar hat sie schon ein Problem mit der Selbstwahrnehmung. Kinderkleidung ist an sich keine Garantie dafür das man schlank ist. Dafür muss man eigentlich nur klein sein, immerhin gibt es leider auch viele dicke Kinder und die rennen ja auch nicht nackt durch die Gegend, sondern haben auch Geschäfte, in die sie gehen können. Außerdem kommt es ja auch auf den Schnitt an sich an und nicht nur auf die Zahl oder den Buchstaben bei der Kleidergröße.

Die Selbstwahrnehmung ist bei vielen Menschen nicht gut. Einige fühlen sich zu dick, andere empfinden sich auch als zu dünn und das obwohl man oft einfach nur gut aussieht und sich freuen könnte.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Es handelt sich bei der Kleidung nicht mal um welche, die speziell für übergewichtige Kinder gedacht ist. Sie kauft diese in ganz normalen Läden wie Takko und H&M und ähnliche. Soweit ich das zumindest weiß. Ich weiß eben auch, dass sie die Kleidung in den Größen 164 bis 176 tragen kann. Sie ist klein und wirklich nicht dick. Daher finde ich es schon komisch, dass sie trotzdem immer noch meint zu dick zu sein. Eine Freundin meinte dann auch zu ihr, dass sie ja nicht dick sein könnte, wenn sie noch in Kinderkleidung passen würde.

Es mag natürlich sein, dass auch dicke Frauen noch in Kindergrößen passen, die speziell für übergewichtige Kinder hergestellt wurden. Damit habe ich keine Erfahrung.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Eine Kindergröße 164 bedeutet, dass die Kleidung für eine Körpergröße bis 164 Zentimeter gedacht ist, entsprechend ist 176 für eine Körpergröße bis 176 Zentimeter gedacht. Da müsste selbst ich noch rein passen, obwohl ich das Gegenteil von klein bin.

Deshalb gibt es Marken, die diese großen Kindergrößen gar nicht herstellen, weil Jugendliche, die so groß sind, eben auch problemlos in Erwachsenengrößen passen und weil es ja diverse Marken gibt, die sich mit ihren Designs speziell an Jugendliche richten.

Es macht für eine kleine Person also wirklich keinen Sinn eine große Kindergröße zu kaufen, die Sachen werden genauso zu lang sein wie die Kleider für Erwachsene. Allerdings gibt es für Erwachsene diverse Marken, die auch "petite" oder Kurzgrößen im Angebot haben.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich würde auch erst mal nicht behaupten, dass man zwingend schlank sein muss, weil man noch in Kinderkleidung hinein passt. Somit kann ich es mir auch vorstellen, dass dieses Argument bei deiner Bekannten entsprechend nicht wirklich viel bringt. Ich kenne es auch von Kinderkleidung, dass diese oft nicht so tailliert geschnitten ist. Darum würde ich das Argument auch nicht wirklich gebrauchen, wenn ihr eure Bekannte davon überzeugen möchtet, dass sie nicht zu dick ist.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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