Sich weniger bemühen, wenn man weniger Lohn bekommt?
Eine Bekannte von mir hat lange Zeit Nachhilfe gegeben und hat immer 15-20 Euro die Stunde bekommen. Nun hat die Mutter eines der Kinder mit ihr verhandeln wollen. Angeblich würden andere Studenten nur 10 Euro nehmen und sie wolle daher auch nicht mehr zahlen. Deswegen bekommt meine Bekannte für das eine Kind nun nur noch 10 Euro pro Stunde.
Meine Bekannte hat dadurch nun auch ihr Verhalten geändert. Das Kind schreibt sie beispielsweise auch außerhalb der Nachhilfestunden schon mal an oder ruft an, weil es Hilfe bei den Hausaufgaben braucht oder eine Frage hat. Das hat meine Bekannte vorher nicht berechnet. Nun reagiert sie nicht mehr auf die Anfragen des Kindes und ist auch nicht bereit Übungsaufgaben des Kindes außerhalb ihrer Arbeitszeiten zu korrigieren.
Würdet ihr euch in einem solchen Fall auch weniger Mühe geben, wenn ihr weniger Geld bekommen würdet? Oder würde sich die Qualität eurer Arbeit durch einen solchen Vorfall nicht ändern? Denkt ihr das es von Seiten der Mutter in Ordnung war, den Preis für die Nachhilfe zu senken, wo das Kind doch nun darunter leiden muss?
So ein Verhalten kenne ich zu gut. Bei meiner Arbeit im Institut habe ich auch nur das nötigste gemacht und war nicht sonderlich engagiert. Das lag auch an der miesen Bezahlung. Da bekam ich viel weniger als den Mindestlohn und das über 2 Jahre lang.
Das motiviert natürlich nicht besonders, mehr zu tun als man muss. Die Kollegen haben dann teilweise erwartet, dass ich dann sogar am Wochenende oder Abends nach Feierabend per Email oder Telefon erreichbar bin und sogar Extra-Aufgaben wurden von mir verlangt, obwohl ich vertraglich nicht dazu verpflichtet war.
Aktuell habe ich eine Stelle als SHK in einer Arztpraxis, in der auch ambulante Operationen durchgeführt werden. Hier ist die Bezahlung auch viel mieser als versprochen. Wegen meiner Qualifikationen wurde mir Anfangs ein Stundenlohn von 11 Euro versprochen und das war mündlich beim Vorstellungsgespräch.
Dann hieß es, dass ich viel mehr Stunden arbeiten muss als zunächst vereinbart wurden und dann wurde der Lohn auf 8,50 Euro pro Stunde gekürzt. Da fühlt man sich natürlich veräppelt, wenn erst 11 Euro versprochen werden und man im Endeffekt nur noch 8,50 Euro bekommt. Das demotiviert mich total und daher mache ich auf der Arbeit auch nur das allernötigste.
Natürlich ist es blöd, wenn man über den Preis verhandeln will und dann auch weniger bekommt, als man sonst nimmt, aber ich denke, dass das Kind nichts dafür kann. Das sind sicherlich die Eltern, die nicht so viel Geld haben oder sparen müssen und das Kind ist letztendlich der Leidtragende. Ich würde dann schon noch genauso arbeiten. Geld ist Geld und letztendlich kann man froh sein, wenn man überhaupt Arbeit hat.
Ich habe auch schon für wirklich wenig Geld gearbeitet, aber ich habe mich da nie beschwert, wobei ich auch wusste, was mich erwartet. Ich finde es auch nicht schlimm, wenn man für wenig Geld arbeitet, aber man muss eben die Bedingungen kennen. Weniger Mühe gebe ich mir deswegen nicht, weil ich es wichtig finde, dass man sein Bestes gibt und in einer Arbeit aufgeht. Immerhin ist es nun mal die eigene Arbeit und dann muss man sich da auch ins Zeug legen.
Ich gebe auch immer mein bestes, egal wie ich bezahlt werde. Das ist irgendwo so einprogrammiert Ich kann mich einfach nicht damit zufrieden geben, meine Arbeit nur "solala" zu erledigen. Aber viele haben damit ja kein Problem.
Ein unerfreulicher Job wird durch einen hohen Lohn nicht besser, ein toller Job bleibt auch mit wenig Geld ein toller Job. Geld motiviert Mitarbeiter nur sehr kurzfristig. Jemand, der seinen Job gerne macht, engagiert sich mehr als jemand, der den Job nicht mag. Geld ändert das nicht langfristig.
es ist ja vermutlich nur ein kleiner Nebenjob und den macht man nur, um Geld zu verdienen. Ich würde mich da auch nicht sonderlich ins Zeug legen, wenn ich weniger bekomme als vorher. Ich kann ja auch nicht zum Bäcker gehen und für die Brötchen nur noch die Hälfte bezahlen, weil die irgendwo anders billiger sind. Und da wird es den Bäcker herzlich wenig interessieren, welche finanzielle Situation ich habe.
Genauso sollte es jemanden, der Nachhilfe gibt, nicht interessieren, welche finanzielle Situation die Eltern haben. Wenn sie die 15 Euro nicht bezahlen können, dann sollen sie doch zu denen gehen, die es für weniger machen oder ihr Kind selbst unterrichten. Die Einstellung, immer das Beste zu geben, auch wenn es nicht entlohnt wird, finde ich zu unbedarft. Das ist der beste Weg, eines Tages im Burnout zu landen.
cooper75 hat geschrieben:Ein unerfreulicher Job wird durch einen hohen Lohn nicht besser, ein toller Job bleibt auch mit wenig Geld ein toller Job. Geld motiviert Mitarbeiter nur sehr kurzfristig. Jemand, der seinen Job gerne macht, engagiert sich mehr als jemand, der den Job nicht mag. Geld ändert das nicht langfristig.
Naja, so ganz teile ich diese Meinung nicht. Der Job kann von der Arbeit her noch so toll sein, wenn dieser finanziell nicht ausreicht und man entsprechend deswegen noch weitere Jobs annehmen muss, dann ist das schon demotivierend und führt auch zum Frust während der Arbeit. Dadurch leidet dann halt auch die Leistung, zum einen wegen der mangelnden Motivation zum anderen dadurch das man ebenfalls geschafft ist von dem Nebenjob der notwendig ist.
Es sollte in jedem Job das bezahlt werden, dass man auch von diesem einen Leben kann und nicht zwangsläufig in bestimmten Sparten gleich mehrere Jobs braucht damit man über die Runden kommt. Das würde sich dann auch an der Arbeit bei vielen bemerkbar machen.
Ich versuche schon in meinem Job das Mindestlevel zu halten, aber alles was darüber hinaus geht möchte ich entsprechend auch Entlohnt haben. So habe ich lange die Aufgaben des Wachleiters wahrgenommen, Urlaubspläne erstellt, Tauschgesuche angenommen, viel Papierkram gehabt usw. dafür gab es im Monat gerade einmal 50 Euro Brutto mehr. Dafür war ich jeden Tag, neben meiner eigentlichen Aufgaben, weitere vier Stunden eingespannt.
Das ist es einfach nicht Wert und entsprechend habe ich diesen Posten dann auch wieder aufgegeben nach kurzer Zeit. Versprochen wurde dafür auch mehr als was hinterher tatsächlich bezahlt worden ist, und das hat auch nicht gerade für Zufriedenheit bei mir gesorgt und auch die Vertrauensbasis zum Arbeitgeber erschüttert von meiner Seite aus.
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