Sich wann und weshalb als schlechten Menschen empfinden?
Manche Menschen sagen ja über sich selbst, dass sie sich als schlechten Menschen empfinden. Für eine solche Aussage kann es mehrere Gründe geben. Vielleicht haben sie erst kürzlich etwas getan, das sie bereut oder auch nicht bereut, aber definitiv als falsch empfunden haben. Oder es gab in ihrem Leben schon viele solcher Situationen, die zu dieser Denkweise geführt haben.
Habt ihr euch schon einmal selbst als schlechten Menschen empfunden oder bezeichnet? Wann kam es dazu und was war der Anlass? Seht ihr das noch immer so oder habt ihr eure Sichtweise mittlerweile ändern können? Wann ist jemand eurer Meinung nach ein schlechter Mensch?
Irgendwie ist man immer ein schlechter Mensch, denn wir leben alle auf den Knochen von anderen Menschen. Immerhin kann man nicht wirklich autark leben, wenn man ehrlich ist. Irgendetwas braucht man immer und nutzt damit in gewisser Weise andere Menschen aus und im schlimmsten Fall schädigt man sie durch die Dinge, die man kauft. Dennoch kann man immer nur die beste Version von einem selber sein und das versuche ich durchaus zu machen. Daher würde ich sagen, dass ich in Ordnung bin so wie ich bin.
Mir ist diese Denkensweise völlig fremd, sich komplett als guten oder in dem Fall "schlechten" Menschen zu sehen. Jeder hat doch irgendwann mitbekommen, dass bis auf einzelne Ausnahmen Menschen ein Knäuel aus guten und schlechten Eigenschaften darstellen, dass die Bewertung, ob etwas gut oder schlecht ist, meistens hoch subjektiv ausfällt, und dass man selber ein 08/15-Dasein ohne größere Ausreißer nach oben oder unten führt. Diese Art des Schwarz-Weiß-Denkens wird der Wirklichkeit in keiner Weise gerecht und ist in meinen Augen bestenfalls bei Kindern verständlich, die den Sinn für Nuancen noch nicht so ausgeprägt haben.
Ich habe natürlich wie jeder Mensch schon Dinge verbockt, Menschen verletzt und Schaden angerichtet. Und Scham, Reue und Demütigung deswegen empfunden. Ebenso habe ich auch durchaus ein paar Sachen schön hingekriegt, Menschen geholfen, Schaden verhindert und die Welt zumindest für ein paar Minuten ein bisschen besser gemacht. Und mich natürlich auch darüber gefreut. Aber weder habe ich mich komplett als "schlechten" noch als guten Menschen betrachtet. Ich bin ja kein statisches Konstrukt oder eine Figur in einem Film, die die Rolle der Heldin oder der Schurkin spielt.
Auch bei anderen Menschen bin ich nicht so schnell mit dem Urteil "schlechter Mensch" bei der Hand, da ich ja nie die ganze Geschichte kenne. Mord, Vergewaltigung, häusliche Gewalt und sonstige schwere Verbrechen kann man ja an sich getrost ausklammern, da in diesen Extremfällen die Sachlage klar ist. Aber bei ganz gewöhnlichen Menschen wie du und ich - wer bin ich da, dass ich jemanden pauschal als "schlecht" verurteile?
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