Sich verpflichtet fühlen, Besuch ständig zu beschäftigen?
Meine Mutter hat nun in letzter Zeit mit dem Gedanken gespielt, ihre Schwester für einige Tage zu sich einzuladen. Diese wohnt im Ausland, so dass sich die beiden extrem selten sehen. Allerdings verstehen sie sich ganz gut. Und da mein altes Zimmer nahezu ungenutzt ist, wenn ich nicht da bin, ist auch genug Platz.
Meine Mutter hat den Gedanken nun aber wieder verworfen, da ihr das einfach zu viel wäre, wie sie meinte. Sie meinte, sie hätte nicht die Zeit und Lust, sich rund um die Uhr mit dem Besuch beschäftigen müssen und keine Sekunde für sich zu haben. Außerdem müsste sie ihrer Schwester auch etwas bieten, so dass sie auch ständig etwas mit ihr unternehmen müsste, was ihr aber zu anstrengend wäre.
Ich kann die Bedenken meiner Mutter da nicht verstehen. Klar, wenn jemand für zwei Stunden bei mir ist, dann widme ich diese zwei Stunden auch ganz meinem Besuch. Aber bei einer Woche - und vor allem bei einer erwachsenen Person - muss diese ja nicht rund um die Uhr bespaßt werden. Fühlt ihr euch dazu verpflichtet, euren Besuch die ganze Zeit zu beschäftigen? Das wäre selbst mir als Besucher zu viel.
Ich halte das offen gesagt für eine lahme Ausrede. Man muss nicht rund um die Uhr aneinander kleben. Jeder Mensch braucht mal Zeit für sich und wenn die Schwester tatsächlich eine Woche bleiben sollte, wird ja in der Zeit auch mal das Bad aufgesucht für die Körperpflege. Will deine Mutter dann auch hinterher und ihre Schwester unterhalten, damit dieser beim Duschen nicht langweilig wird oder wie?
Ich hätte die Schwester in dem Fall zu mir eingeladen und wäre ganz normal dem Alltag nachgegangen. Man kann ja vor Ort fragen, was die Person machen möchte und einige Auswahlmöglichkeiten stellen wie zum Beispiel Zoo, Museum, Kino und dergleichen. Ich finde es befremdlich, wenn man ohne den Gast zu fragen jede Sekunde durchplant. Wer weiß, ob dieser sich da überhaupt wohlfühlen würde.
Sicherlich ist keine Sekunde alleine etwas dramatisch übertrieben dargestellt, aber im Kern stimmt es doch auch. Man fühlt sich als Gastgeber einfach verpflichtet und auch wenn der Besuch vielleicht eine Stunde länger schläft als man selbst oder mal im Bad ist, ist man dennoch die ganze Zeit nicht alleine. Ich kann mich noch erinnern, wenn wir früher immer meine Großeltern von weiter weg besucht haben, da wurde auch täglich ein kleines Programm abgespult. Meine Oma hatte allenfalls in dieser Woche Zeit für sich, wenn wir mal nachmittags alleine woanders hingefahren sind.
Ansonsten klebte man schon die ganze Zeit zusammen und es wurde jeden Tag gekocht, gegrillt, Kaffee getrunken, im Garten gesessen usw. Natürlich ist meine Oma dann auch ihrem Alltag nachgegangen, aber eben nicht wirklich alleine. Für manche Leute kann so etwas schon anstrengend sein. Und dann kommt es ja auch auf die Erwartungshaltung der Schwester der Mutter an, vielleicht ist sie ein anspruchsvoller Typ, der gerne viel unternehmen möchte. Oder die Mutter denkt das zumindest oder hat an sich selbst die Erwartung. So oder so, längerer Übernachtungsbesuch ist für viele schon auch neben der Freude mit Stress verbunden.
Ich warte als Besucher nicht, dass ich die ganze Zeit durch ein Bühnenprogramm geführt werde und mir wäre das auch zu anstrengend. Entsprechend verfahre ich ebenfalls mit meinem Besuch so, etwas findet gemeinsam statt, aber es gibt auch Zeiten in denen sich der Besuch alleine beschäftigen muss und auf mich verzichten, da es mir ansonsten auch zu viel werden würde.
Durchaus kenne ich aber anspruchsvollere Leute, die von morgens bis abends dann Unterhaltung einfordern. Mein Ex Partner war so einer, kaum waren wir irgendwo zu Besuch, dann wollte er Unterhaltung und konnte nichts alleine machen. Das ging Gastgebern und auch mir auf den Keks, denn Zuhause war er mit seinem Hintern nur an seinem Rechner festgeklebt und wollte nie raus, nichts ansehen und war zu nichts zu bewegen. Aber auf Besuch dann direkt ein Fass aufmachen wenn er sich mal 10 Minuten mit sich alleine befassen musste.
Die Eltern meiner Schwägerin sind ebenfalls so. Zuhause sitzen sie am liebsten vor der Glotze oder gammeln im Garten mit den Hunden ab. Kaum sind sie bei meinem Bruder und seiner Frau Zuhause, dann wird das Entertainmentpaket eingefordert von morgens bis abends. Das fängt schon vom Frühstück an, geht danach über Wanderungen, Kultur und Kino. Ich sehe auch immer, wie sehr das meinen Bruder und seine Frau nervt.
Aber im Gegenteil wenn sich mein Bruder mit seiner Frau so bei den Eltern auf Besuch hinstellen, dann bekommen die Eltern ihren Hintern ebenfalls nicht hoch und ein "macht ihr mal" ist die Antwort. Da wird dann auch unterschiedlich das wahrgenommen, da die Eltern sich nicht als Anstrengend oder gar den Stubenhocker sehen.
Es schadet sicherlich nicht, wenn man sich im Vorfeld ein paar Unternehmungen überlegt oder auch verschiedene Ziele, die man besuchen könnte. Aber es ist doch kein Job seinen Besuch dann ständig beschäftigen und auslasten zu müssen. Man kann sicherlich Vorschläge für Unternehmungen machen, aber als Pflicht würde ich das nicht betrachten.
Wenn ich länger irgendwo zu Besuch bin, dann verlange ich nicht, dass sich alle um mich kümmern und mir ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. Ich kann mich da durchaus auch mal alleine beschäftigen und genieße das dann auch. Ich denke daher auch, dass sich deine Mutter da zu viele Gedanken macht oder es eine gefundene Ausrede dafür ist, dass die Schwester doch nicht eingeladen wird.
Es sind ja nicht alle Menschen gleich. Nicht als Gastgeber und nicht als Besucher. Ich habe auch eine Freundin, mit der ich mich, als sie noch in der Nähe gewohnt hat, super verstanden habe. Da haben wir uns getroffen und anschließend ist jede wieder zu sich gegangen. Irgendwann ist sie aus beruflichen Gründen weggezogen und der Kontakt wurde weniger.
Irgendwann war sie hier in meiner Gegend wieder zu Besuch und hat ein paar Tage bei mir übernachtet. Es war so anstrengend! Weil sie wirklich erwartet hat, dass sie rund um die Uhr bespaßt wird, sie hat sich wirklich gar nicht selbst beschäftigt und das, obwohl ich keinen Urlaub hatte. Habe ich nichts mit ihr unternommen, hat sie permanent gemeckert. War das letzte Mal, dass sie bei mir übernachtet hat und unserer Freundschaft hat das auch nicht gut getan.
Ich glaube, es macht Sinn mit Besuchern vorher schon gemeinsam zu überlegen wie der Besuch ablaufen soll, dann weiß jeder, woran er ist.
Vielleicht wird das einfach unterschiedlich empfunden, aber wenn ich Besuch für eine längere Zeit hätte, dann würde ich mich nicht verpflichtet fühlen, diesen ständig zu beschäftigen. Bei Kindern ist das noch eine etwas andere Sache, aber bei einer erwachsenen Frau würde ich doch auch erwarten, dass man nicht ständig aufeinander klebt und auch mal etwas Zeit für sich hat.
Sicher überlege ich mir auch schon Sachen, die ich mit meinem Besuch machen kann, aber ich denke mal, dass es dem Besuch doch genauso unangenehm wäre, wenn ich ständig hinterher rennen und eine Beschäftigung vorschlagen würde. Vielleicht wäre es hilfreich, wenn deine Mutter das Thema bei ihrer Schwester mal ganz offen anspricht. Dann wüsste sie es, wie ihre Schwester sich einen Besuch vorstellen würde und ob das etwas für sie wäre oder eher nicht.
Ich finde, dass es wirklich nicht notwendig ist, seine Gäste rund um die Uhr zu bespaßen. Klar, wenn jemand zu Besuch kommt, sollte man sich ein bisschen Zeit für ihn oder sie nehmen und sich um ihn oder sie kümmern. Aber das bedeutet nicht, dass man seine gesamte Zeit damit verbringen muss, den Besuch zu unterhalten. Schließlich hat jeder auch noch ein eigenes Leben, das weitergeht. Es ist wichtig, dass man sich Zeit für sich selbst nimmt, um sich zu erholen und zu entspannen.
Wenn ich Besuch bekomme, finde ich es wichtig, dass man sich auch mal alleine beschäftigen kann. Es muss ja nicht immer eine gemeinsame Aktivität sein. Vielleicht möchte man einfach mal ein Buch lesen oder ein bisschen im Internet surfen. Wenn ich Besuch bekomme, versuche ich, ein paar Aktivitäten zu planen, die uns beiden Spaß machen, aber ich achte auch darauf, dass wir genug Zeit für uns haben, um uns zu erholen.
Es ist auch wichtig, dass man mit dem Besuch kommuniziert, was man sich vorstellt. Wenn man keine Zeit hat, sich ständig um den Besuch zu kümmern, dann sollte man das auch sagen. Vielleicht gibt es ja auch andere Aktivitäten, die man gemeinsam machen kann, die aber weniger anstrengend sind. Man kann sich auch überlegen, ob man gemeinsam etwas kochen oder essen gehen möchte. Oder man kann dem Besuch auch ein paar Tipps für Aktivitäten in der Umgebung geben, die er oder sie alleine machen kann.
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