Sich über Rüpeleien nicht mehr aufregen schon normal?

vom 01.04.2017, 16:42 Uhr

Ich muss sagen, dass ich in den letzten Jahren das Benehmen von Leuten in der Öffentlichkeit zum Schlechteren gewendet hat. Leider fahren schon sehr viele Leute mit ihren Hunden ohne Maulkorb in den ÖPNVs, Leute steigen schon ein, obwohl fast alle noch im Bus sind oder Leute stellen sich gleich vor einen hin, nur weil man beim Warten auf den Bus nicht schon an der Bordsteinkante klebt.

Früher habe ich mich teils bei den Leuten empört, aber das Benehmen der Leute hat schon so sehr nachgelassen, dass dies völlig sinnlos wäre. Ich lege letztens dem Hund einen leichten Tritt verpasst, weil der Hund ohne Maulkorb meine neuen Stiefel ablecken wollte und ich das unappetitlich finde. Ist es schon ganz normal, wenn man Sich sich über Rüpeleien nicht mehr aufregen will? Habt Ihr auch schon so ähnliche Wahrnehmungen gemacht und wie sahen diese im Detail aus.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Das finde ich aber schon etwas gemein, wenn du den Hund trittst. Du hättest doch den Fuß auch wegziehen können, wenn du nicht willst, dass er an deinen Stiefeln leckt. Das hätte doch auch gereicht oder? Deswegen muss man doch das Tier nicht treten. Das hätte auch nach hinten losgehen können, wenn der Hund dadurch aggressiv wird und dich beißt. Und das hätte ich dann schon als deine Schuld gesehen - wer den Hund tritt, müsste sich nicht wundern, wenn er beißt.

Beim Busfahren ist es letztlich eine Ermessenssache. Als ich noch mit dem Bus gefahren bin, da wollten oft mehr mit, als schöne Plätze vorhanden waren. Ich wollte beispielsweise gerne vorne sitzen und natürlich alleine auf einem Zweierplatz, denn wer will schon drei Stunden Fahrt neben einem Fremdem verbringen. Es hält einem aber niemand einen schönen Platz frei. Also entweder sorgt man dafür, dass man unter den ersten ist, die einsteigen und sichert sich seinen Platz oder hat das Nachsehen.

Das ist überall im Leben so. Wenn man was haben will, muss man sich darum kümmern und kann nicht hinterher jammern, dass sie anderen aber so unhöflich sind und einem nicht das goldene Tablett vor die Nase halten.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Wo ist nun das Problem darin, dass man den Hundehalter anspricht und darauf hinweist, dass man seine Stiefel nicht abgeleckt haben möchte von seinem Hund. Da muss man einen Hund nun wirklich nicht treten und ich hätte es dir schon gegönnt, wenn sich dieser in deiner Wade verbissen hätte alleine für das treten, was ebenfalls Rüpelhaft und ohne jeden Anstand, Würde und Respekt ist.

Und was willst du nun machen? Das bringt die moderne Gesellschaft mit sich, dass man nur noch auf sich selbst achtet und den Rest ausblendet. Ellenbogen raus, erstmal ich und dann alle anderen. Ob das nun beim Bus fahren oder auch in der Bahn ist, spielt keine Rolle. Am meisten wird dann natürlich gejammert, wenn man den Bus nicht erwischt hat und warten musste weil die bösen anderen alles blockieren oder sich trauen auch mit der Bahn zu fahren die man selbst für sich auserkoren hat. Haben die anderen kein Recht darauf auch mit der Bahn zu fahren?

Ich wüsste nicht wo das Problem ist. Klebt jemand direkt am Bus und die Leute wollen aussteigen, dann macht man seinen Mund auf und bekommt das in den Griff. Gleiches auch für Hunde die einen beschnuffeln und ablecken wenn man das nicht möchte, oder auch der nervige Trolli von Oma der einem dauerhaft in die Hacken geschoben wird. Sprache kann da helfen, man muss dazu aber seinen Mund aufmachen.

Hier kann ich dir sagen das sich hauptsächlich die Generation Smartphone komplett daneben benimmt in den Verkehrsmitteln die vor lauter Smartphone nichts anderes mehr mitbekommen von ihrer Umwelt. Hunde werden angeleint, auf sie geachtet, die Oma bekommt Hilfe mit ihrem Trolli wie auch die Mutter mit Kinderwagen. Ist es mal enger, dann reißt man einen Witz und lacht drüber, kommt man nicht raus weil da schon wieder 10 Schüler stehen und um die Tür drängeln, macht man den Mund auf und schon ist Platz und die stehen artig in einer Reihe. Rege ich mich darüber nur auf und spreche es nicht aus, dann wird auch nichts besser daran werden.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich finde es absolut bescheuert von dir, dass du lieber einen Hund trittst statt deinen Fuß wegzuziehen und dem Besitzer darauf hinzuweisen, dass er doch mal bitte auf seinen Hund achten soll. Zumal dich der Hund dann auch hätte beißen können.

Ich denke, dass es überall blöde Leute gibt, die sich nicht zu benehmen wissen, das war aber auch schon immer so und wenn man nichts sagt, kann man eben auch nicht gehört werden. Wenn mich etwas stört, dann spreche ich es an und rege mich nicht später über irgendwelche Missstände auf. Es ist nun mal so, dass nicht alles immer gut läuft, aber was einen stört ist für den anderen vielleicht nicht schlimm, darüber muss man dann einfach reden.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Lieber Celles, das rüpelhafte Verhalten von anderen Fahrgästen muss nicht auf dich abfärben, das arme Tier hättest du wirklich nicht treten müssen, da bekomme ich Mitleid mit dem Hund. Das Tier kann auch nichts dafür, wenn das Herrchen oder Frauchen nicht auf ihn aufpasst und er dir zu nahe kommt, obwohl du das nicht möchtest. Trotzdem kannst du auch den Mund aufmachen und dich beim Hundehalter beschweren.

Ja, ich denke auch, dass sich die meisten Menschen rücksichtslos verhalten. Neulich stand ich im Supermarkt vorm Regal und habe etwas gesucht, es dauert bei mir länger, da ich in meinem Wunschheimatland nicht meine Muttersprache spreche. Ich wurde von einem jungen Mann zur Seite geschubst, weil er im Supermarkt arbeitete und das Regal einräumen wollte. Das finde ich nicht okay, aber darüber ärgere ich mich nicht mehr, ich habe laut geschimpft und bin gegangen.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich muss sagen, dass ich dich einerseits schon verstehen kann, dass wir einfach in einer Gesellschaft leben, in der viele Menschen nur an sich selber denken und Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme nicht mehr groß geschrieben wird. Allerdings muss ich sagen, dass ich trotzdem auch dein Verhalten rüpelhaft finde.

Der Hund konnte doch nichts dafür und treten muss man ihn nicht. Wenn dich das Verhalten stört, musst du dich an den Besitzer wenden, damit dieser die Leine kürzer fasst oder so. Aber sich selber rüpelhaft zu verhalten, kann für mich nicht die Lösung sein, wenn man sich insgeheim eben doch über das rüpelhafte Verhalten der anderen Menschen aufregt.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich finde, dass man sich nicht über Dinge aufregen sollte, die man eh nicht ändern kann. Dadurch bekommt man nur graue Haare, Falten und die Lebensqualität sinkt, da man immer nur das schlechte im Leben sieht und sich darüber ärgert und nicht auf die positiven Dinge achtet. Das kann durchaus einige Zeit in Anspruch nehmen, aber es lohnt sich eben, sich umzustellen.

Ich meine, man wird eh nicht ändern können, dass die Erziehung von Hunden oder irgendwelchen Kindern nachträglich besser wird, nur weil man sich darüber beschwert. Oftmals wird man nicht mal ernst genommen. Seien wir ehrlich: welcher Hundebesitzer oder welches Elternteil wäre begeistert davon, wenn man diese anspricht und ihnen Erziehungstipps gibt?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich glaube nicht, dass das allgemeine "Benehmen" früher so viel besser war und ehrlich gesagt nervt es mich immer, wenn die Leute so tun, als hätten sie in ihrer Jugend jedes Ömchen persönlich über die Straße getragen und immer brav einen Knicks und Diener gemacht. Außerdem finde ich es schon verdächtig, dass sich immer die "anderen" in der Öffentlichkeit schlecht benehmen. Ich habe schon Punks, Schulmädchen, Anzugträger und Greisinnen mit Dauerwelle erlebt, die auf ihre Umwelt mal so gar keine Rücksicht genommen haben.

Und wenn ich mit mir selber ehrlich ins Gericht gehe, bin ich auch oft genervt und nicht gerade top rücksichtsvoll, wenn mal wieder jemand den Weg versperrt oder sich mit einem 40-Kilo-Koffer abmüht, obwohl der Aufzug in Sichtweite ist. Zwar schubse ich niemanden die Treppe hinunter, aber hinten und vorne zu helfen und jedem, der älter/jünger/dicker/dümmer ist als ich, den Vortritt zu lassen, obwohl ich auch irgendwann ans Ziel kommen muss, habe ich mir im Lauf der Jahre auch eher abgewöhnt. Deswegen steht es mir auch nicht zu, mich groß aufzuregen oder mit dem Finger auf Leute zu zeigen, die sich nicht sofort zur Brezel schlingen, um das Anspruchsdenken anderer zu befriedigen.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich kann deine Frustration durchaus verstehen, denn auch ich habe das Gefühl, dass das Benehmen von Menschen in der Öffentlichkeit in den letzten Jahren schlechter geworden ist. Ich denke, dass es viele Gründe dafür gibt, wie z.B. die zunehmende Anonymität in großen Städten, der Stress im Alltag und auch das Gefühl, dass es immer weniger Regeln gibt, an die sich alle halten müssen.

Ich habe auch schon ähnliche Erfahrungen gemacht wie du, z.B. dass Leute in der U-Bahn laut telefonieren oder sich breitbeinig auf die Sitze setzen, so dass kein Platz mehr für andere ist. In solchen Momenten bin ich oft verärgert und frustriert, aber ich habe gelernt, dass es wenig Sinn hat, sich darüber aufzuregen oder sich gar zu rüpelhaftem Verhalten hinreißen zu lassen. Das kann schnell eskalieren und am Ende fühlt man sich nur noch schlechter.

Stattdessen versuche ich mich auf die Dinge zu konzentrieren, die ich selbst beeinflussen kann, wie z.B. mein eigenes Verhalten. Wenn ich mich höflich und respektvoll verhalte, kann das oft dazu führen, dass andere mir gegenüber ebenfalls höflich und respektvoll sind. Und wenn ich mich doch einmal über jemanden ärgere, versuche ich mich auf meine eigene Atmung und meine Gedanken zu konzentrieren, um mich zu beruhigen.

Ich denke, dass es wichtig ist, dass wir uns alle bewusst werden, wie unser Verhalten das Verhalten anderer beeinflusst. Wenn wir alle ein wenig mehr Rücksicht aufeinander nehmen, können wir dazu beitragen, dass sich das Verhalten in der Öffentlichkeit wieder verbessert.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


So viel schlechter ist das Benehmen nicht geworden. Gestern wurde zum Beispiel ein Video auf facebook hochgeladen, wo sich Jugendliche von vielleicht 13 bis 15 Jahren hier in der Stadt geprügelt haben. Das gab es schon zu Zeiten von meinen Eltern. Selbst zu meiner Zeit gab es jedes Wochenende auf den Dorfdiscos entsprechende Schlägereien.

Und wer meint dass der Hund schuld ist, wenn dieser sich nicht zu benehmen weiß, der denkt sicher auch, dass die Jugend sich selbst erzogen hat. Nein, da ist der Halter der Verursacher und den hätte der Tritt dann treffen müssen. Aber mit zunehmenden Alter verändert sich eben auch die Sicht auf die Dinge. Was man früher toleriert hat, stört heute und umgekehrt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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