Sich über Rezeptverbesserungen anderer freuen oder ärgern?

Ich habe kürzlich in einem Artikel gelesen, dass es als sehr unhöflich gilt, wenn man ein Rezept von jemandem bekommt und der Person dann später Verbesserungsvorschläge zum Rezept vorlegt. Auch wenn es gut gemeint ist und man vielleicht sogar eine Zutat oder Alternative bei der Zubereitung gefunden hat, die allen schmeckt, sollte man das der Person lieber nicht sagen. Über so etwas ärgert sich insgeheim jeder darüber, dass man das Original nicht zu schätzen wusste.

Ich habe das noch nie getan, fände es aber jetzt nicht wirklich schlimm, wenn jemand ein Rezept abändert und mir davon erzählt, dass man sich nicht immer genau an die Vorgaben hält ist doch auch normal. Die meisten Rezepte habe ich ja auch nicht selbst erfunden. Bei einem alten Familienrezept oder meinem Lieblingsgericht wären mir die Vorschläge vermutlich egal, die Sachen tragen den Geschmack der Erinnerung und bleiben so, aber gekränkt wäre ich auch nicht unbedingt denke ich.

Findet ihr, dass man Leuten, die einem ein Rezept weitergegeben haben, keine Verbesserungen vorschlagen darf? Oder sollte das kein Problem sein? Würdet ihr euch unter Umständen darüber ärgern oder sogar freuen, wenn die Änderung eine Bereicherung ist?

Für mich ist es immer eine Frage der Art und Weise, wie diese Verbesserungsvorschläge vorgebracht werden. Einen gut gemeinten Rat, wie man die Konsistenz, Würze und Zusammensetzung noch optimieren kann, nehme ich immer gerne an, denn ich möchte meine Kochkünste schließlich auch verbessern und in den vollen Genuss meiner Gerichte kommen. Knallt man mir aber relativ unsensibel vor den Latz, dass mein Rezept unvollkommen ist und erst durch die Variation wirklich lecker wird, dann stößt mir das schon ein wenig negativ auf.

Geschmäcker sind sowieso verschieden, und was der eine als wertvolle Ergänzung ansieht, macht dem anderen vielleicht den Genuss zunichte. Eventuell mag eine Person auch einen Teil der Zutaten nicht und ersetzt sie deswegen durch andere, ohne aber den Hintergedanken zu haben, dass er die Rezeptur damit verbessert. Es muss letztendlich also ohnehin jeder für sich abwägen, wie und ob er die Kritik annimmt; aber solange sie konstruktiv und freundlich formuliert ist, störe ich mich im Allgemeinen nicht daran.

Ich denke auch, dass es darauf ankommt, um was für eine Änderung es sich handelt und wie es einem mitgeteilt wird. Wenn ich nach einem Rezept gefragt werde, dann nehme ich schon an, dass es der Person geschmeckt hat, was ich gekocht oder gebacken habe. Und wenn eine wirkliche Verbesserung an mich herangetragen wird, dann bin ich die letzte, die deswegen sauer ist.

Natürlich kann ich es verstehen, dass es dann Menschen gibt, die eher dünnhäutig reagieren, aber ich muss auch sagen, dass ich nicht den Anspruch an mich habe, eine perfekte Köchin zu sein. Wenn die Änderung also eine wirkliche Bereicherung für das Gericht ist, dann würde ich mich schon freuen, wenn mir das auch mitgeteilt wird.

Spontan muss ich da an einen Bildwitz denken, den ich irgendwo mal sah und wo die eine der anderen Person mitteilte, dass ihr Rezept schon wirklich toll gewesen wäre, aber eben nur dank einiger kleiner Abwandlungen, die sich dann als komplettes Ummodeln und Umwerfen aller Zutaten rausstellten.

Ich selbst bin in der Sache mit dem Kochen absolut uneitel, vielleicht auch, weil ich ohne große Ambitionen bin. Gelegentlich ist es aber selbst mir schon passiert, dass Rezepte übernommen worden sind, das überrascht mich dann schon vielmehr als alles andere, weil ich eher die Anti-Köchin bin. Ich bin dann eher überrascht, wenn etwas nicht furchtbar geworden ist und sogar das Interesse anderer Menschen wecken konnte, damit ist meine Eitelkeit genügend abgegolten.

Wenn dann noch jemand eine gute Idee hat, wie man die Sache weiter verbessern könnte, nehme ich das auch dankbar und interessiert auf. Allerdings sind meine Rezepte ohnehin keine Eigenkreationen, sondern maximal aus dem Internet übernommene Anweisungen mit eigener Abwandlung.