Sich über Geschenk freuen, aber dennoch sauer deshalb sein?
Meine Freundin hat ihrem Freund eine Kaffeevollautomaten zum Geburtstag geschenkt. Dieser war sehr teuer, weshalb meine Freundin auch lange dafür gespart hat. Sie wusste jedoch, wie sehr ihr Partner sich diesen Automaten gewünscht hatte und damit auch, dass er sich darüber freuen würde.
Das hat er dann auch - gleichzeitig soll er wohl jedoch auch "sauer" auf meine Freundin gewesen sein, weil diese einfach so viel Geld für ihn ausgegeben und deshalb auch darauf verzichtet hat, sich selbst den einen oder anderen Wunsch zu erfüllen. Ging es euch auch schon einmal so, dass ihr euch über ein Geschenk gefreut habt, jedoch gleichzeitig sauer auf die entsprechende Person wart, die euch das geschenkt hat?
Tatsächlich war ich vorletztes Weihnachten wegen einem recht ähnlichen Grund ziemlich sauer auf meinen Freund. Wir schreiben uns jetzt schon seit Jahren vor besonderen Anlässen Wunschlisten, auf denen wir alle unsere aktuellen Wünsche notieren, damit der jeweils andere sich etwas davon aussuchen kann. So vermeiden wir, dass etwas unnötiges und ungeliebtes verschenkt wird, bewahren aber dennoch den Überraschungseffekt.
Mein Freund hat sich allerdings nicht an unsere Abmachung gehalten und mir kurzerhand die komplette Wunschliste anstatt nur einen Teil davon bestellt, sodass sein Geschenk an mich entsprechend sehr viel größer und teurer ausfiel als meins an ihn. Ich habe mich natürlich über all die Sachen gefreut, mich aber gleichzeitig total schlecht und vorgeführt gefühlt, weil ich für ihn nur zwei Sachen hatte und bei der Bescherung im kompletten Familienkreis zum Schluss die einzige war, die immer und immer noch am Auspacken war. Später habe ich ihm das auch rück gemeldet und wir haben die Sache geklärt. Mir ist schon klar geworden, dass er es nur gut gemeint hat, aber er konnte auch nachvollziehen, dass mir die Situation vor seiner Familie total unangenehm war.
Ich habe das durchaus auch schon gehabt, dass ich etwas sauer war, weil so viel Geld für mein Geschenk ausgegeben wurde. Bei mir war es da der Fall, dass wir uns gesagt haben, dass wir uns nur eine Kleinigkeit schenken wollen und mein Mann dann mit einem wirklich sehr teuren Geschenk ankam und ich eben wirklich nur diese Kleinigkeit hatte. Das war mir dann selber auch unangenehm, aber es war ja auch so ausgemacht. Letztendlich habe ich mich aber auch viel mehr über das Geschenk gefreut.
Einer der Gründe, wieso ich die Schenkerei unter Erwachsenen so hasse: Irgendwas geht immer schief. Ich würde mich auch ärgern, wenn ich vorher vereinbart hätte, dass nur eine "Kleinigkeit" geschenkt wird, und dann stehe ich mit Socken da und jemand anders mit einem neuen Thermomix und erwartet auch noch, dass ich mich darüber freue.
Ich bin auch nicht der Typ für "Ich freue mich schon, aber...". Auf den ganzen Konsumkram ist gepfiffen, wenn offensichtlich die Wünsche und Vorstellungen des Empfängers, dem man ja eigentlich eine Freude machen möchte, derart hinten angestellt werden und die Person sich trotzdem "freuen" soll, weil der Kram, den sie gar nicht oder nicht in dieser Form wollte, schließlich sauteuer war. Es gibt auch Leute, die verschenken grundsätzlich nur, was sie eigentlich selber wollen, und da fällt es mir auch schwer, angemessen Freude zu heucheln. Es imponiert mir auch nicht, wenn jemand viel Geld für etwas ausgegeben hat - ich zwinge schließlich niemanden dazu.
Gerbera hat geschrieben: Ich würde mich auch ärgern, wenn ich vorher vereinbart hätte, dass nur eine "Kleinigkeit" geschenkt wird, und dann stehe ich mit Socken da und jemand anders mit einem neuen Thermomix und erwartet auch noch, dass ich mich darüber freue
Meiner Ansicht nach geht es gar nicht um das Geschenk an sich in so einem Fall, sondern eher darum, dass Wünsche, die vorab klar geäußert worden sind, einfach ignoriert und missachtet wurden. Meiner Ansicht nach steht das sauteure Geschenk stellvertretend für etwas völlig anderes. Es hat was mit Respekt zu tun, dass aufgezeigte Grenzen und Wünsche auch geachtet und nicht ignorant übertreten werden.
Wenn also eine Person sich schon beim Schenken über Absprachen, Wünsche und Grenzen hinwegsetzt, würde ich mich zwangsläufig fragen, wo denn noch so ignorant und respektlos agiert wird. Das wäre für mich ein Grund, den Kontakt in Frage zu stellen und ein sehr ernstes Wörtchen zu reden. Ich würde sogar so weit gehen und das Geschenk ablehnen und gar nicht erst annehmen.
Man kann sich doch einfach mal von Herzen freuen. Hier in diesem Fall war ja keine Preisgrenze ausgemacht. Hätte mein Partner sich ein Geschenk für mich redensartlich vom Munde abgespart, hätte ich mich einfach nur herzlich darüber gefreut und ihm das auch gezeigt und gesagt. Ich halte da nicht mit Emotionen hinter dem Berg. Wenn der Freund also schon länger den Wunsch hat, einen Kaffeevollautomaten zu besitzen, dann hat die Freundin doch ins Schwarze getroffen.
Ich schenke auch sehr gern und erfülle anderen gerne Wünsche. Das ist dann eben auch quasi ein Geschenk für mich, wenn ich einer nahestehenden Person einen großen Wunsch erfülle. Geben ist seliger als nehmen heißt es schon im Neuen Testament. Und ganz ohne jeden Glauben aufgewachsen, ist das eben meine Devise. Ich bin eben ein großzügiger Mensch und gebe gerne. Aber was das Empfangen von Geschenken betrifft, da sind meine Erwartungshaltungen nicht überhöht und ich freue mich über jede Kleinigkeit.
Ich finde da Absprachen auch sehr wichtig und würde diese einhalten. Ansonsten geht das sicherlich schnell mal in die Hose. Ich würde nichts schenken, wenn abgesprochen war, dass man sich eben nichts schenkt. Auch würde ich nur eine Kleinigkeit schenken, wenn das eben so gewünscht wurde. Da sollte meiner Ansicht nach schon der Wunsch der Person respektiert werden, die man beschenken möchte.
Ich denke aber, dass die Freundin ihrem Partner einfach einen großen Wunsch erfüllen wollte und deswegen für den Automaten auch gespart hat. Man weiß ja auch nicht, was nun genau abgesprochen war. Ich habe zum Beispiel schon erlebt, dass sich der Beschenkte dann freute und nur "vorgetäuscht" sauer war. Da war die Freude doch überwiegend und es wurde nur ein bisschen herum gemeckert, dass man doch viel zu viel dafür ausgegeben hätte oder ähnliches.
Ich kann mich sehr gut in die Lage deiner Freundin hineinversetzen. Wenn man jemandem eine Freude machen möchte, gibt man sich in der Regel besonders viel Mühe bei der Geschenkauswahl. Auch wenn man dafür vielleicht lange sparen oder auf eigene Wünsche verzichten muss.
Ich kann aber auch verstehen, dass der Beschenkte in solchen Fällen manchmal ein schlechtes Gewissen hat. Wenn jemand viel Geld oder Zeit in ein Geschenk investiert, fühlt man sich als Empfänger oft verpflichtet, dieses Geschenk auch angemessen zu würdigen. Gleichzeitig kann man sich aber auch etwas unwohl fühlen, wenn man weiß, dass die Schenkende sich dafür auf eigene Wünsche verzichtet hat.
Mir ist das auch schon einmal passiert. Mein Mann hat mir zu meinem Geburtstag ein teures Schmuckstück geschenkt, das ich mir selbst niemals gekauft hätte. Ich habe mich darüber sehr gefreut, hatte aber gleichzeitig auch ein schlechtes Gewissen, weil ich wusste, dass er dafür viel Geld ausgegeben hatte und sich selbst etwas hätte kaufen können.
Ich denke, es ist wichtig, dass man offen und ehrlich miteinander spricht, wenn man sich in einer solchen Situation unwohl fühlt. Es ist gut möglich, dass die Schenkende die Situation anders einschätzt und gar nicht erwartet, dass man sich deshalb schlecht fühlt. In jedem Fall ist es wichtig, dass man sich gegenseitig wertschätzt und respektiert, auch wenn man mal unterschiedliche Meinungen hat.
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