Sich trotz vieler Menschen alleine fühlen?

vom 14.08.2018, 07:47 Uhr

Ein Bekannter war am Wochenende auf einer Zeltfete und meinte, dass er doch auch den oder anderen Bekannten getroffen und sich etwas unterhalten hätte. Aber er hätte sich trotz der vielen Menschen um ihn, irgendwie alleine und einsam gefühlt. Er wäre dann irgendwann traurig alleine nach Hause gegangen. Von seiner Familie würde immer nur er zu solchen Festen gehen und das würde ihn schon traurig stimmen.

Ich kann da schon nachvollziehen, dass er sich trotz vieler Menschen in seinem Umfeld alleine gefühlt hat. Immerhin waren ja nur ein paar Bekannte dort und ansonsten auch viele Fremde.

Ist es euch auch schon mal so gegangen, dass ihr euch trotz vieler Menschen um euch, einsam und alleine gefühlt habt? Was habt ihr dagegen gemacht? Woran liegt das eurer Meinung nach, dass man sich dann alleine fühlt? Spielt da eine Rolle, wie viele der Anwesenden man kennt? Oder meint ihr, dass die Hintergründe ganz andere sind?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich bin ehrlich gesagt schockiert darüber, dass die Begriffe "Alleinsein" und "Einsamkeit" immer noch als Synonym verwendet werden und auch dann verwendet werden, wenn die Menschen offensichtlich gar nicht wissen, was damit gemeint ist. Unter Alleinsein versteht man nichts weiter als einen aktuellen Zustand. Man ist zum Beispiel alleine, wenn man ohne Anwesenheit weiterer Personen an einem Ort ist und zum Beispiel arbeitet.

Unter Einsamkeit versteht man aber den inneren Zustand und das innere Befinden. Soll heißen, man fühlt sich von der Welt verlassen und ungeliebt. Man hat dann das Gefühl zu niemandem zu gehören und anders zu sein. Daher kann man sehr wohl einsam sein auch wenn zig Menschen um einen herum stehen und man Gesellschaft hat. Aber man kann nicht alleine sein, wenn um einen herum zig Menschen sind.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Immer wieder schön, wenn man Wörter erklärt bekommt. Ich könnte jetzt damit kontern, dass "allein" und "einsam" in der Umgangssprache durchaus synonym verwendet werden, gerade wenn es um Formulierungen wie "sich alleine fühlen" geht, aber das überspringe ich mal.

Ich selber fühle mich selten so alleine (oder auch "einsam") wie in der Fußgängerzone einer deutschen Großstadt bei schönem Wetter in der Urlaubszeit. Alles voller fremder Leute, die von A nach B rennen und (verständlicherweise) mit ihrem eigenen Kram beschäftigt sind, und keiner, der mich kennt oder wahrnimmt. Das ist zwar völlig normal, aber ich finde durchaus, dass man sich in so einer Situation einsam fühlen kann, weil die bloße körperliche Anwesenheit von Artgenossen dagegen nicht ausreicht. Die meisten Menschen wollen zumindest wahrgenommen werden.

Manchmal bin ich ganz gerne allein und genieße die Anonymität in so einer Situation auch, wenn ich genau weiß, dass niemand etwas von mir möchte. Aber gerade auf Festen und in scheinbar geselligen Runden ist es auch kein gutes Gefühl, wenn man als Fremde einfach ignoriert wird. Und das kommt gerade auf dem Land gerne vor, wo jeder als "fremd" angesehen wird, der nicht in mindestens drei Vereinen ist und mit dem Sohn des Bürgermeisters in der Grundschule war.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Tja wir sind doch alle schon drauf gekommen, dass Täubchen hier die Klügste und Studierteste ist, und die Weisheit offenbar mit dem Löffel gefressen hat. Das merkt man übrigens bei allen Themen- ein richtiges Multigenie!

Also ich kenne es durchaus, dass man sich einsam fühlt, obwohl man irgendwelche Menschen auf einem Fest kennt, wenn man nicht mit einer Begleitung dort hin gegangen ist. Allerdings kenne ich es auch umgekehrt, dass man alleine auf ein Fest geht, weil eben niemand Lust oder Zeit hat und man sich dann besser unterhält, wie wenn man mit Freunden dort hin gegangen wäre.

Es gibt ja viele Formen von Einsamkeit. Aber ich glaube am schlimmsten ist es, sich alleine oder einsam zu fühlen, wenn man nicht alleine ist. Der Grund ist wahrscheinlich, dass man sich denkt, man dürfte sich doch eigentlich gar nicht einsam fühlen, weil man ja nicht alleine, sondern unter Leuten ist.

Aber es ist immer was anderes, ob ich jetzt als Mensch mit Menschen oder mit einem Rudel Affen irgendwo bin. Man möchte sich eben mit seinen engsten Vertrauten unterhalten und nicht mit Fremden.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Dass Einsamkeit bedeutet, dass man sich ungeliebt und von der Welt verlassen fühlt, stimmt doch aber überhaupt nicht. Wenn man schon etwas erklären will, dann sollte man das auch richtig tun. Man kann sich natürlich auch einsam fühlen, auch wenn man weiß, dass man von vielen Menschen geliebt wird und diese Liebe auch für viele Menschen empfindet, aber aktuell eben niemanden hat, mit dem man sich austauschen kann, wenn man es braucht.

Mir geht es durchaus so, dass ich mich manchmal einsam fühle, auch wenn ich von vielen Menschen umgeben bin. Aber wenn ich mich manchmal einfach bei jemandem ausheulen möchte, dann will ich das eben nicht mit Fremden machen, sondern mit Freunden oder meinem Partner. Wenn diese aber aus irgendwelchen Gründen alle nicht da sind, weil sie privat oder beruflich verreist sind oder zu tun haben, kann es schon sein, dass ich mich einsam fühle aber natürlich trotzdem nicht ungeliebt und von der Welt verlassen.

Mein Verstand sagt mir ja, dass diese Personen mich nicht absichtlich verlassen haben, sondern dass der Zeitpunkt dann einfach ungünstig ist. Ich kann mich dann ja trotzdem einsam fühlen, wenn diese Personen nicht da sind, aber ich weiß ja, dass sie mich trotzdem lieben. Es kommt aber eben drauf an, auf einem Fest kann ich mich durchaus auch einsam fühlen, wenn ich mir eine Begleitung gewünscht hätte, es bei meinen Freunden aber einfach nicht geklappt hat.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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