Sich selbst daran erinnern müssen, glücklich zu sein?

vom 11.05.2018, 20:51 Uhr

Ich habe festgestellt, dass ich manchmal gar kein richtiges Glücksgefühl bei Sachen empfinde, die ich eigentlich sehr gerne mache und die mir wirklich Spaß machen. Ich lese beispielsweise für mein Leben gerne und auch wenn ich richtig Lust aufs Lesen habe und ich ein Buch beispielsweise auch sehr gut finde, empfinde ich in diesem Moment nicht immer viele Emotionen.

Ich mache mir eben gar keine Gedanken darüber, ob ich nun Spaß habe oder nicht, sondern tue bestimmte Dinge automatisch, wenn ich sie gerne mache. Es kann dann sein, dass an meiner Miene nicht ersichtlich ist, dass ich überhaupt Freude dran habe. Aber das empfinde ich manchmal einfach als normal. Ich habe nun aber gehört, dass es gerade in solchen Momenten wichtig sein soll, sich selbst daran zu erinnern, glücklich zu sein, um solche Situationen wertschätzen zu können und dann wirklich sichtlich Spaß daran zu haben. Wie seht ihr das?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Prinzessin_90 hat geschrieben:auch wenn ich richtig Lust aufs Lesen habe und ich ein Buch beispielsweise auch sehr gut finde, empfinde ich in diesem Moment nicht immer viele Emotionen.

Ich finde deinen Vergleich ziemlich unglücklich und unpassend. Wenn man sich konzentrieren muss und dadurch bedingt in eine Tätigkeit vollkommen vertieft ist, bedeutet das doch nicht automatisch, dass man unglücklich ist, nur weil man nicht grinst wie ein Honigkuchenpferd. Mir erschließt sich die Logik hinter deiner Aussage nicht so wirklich. Wie kommst du auf so eine Schlussfolgerung? Das ergibt doch keinen Sinn.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Vielleicht hast du ja in dem Moment einfach überhaupt keine Glücksgefühle, sondern ergehst dich nur in einem automatisiert erlernten Handeln, von dem du sonst weißt, dass es dich eigentlich theoretisch glücklich macht. Aber selbst die tollsten Sachen können einen unter Umständen auch manchmal einfach langweilen, das geht sicher jedem mal so. Das ist dann zwar für den Augenblick schade, aber kein Drama und nur eine natürliche Verwerfung in der Laune.

Dem Tipp als solchem stehe ich gespalten gegenüber. Einerseits ist so eine Form der Achtsamkeit positiv zu werten und man macht sich viele gute Aspekte im Leben bestimmt viel zu selten bewusst, andererseits sehe ich diesen ständigen gesellschaftlichen Imperativ zum Glücklichsein als negativ, belastend und weltfremd an. Ich glaube eher, dass die Leute mehr lernen müssten, dass aller Leben nicht die heile Instagram-Welt ist, wie es manchmal zu sein scheint. Langeweile und Frust zu ertragen und als normal hinzunehmen, würde sicher von einigen den Druck nehmen.

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Imperativ zum Glücklichsein, genau. So empfinde ich das auch manchmal, ebenso wie den Druck, der daraus entsteht, dass man nicht einfach nur Dinge gerne tut, sondern dass man auch "sichtlich Spaß" daran haben muss, weil es sonst nicht zählt. Und am besten noch teilen und dokumentieren, wie toll das Leben gerade ist. Und es reicht auch nicht aus, wenn man entspannt und zufrieden ist, sondern es muss einem schon die Sonne aus sämtlichen Körperöffnungen scheinen vor lauter Glück, und das ist schwer zu erzwingen.

Ich bin auch der Ansicht, dass Glücksgefühle nichts sind, was man erzwingen oder festhalten kann. Sie sind flüchtig, und man kann durchaus in seinem Lieblingscafé sitzen, während die Sonne scheint und die Vögel singen und eher etwas genervt oder gelangweilt sein. Aber es scheint aus unterschiedlichen Gründen gesellschaftlich weniger akzeptiert denn je zu sein, wenn man gerade nicht glücklich ist, obwohl man es theoretisch sein müsste.

Ich finde, dass gerade dieser Druck die fragilen und schnell vergänglichen Glücksgefühle zerstört, wenn man sich fragt, wieso man nicht noch glücklicher ist, oder wieso man nicht lächelt. Achtsamkeit ist schön und gut, aber dazu gehört eben auch, dass man die negativen oder neutralen Gefühle genauso wahrnimmt wie die seltenen wirklich guten.

» Gerbera » Beiträge: 11311 » Talkpoints: 47,42 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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