Sich selbst als hochbegabt bezeichnen?
Ich habe eine Bekannte, die eine ziemlich lästige Angewohnheit hat. Sie betont gerne, dass sie hochbegabt sei und so oft wie sie das inzwischen schon erwähnt hat, wirkt es total arrogant und eingebildet und besonders sympathisch wirkt sie dadurch auch nicht. Mich nervt das eher und ich versuche daher, einen Bogen um diese Bekannte zu machen, wenn es mir denn möglich ist.
Man kann nicht leugnen, dass diese Bekannte schon was auf dem Kasten haben muss, schließlich hat sie studiert und promoviert gerade. Aber das haben viele andere auch, warum muss man dann unbedingt von einer eigenen Hochbegabung sprechen? Selbst wenn es irgendwelche Tests geben sollte, die das zweifelsfrei belegen würden oder nachweisen würden, muss man damit hausieren gehen und das anderen Leuten aufs Butterbrot schmieren?
Für mich kann diese Frau ruhig hochbegabt sein, ich bin nicht neidisch oder so. Ich kann es nur nicht leiden, wenn manche Menschen ständig betonen müssen "besser" zu sein als ihre Mitmenschen. Wie seht ihr das? Würdet ihr euch selbst als hochbegabt bezeichnen, selbst wenn ihr es wärd? Wie wirken solche Menschen auf euch und warum?
Es gibt ja Intelligenztests und wenn man einen IQ von 130 hat, dann ist man hochbegabt, weil der Durchschnitt bei 100 liegt und wenn man zwei Standardabweichungen drüber ist, also ab 130, dann gilt das als Hochbegabung, weil nur sehr sehr wenige in der Bevölkerung ähnlich hohe Werte erreichen. Und ab 145 ist man höchstbegabt.
Ich habe einen IQ von 145 und damit bin ich höchstbegabt und darauf bin ich auch stolz, weil es eine seltene Begabung ist. Und ich finde auch, dass man als Hochbegabter etwas besser ist als andere Menschen, auch wenn es nicht politisch korrekt ist, das zu sagen. Aber es ist doch natürlich besser, intelligent zu sein. Das ist doch kein Merkmal, wo man sagen kann „Ach, braucht man nicht“. Es gibt sicherlich Persönlichkeitsmerkmale, wo man beide Ausprägungen manchmal als gut und manchmal als negativ auslegen kann. Also beispielsweise Extraversion - manchmal ist es gut, extravertiert zu sein und manchmal nicht. Aber es ist immer gut, intelligent zu sein.
Wenn man schneller Lösungen für Probleme als andre hat, wenn man besser denkt, schneller Schlussfolgerungen zieht und Zusammenhänge erkennt, dann fühlt man sich einfach anderen überlegen, das lässt sich gar nicht vermeiden. Genauso wie sich ein Spitzensportler einem untalentierten Nicht-Sportler bezüglich der Sportlichkeit überlegen fühlen würde.
Ich kenne einige wenige andere Hochbegabte und denen geht es auch so. Man weiß, dass man etwas ganz Fundamentales besser kann als andere und man muss sich Mühe geben, das nicht zu sehr heraushängen zu lassen, weil man sich damit unbeliebt macht, aber im Grunde weiß man, dass man intelligenter und damit besser ist.
Der Fehler ist nur, dass man es niemandem groß sagen darf, weil dann Leute - genau wie du - komisch reagieren. Es ist halt nicht sozial erwünscht, zu betonen, dass man in etwas besser ist und etwas besser kann, das will niemand gerne hören. Denn dann heißt es, man sei arrogant oder überheblich.
Auch wenn Deine Bekannte studiert und daher bestimmt schon eine gewisse Bildung hat, muss sie damit dennoch nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit darüber sprechen, dass sie hochbegabt sei. Ich finde es viel charmanter, wenn man so etwas für sich behält, es sei denn, man spricht sie darauf direkt an. Arrogant würde ich sie deshalb vielleicht nicht bezeichnet, aber das liegt wohl eher daran, dass ich sie nicht kenne und mir daher auch kein Urteil drüber machen kann. Vielleicht kann sie sich damit auch besser ins Gespräch bringen und merkt gar nicht, wie das bei anderen so ankommt.
Einen IQ-Test habe ich noch nie gemacht, von daher kann ich nicht sagen, ob ich nun hochbegabt bin oder nicht. Ich kann aber sagen, dass ich meist recht gute Noten in der Schule hatte, und das, ohne viel dafür zutun. Aber selbst das lasse ich normal eher ungern "raushängen", von daher bezweifle ich, dass es anders wäre, hätte ich einen Test, der mir Hochbegabtsein bescheinigt.
Für mich waren die guten Noten halt nie was Besonderes. Ich hab mich nicht wirklich dafür angestrengt und nur selten gelernt, auf was genau sollte ich da also stolz sein? Ich habe eher großen Respekt vor Leuten, die hart arbeiten. Wenn eine Klassenkameradin sich also echt angestrengt hat und dafür nur eine 3 bekommen hat, fand ich das viel beeindruckender, als wenn ich eine 1 hatte.
Sein Können, egal was es ist, dauernd heraushängen zu lassen und damit anzugeben finde ich generell eher überheblich. Darauf stolz sein, klar, und man kann gerne was zeigen, woran man gearbeitet hat. Eine Freundin von mir zeichnet echt gut, und ich find's toll, wenn sie ihre neuen Bilder zeigt. Aber das ist ja was anderes, als würde sie im Gespräch dann alle fünf Minuten sagen "Oh, und weiß du, dass ich toll zeichnen kann? Ich bin echt gut im Zeichnen. Viel besser als du." Klar hätte sie recht. Ich bekomm vielleicht Strichmännchen hin. "Nett" ist aber was anderes.
Das eine ist Intelligenz und das andere emotionale Intelligenz und davon bescheint sie nicht viel zu wissen. Natürlich kann man ein erhabenes Gefühl haben, wenn man eine Lösung schneller findet, schneller im Denken ist und so weiter aber deswegen muss man das sein Umfeld ja nicht ständig wissen lassen. Wobei ich schon finde, dass man auch darauf stolz sein kann, aber wenn jemand in jedem 2. Satz damit angibt schlauer zu sein ist das sicherlich nichts, was einem viele Freunde einbringt.
An was genau macht sie ihre Hochbegabung denn fest? Und selbst wenn wird die sich auf ein bestimmtes Themengebiet begrenzen und da hat fast jeder Mensch irgendeine Begabung, die auch gern mal eine Hochbegabung sein kann, ohne das man sie so nennen muss.
Und nur weil man studiert und promoviert ist man nicht gleich hochbegabt. Das machen so viele Menschen und das ist auch ganz einfach durch Fleiß und Disziplin zu erreichen. Ich bin sowieso der Meinung, dass das der Hauptgrund für vieles ist. Viele Menschen lernen nur einfach nicht so viel. Wenn ich gezwungen bin zu lernen, dann erreiche auch ich fast ausschließlich sehr gute Ergebnisse. Mit Hochbegabung hat das dann allerdings wenig zu tun. Ich lerne dann eben einfach nur.
Meine Eltern wollten sich auch gern einreden, dass meine Schwester hochbegabt sei. Sie haben sie dann zu irgendwelchen Kursen geschleppt, sie musste Klavier lernen und zeichnen und was sonst nicht alles. Auch das hat einfach mit Fleiß zu tun gehabt. Am Ende war sie in keinem Gebiet auch nur ansatzweise besser, als mein Bruder oder ich.
Ich bin auch der Meinung, dass es unterschiedliche Arten der Intelligenz gibt, und Hochbegabung sich nur(!) auf die Sorte Grips bezieht, die man in der Schule braucht. "Hochbegabte" Kinder brauchen meines Wissens eine andere Form des Unterrichts, aber das macht sie in meinen Augen nicht zu besseren oder "hochwertigeren" Menschen, da es ja im Leben nicht nur darauf ankommt, Einser in Latein oder Mathe zu haben. Ich bin auch der Meinung, dass es höchst armselig und peinlich wirkt, wenn sich jemand bis weit ins Erwachsenenalter daran aufgeilt, dass ihm oder ihr mit 12 "Hochbegabung" bescheinigt wurde, aber das nur nebenbei.
Hätte man mich als Kind darauf getestet, wäre ich vielleicht auch "hochbegabt" gewesen, aber zwanzig Jahre vorher, als es noch keinen Test auf Hochbegabung gegeben hat, waren die Leute auch nicht dümmer als heutzutage. Alleine schon deshalb halte ich es für albern, sich darauf etwas einzubilden, nur weil man zufällig so verhaltensauffällig war, dass ein Test nötig wurde und in einer Zeit und Gesellschaft lebt, in der man glaubt, Begabung messen zu können. Geht das überhaupt? Aber dass die Hochbegabten den Wert von sogenannten "Intelligenztests" nicht hinterfragen, wundert mich auch nicht.
Von daher könnte ich mich von Rechts wegen gar nicht als hochbegabt bezeichnen. Und, wie gesagt, ich lege wenig Wert auf den Umgang mit Menschen, die sich für etwas Besseres halten, weil man ihnen das eingeredet hat, auch wenn sie objektiv gesehen auch nicht mehr auf die Reihe bringen als alle anderen, und dafür neunmalklug daher reden.
Meine beiden Schwestern haben beide einen IQ von über 150. Anfangs wurden sie als dumm abgetan, einfach nur weil sie sich gelangweilt haben, nicht mitgemacht haben im Unterricht und in ihrer eigenen Welt unterwegs waren. Kinder eben. Das ganze wurde erst viel später getestet und dann auch entsprechende Maßnahmen ergriffen, vorher sollten sie auf eine Sonderschule abgeschoben werden obwohl sie schlichtweg einfach Unterfordert waren.
Damit kann man auch nicht jeden direkt als dumm abstempeln der die gleichen Züge an den Tag legt und es eben nicht diagnostiziert wird. Genauso wenig muss man sich etwas darauf einbilden, wenn man das ganze als Diagnose bekommt, damit studiert und promoviert, denn das schafft auch jemand mit einem normalen IQ Durchschnitt ohne Probleme wenn er sich auf den Hintern setzt. Zudem einem Hochbegabten oder auch Höchstbegabten auch nicht alles zufliegt und sie alles direkt wissen, wenn sie einmal etwas aufgeschnappt haben, da es dabei auch unterschiedliche Formen gibt.
So kann einer zwar in der Mathematik super sein, dafür aber in anderen Dingen komplett unbeholfen und ohne jede Begabung unterwegs sein wie z.B. dem kochen oder auch im handwerklichen Bereich. Man weiß zwar wie es theoretisch funktionieren müsste, aber kann es praktisch dann nicht in die Tat umsetzen weil da dann einiges fehlt an Fähigkeiten. Ist nicht schlimm, jeder hat seine Stärken und seine Schwächen, dass jemand alles kann ist so und so nicht der Fall, ob mit einem IQ von über 130 oder auch mit einem von "nur" 100.
Ich wurde auch getestet und habe wie meine beiden Schwestern auch einen IQ von über 150. Aber ich bilde mir auf diesen Test rein gar nichts ein, denn was sagt dieser schon großartig aus? Ich bin in der Lage logische Dinge schneller zu erfassen, kann schneller Zahlen addieren und auch Wörter in die richtige Reihenfolge sortieren und weise entsprechende Reaktionen auf? Ganz ehrlich, mit genug Vorbereitung und Übung kann jeder diesen Wert erreichen wenn der Test abgelegt werden möchte. Ich weiß um meine Stärken und auch um meine Schwächen aber muss es nicht jedem unter die Nase reiben, dass ich ebenfalls zu der "Elite" zählen sollte. Studiert habe ich, Promoviert nicht dazu fehlte mir die Zeit und Lust und ich bin auch so in meinem Leben ganz zufrieden es nicht überall an die Glocke zu hängen oder mir auf die Stirn zu schreiben.
Manche Leute sind in meinen Augen auch einfach dumm wie ein Stein und ich kann ihre Gedankengänge nicht nachvollziehen, aber das ist einfach etwas mit dem man zurecht kommen muss. Leider meine ich ebenfalls, dass es sich dümmer wirklich einfacher lebt da man sich nicht über alles Gedanken macht, Gedanken nicht bis zum Ende durchgeht auf verschiedene Arten und Weisen und einfach auch unbeschwerter durch das Leben kann, wenn man nicht die Bürde der Hochbegabung auf den Schultern trägt.
Wie ist es denn in Realität? Das Kind bekommt die Diagnose und die Eltern verfallen in Panik und meinen sie müssen ihr Kind nun überall hin schleppen, anmelden und fördern wenn es solch eine "Begabung" hat. Ob es will oder nicht und das baut zusätzlichen Druck auf. Man muss es sich aber auch schön reden, damit man das ganze Elend erträgt was mit einem dann angestellt wird durch die ganzen Kurse. Und mache machen das halt in der Form, dass sie das jedem unter die Nase reiben müssen um damit selbst zurecht zu kommen.
Ich würde es mir schon manchmal wünschen dümmer zu sein, einfach unbeschwerter Leben zu können und auch das Gezerre von A nach B nach der Diagnose war einfach nur fürchterlich. Denn direkt wurde erwartet, dass studiert wird am besten noch promoviert mit 20 komplett fertig zu sein mit Studium und Doktortitel in der Tasche. Alles davon musste ausreizt werden unabhängig davon was man selbst wollte und mit diesem Fluch anfängt.
So kann einer zwar in der Mathematik super sein, dafür aber in anderen Dingen komplett unbeholfen und ohne jede Begabung unterwegs sein wie z.B. dem kochen oder auch im handwerklichen Bereich. Man weiß zwar wie es theoretisch funktionieren müsste, aber kann es praktisch dann nicht in die Tat umsetzen weil da dann einiges fehlt an Fähigkeiten.
Ich finde es auch toll, wenn jemand handwerklich begabt ist und Dinge reparieren kann. Aber das ist eine Fähigkeit, die einem nicht überall nützt. Intelligenz ist hingegen schon überall hilfreich.
Ich wurde auch getestet und habe wie meine beiden Schwestern auch einen IQ von über 150. Aber ich bilde mir auf diesen Test rein gar nichts ein, denn was sagt dieser schon großartig aus? Ich bin in der Lage logische Dinge schneller zu erfassen, kann schneller Zahlen addieren und auch Wörter in die richtige Reihenfolge sortieren und weise entsprechende Reaktionen auf?
Aus den Aufgaben bestehen die Tests, aber die Testergebnisse korrelieren hoch mit vielen anderen Aspekten im Leben. Z.B. mit Zensuren, schulischem Erfolg, Erfolg im Studium, dem späteren Einkommen, seelischer Gesundheit usw. Der Test selbst besteht zwar nur aus Durchstreichaufgaben, aber es lässt viel weitergehende Schlüsse zu.
Ganz ehrlich, mit genug Vorbereitung und Übung kann jeder diesen Wert erreichen wenn der Test abgelegt werden möchte.
Das stimmt, aber man übt ja normalerweise vorher nicht. Man kann in jedem Test durch Übung besser abschneiden.
Manche Leute sind in meinen Augen auch einfach dumm wie ein Stein und ich kann ihre Gedankengänge nicht nachvollziehen, aber das ist einfach etwas mit dem man zurecht kommen muss. Leider meine ich ebenfalls, dass es sich dümmer wirklich einfacher lebt da man sich nicht über alles Gedanken macht, Gedanken nicht bis zum Ende durchgeht auf verschiedene Arten und Weisen und einfach auch unbeschwerter durch das Leben kann, wenn man nicht die Bürde der Hochbegabung auf den Schultern trägt.
Eigentlich zeigt die Forschung, dass Hochbegabte meistens zufriedener mit ihrem Leben sind, weniger Stress haben, resistenter gegenüber Belastungen sind, weniger anfällig für psychische Störungen. Also Hochbegabten geht es im Durchschnitt besser als Normalbegabten oder „Dummen“.
Menschen, die sehr einfach gestrickt sind, sehen ja auch manchmal Dinge als Katastrophe an, weil sie nicht über den Moment hinausdenken und ihnen der Weitblick fehlt. Dieses Extrapolieren von Erlebnissen und das Weiterdenken ist da schon hilfreich, um sich vor zu negativen Emotionen zu schützen.
Wie ist es denn in Realität? Das Kind bekommt die Diagnose und die Eltern verfallen in Panik und meinen sie müssen ihr Kind nun überall hin schleppen, anmelden und fördern wenn es solch eine "Begabung" hat. Ob es will oder nicht und das baut zusätzlichen Druck auf. Man muss es sich aber auch schön reden, damit man das ganze Elend erträgt was mit einem dann angestellt wird durch die ganzen Kurse. Und mache machen das halt in der Form, dass sie das jedem unter die Nase reiben müssen um damit selbst zurecht zu kommen.
Na ja, das kann eine Realität sein. Aber ich war auch nur auf einer ganz normalen Schule und später auf einem normalen Gymnasium. Ich wurde auch nicht gefördert und da hätte ich auch keine Lust zu gehabt. Wenn Eltern dann ein Kind zu zig Kursen schleppen, die es gar nicht will, dann ist das eher ein Problem der mangelnden Empathie der Eltern dem Kind gegenüber, aber das ist keine ausschließliche Folge der Hochbegabung.
Ich finde jetzt nicht, dass ich ein Problem mit meiner Hochbegabung hätte. Ich find’s toll. Mir fällt es nur manchmal schwer, mich in einfachere Menschen hineinzuversetzen. Aber das ist dann halt so, ich muss ja auch nicht mit jedem klarkommen.
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