Sich schlechter ausgestattet finden als andere Menschen?
Eine Freundin meint, dass sie selbst schlechter ausgestattet wäre als andere. Sie meint, dass andere Menschen viel besser manche Situationen meistern als sie und diese einfach bessere Voraussetzungen dafür haben. Sie sieht gar nicht, dass sie selbst die gleichen Möglichkeiten hat und niemand da anders oder besser ausgestattet ist und das viel mit dem Kopf zu tun hat.
Sie meint immer gleich, dass sie schlechter gestellt ist als andere in ihrem Umfeld und mehr Probleme oder Schwierigkeiten hat. Aber es spielt doch viel die eigene Einstellung eine Rolle dabei oder?
Kennt ihr auch jemanden, der meint, dass er schlechter ausgestattet ist als andere oder diese bessere Voraussetzungen haben? Geht es euch selbst manchmal so? Meint ihr, dass es eher Kopfsache ist? Kann man daran arbeiten und wie macht das am besten?
Mir erschließt sich nicht, was du in diesem kryptisch formulierten Beitrag mit "Ausstattung" meinst. "Ausstattung" ist für mich der (materielle) Besitz. So wären bestimmte körperliche Merkmale für mich ein Teil der Ausstattung oder eben materielle Besitztümer, wie ein Auto das hilft von A nach B zu kommen.
Irgendwelche charakterlichen Eigenschaften wie Ehrgeiz oder Zielstrebigkeit gehören für mich nicht zur "Ausstattung". Möglichkeiten, Voraussetzungen und "Ausstattung" sind für mich zwei völlig verschiedene Dinge und haben nichts miteinander zu tun. Es ist mir ein Rätsel, wie du diese Begriffe in einen Topf werfen kannst.
Abgesehen davon denke ich bei der Themenüberschrift eher an pubertierende Mädchen, die beleidigt und gekränkt sind, weil ihre Oberweite noch nicht so groß gewachsen ist wie bei den Mitschülern. In dem Fall wären die anderen Mädchen nämlich tatsächlich besser ausgestattet.
Ich würde den Begriff der Ausstattung auch auf materiellen Besitz beziehen und nicht auf Dinge, die man selber eben in der Hand hat und auch selber ändern könnte, wenn man dies denn wollte. Sicher kann man an sich arbeiten, damit man Dinge auch so gut meistern kann, wie andere das können. Das kann mal besser oder auch mal schlechter funktionieren, aber versuchen sollte man es. Trotzdem muss ich sagen, dass ich außer diesen allgemeinen Worten nicht viel dazu sagen kann, weil dein Beitrag auch sehr allgemein gehalten ist.
Ich würde Ausstattung auch eher mit Materiellem gleichsetzen und nicht mit irgendwelchen Eigenschaften oder mit dem was man sich selber erarbeiten kann. Ich finde man kann alles erreichen, wenn man sich nur entsprechend anstrengt und zielstrebig ist. Zielstrebigkeit kann man sich aber nur selber erarbeiten und herumzujammern, dass sich andere Menschen, die sich mehr angestrengt haben, mehr leisten können, ist albern.
Generell bin ich kein großer Fan von Vergleichen. Nur weil mir etwas bei einem anderen Menschen gefällt muss es nicht zu mir passen. Ein einfaches Beispiel. Ich finde den Mini als Auto ganz toll und dennoch fahren wir einen Kombi, weil Mini mit 2 Kindern keinen Sinn macht. Dennoch finde ich das Auto schön. Man sollte sich nicht mit anderen Menschen ständig in den Vergleich setzten, sondern versuchen aus dem eigenen Leben das Beste zu machen.
Natürlich sind manche Leute schlechter "ausgestattet" als andere, und es ist eine absurde Lüge, so zu tun, als könne jeder "alles erreichen", und es sei eine reine Einstellungs- und "Kopfsache", ob man etwa als Erbin eines florierenden Mittelstandsunternehmen auf die Welt kommt oder sein bürgerkriegsgeschütteltes Heimatland mit nichts außer den Klamotten am Leib verlassen muss. Bezeichnenderweise glauben gerade die Leute an diese Lüge, die in ihrem Leben noch nie etwas erreichen mussten, weil immer andere für sie die Drecksarbeit gemacht haben.
Selbst unter den "bürgerlichen" Biografien gibt es erhebliche Unterschiede in der "Ausstattung" ,wenn man so will. Ich habe es vor allem an der Uni gemerkt. Die Ausstattung im Hirn konnte noch so bescheiden sein, wenn das Auftreten und vor allem Papas "Vitamin B" gestimmt haben, war die berufliche Karriere im Sack. Und umgekehrt kannst du als Arbeiterkind noch so clever sein - entweder es scheitert am Geld, oder daran, dass der Chefredakteur der Süddeutschen deine Mama nicht regelmäßig beim Pferderennen trifft.
Und auch charakterlich gibt es logischerweise Unterschiede. Nicht jeder ist psychisch gleich belastbar, viele Leute schleppen Traumata mit sich herum und die berühmte "Resilienz" ist in der Bevölkerung auch ungleich verteilt. Das heißt natürlich nicht, dass man sich in Neid und Selbstmitleid suhlen soll und gar nicht erst versuchen, sich selbst ein Leben aufzubauen, das einem entspricht. Aber das Gesülze von: "Jeder kann alles schaffen, wenn er nur will" ist neoliberaler Blödsinn und schadet mehr, als es nutzt.
Ich glaube ich benutze das Wort "Ausstattung" irgendwie völlig anders. Ich würde zum Beispiel sagen, dass mein Auto schlechter ausgestattet ist als das meines Partners. Das ist auch keine "Kopfsache" sondern basiert einfach auf der Tatsache, dass er bestimmte Merkmale wichtiger findet als ich und allgemein bereit war mehr Geld für sein Auto auszugeben. Natürlich bekommt man eine bessere Ausstattung wenn man bereit ist mehr Geld hinzublättern, wäre schlecht wenn das anders wäre.
Was nun allgemein "Voraussetzungen" (für was auch immer) anbelangt, natürlich gibt es da Unterschiede. Und je nachdem wird man sicher daran arbeiten können und seine Nachteile zum Teil ausgleichen können, aber es ist ziemlich naiv zu glauben, dass sich das alles mit "Kopfsache" regeln lässt.
Angenommen meine "Ausstattung" sieht vor, dass ich 1,50 groß bin. Wenn ich ordentlich trainiere kann ich wahrscheinlich schon mit Hobbyläufern mithalten, aber ich werde es einfach nicht schaffen so gut zu werden wie die 1,80 Profiläuferin. Deren "Ausstattung" bewirkt nämlich, dass sie mit jedem einzelnen Schritt eine größere Strecke zurücklegt als ich. Und deren regelmäßiges Training führt dazu, dass ich durch mein regelmäßiges Training keinen Vorteil mehr habe.
Für manche Gebieten bin ich besser ausgestattet als andere und für manche schlechter, wenn es um das Erreichen von Berufs- und Lebenszielen geht. Musikalisch habe ich sehr schlechte Voraussetzungen und auch sprachlich bin ich weniger begabt als andere Leute. Es fällt mir sehr schwer, Fremdsprachen zu lernen. Ich hatte also nie eine Chance, Opernsängerin oder Simultanübersetzerin zu werden, obwohl ich sehr gerne Opernsängerin wäre. Auch fürs Kunstturnen käme ich aufgrund von körperlichen Voraussetzungen nie in Frage. Ich habe mal gelesen, dass die Fähigkeit, ein Rad zu schlagen, genetisch bedingt sei. Ich habe nie Rad oder Handstand geschafft.
Dafür habe ich andere Fähigkeiten, was mathematisches Denken und Kreativität anbelangt, die andere Menschen meistens weniger haben. Bei Einstellungstests habe ich da zumindest immer überdurchschnittlich abgeschnitten. Auch bin ich so ausgestattet, das ich Kinder gebären konnte, was Männer ja nicht können. Dafür könnte ich trotz intensiven Trainings nie 400 Kilogramm stemmen.
Jeder hat irgendwelche Fähigkeiten, die überdurchschnittlich sind und andere, womit er schlechter von Geburt an ausgestattet ist. Man muss sie nur herausfinden und sich überlegen, ob man sie gerne nutzen würde. Das können auch so Sachen sein, wie gut zuhören können, gerne putzen, malen oder Dinge sortieren.
Meine Fähigkeiten und das, was ich beruflich gerne gemacht hätte, passen leider so gar nicht zusammen. Ich wäre die ideale Fließbandarbeiterin. Solche monotonen Jobs ohne Denkarbeit haben mir als Studentin immer Spaß gemacht. Ich habe mal drei Monate in einer Brauerei am Fließband Flaschen aussortiert, als das noch nicht automatisch ging. Das war sehr befriedigend für mich und ich hätte das mein Leben lang, behaupte ich mal, weiter machen können.
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