Sich schlecht in heutige Gesellschaft integrieren können
Ich schreibe von einem Problem, was ich schon seit Jahren habe. Schon seit meiner Kindheit konnte ich mich schlecht in die Gesellschaft integrieren und habe damit heute noch ein Problem. Ich war schon immer irgendwo der Außenseiter, ich kam und komme mit den meisten Leuten zwar gut klar und kann auch mit ihnen zusammenarbeiten, aber es fällt mir sehr schwer, wirkliche Freundschaften zu schließen, da ich mich oft ausgegrenzt fühle.
Das liegt wohl daran, dass ich auch andere Wertvorstellungen habe als viele Menschen. Für mich ist es sehr wichtig, dass man in einer Freundschaft wirklich ehrlich zueinander ist und sich gegenseitig hilft und unterstützt aber über die andere Person lästern, sobald sie den Raum verlässt, das ist für viele Leute leider normal, während ich so etwas absolut nicht toleriere und bei so was auch mal sage, dass ich es nicht gut finde, wenn über eine Person gelästert wird, sobald sie den Raum verlassen hat. Oft erntet dies Missverständnis, da so etwas für viele Menschen in der heutigen Gesellschaft normal ist. Das ist nur ein Beispiel für die Werte der heutigen Gesellschaft, mit denen ich mich einfach nicht anfreunden kann.
Hat von euch noch jemand so ein Problem damit, sich wirklich in die Gesellschaft zu integrieren und Freundschaften zu schließen? Ich habe schon meine guten und engen Freunde, komme mit vielen Leuten gut aus, wenn es darum geht zusammen zu arbeiten. Aber trotzdem habe ich nicht das Gefühl, dass ich „dazu gehöre“ und habe auch ehrlich gesagt kein Problem damit, da ich mit solchen Verhaltensweisen einfach nicht konform gehe.
Mir geht es da ähnlich wie dir. Ich kenne zwar einige Menschen, aber als wirkliche Freunde bezeichne ich da nur wenige. Du hast schon recht, dass es oftmals so ist, dass einem vorne herum ins Gesicht gelacht wird und hinterrücks wird dann gelästert. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich mich da öfter mal als Außenseiter fühle. Ich versuche aber daran zu arbeiten und mich trotzdem irgendwie zu integrieren. Ich bin nicht mal darauf aus, dann gleich Freundschaften zu schließen.
Oftmals denke ich auch, dass manche Kontakte eher sammeln und gar nicht so viel Wert darauf legen, dass es wirklich Freundschaften sind. Das ist mir jedoch auch zu oberflächlich und ich ziehe dann ein paar wenige Freunde vor, denen man dann auch wirklich vertrauen kann.
Ich habe ehrlich gesagt ein Problem mit dem Begriff "Gesellschaft" in diesem Kontext. Denn die Integration in die Gesellschaft ist für mich etwas vollkommen anderes als ein paar Freunde zu finden und mit ihnen zu interagieren.
Meiner Ansicht nach ist man in die Gesellschaft integriert, wenn man die Gepflogenheiten hier kennt, die Sprache spricht und das Verhalten entsprechend anpasst. Soll heißen, dass man weiß, wie eine Ampel funktioniert und wann man die Straße überqueren darf. Idealerweise geht man auch einer Erwerbstätigkeit nach und zahlt Steuern und finanziert so das Rentensystem. Sicherlich gibt es noch viele weitere Bausteine, die vorhanden sein sollte, um wirklich als integriert in die Gesellschaft zu gelten.
Ich verweise da nur an die Ausländer oder Migranten. Nur, weil diese in Deutschland ein paar Freunde gefunden haben, gelten sie noch lange nicht als integriert, gerade wenn sie die Sprache nicht sprechen und keine Ahnung haben, wie hier der Hase läuft. Was du meinst, ist glaube ich, die Gemeinschaft. Mit einer Gemeinschaft sind eher kleinere soziale Gruppen gemeint. Das kann eine Schulklasse sein, eine Kindergartengruppe, eine Vereinsgruppe und dergleichen. Das sind für mich zwei verschiedene Paar Schuhe und gar nicht miteinander gleichzusetzen.
Ich sehe das mit der Freundschaft nicht so eng. Ich denke es ist schwer Menschen zu finden die wirklich den eigenen Moralvorstellungen entsprechen. Es gibt Menschen in meinem Freundeskreis die haben strengere Moralvorstellungen als ich und andere wiederum sehen es lascher. Sowas hat mich bisher nie gestört. Ich kenne aber auch Menschen die deinen Moralvorstellungen recht gut entsprechen würden und wundere mich daher darüber, dass du schlecht Anschluss findest. Gerade unter den Frauen kenne ich eigentlich viele die nie ein schlechtes Wort über ihre Mitmenschen in den Mund nehmen würden.
Mein Problem ist eher, dass ich Smalltalk nicht mag. Mein Hirn schaltet dabei geradezu ab. Ich muss mich richtig anstrengen um mit anderen Leuten Smalltalk zu halten. Ich denke, dass ich dabei dann auch angestrengt oder sogar gelangweilt aussehe, da ich kein guter Schauspieler bin. Wenn ich ehrlich bin, dann interessiert mit das Privatleben und die Freizeitbeschäftigungen von den meisten Menschen nicht. Und wenn ich mir dann ellenlange Storys dazu anhören muss, würde ich am liebsten weglaufen.
Wenn mich dann Leute aus meinem Umfeld fragen, ob ich was mit ihnen in der Freizeit unternehmen möchte, sage ich meist ab. Man wird dann noch ein zwei Mal gefragt und irgendwann nur noch proforma eingeladen, weil man eben da ist. Jeder weiß, dass man nicht kommen wird. Ich finde das ok, es gibt aber Menschen die mir das übel nehmen und es als Abweisung empfinden. Es ist schwer solchen Menschen zu erklären, dass ich Gesellschaft mitunter eher als Anstrengung empfinde und an Smalltalk keinen Spaß habe.
Dennoch habe ich bisher immer Gleichgesinnte gefunden, mit denen ich gemeinsame Themen habe und die ähnliche gesellschaftsscheu sind wie ich. Die kommen dann auch nicht auf die Idee mich jedes Wochenende zu einer Pyjamaparty mit zig Leuten einzuladen. Man trifft sich seltener und unter weniger Leuten. Es dauert mitunter etwas, aber ich denke das jeder einen für ihn geeigneten Freundeskreis finden kann, wenn er will. Gerade bei deinen Ansprüchen würde ich mir eigentlich keine Sorgen machen, dass es da nicht doch den einen oder anderen Menschen gibt, der genauso denkt wie du.
Ich würde die Anzahl der Freunde nicht gleichsetzen mit gesellschaftlicher "Integration". Ich habe auch keinen allzu großen Freundeskreis, aber ich rede mir nicht ein, dass es an meinen hohen moralischen Ansprüchen liegt, weil die anderen alle so scheiße sind und ich der einzige gute, ehrliche Mensch bin. Ich bin einfach nicht so der gesellige Typ, und da können weder ich noch meine wenigen Freundinnen und Freunde noch der Rest der Gesellschaft wirklich etwas daran ändern.
In die "Gesellschaft" integriert fühle ich mich aber trotzdem durchaus. Ich zahle Steuern, werde medizinisch versorgt, nehme im Rahmen meiner Interessen am kulturellen Leben teil und kann mir die gesellschaftliche Teilhabe glücklicherweise auch leisten. Auch interessiere ich mich für Politik, bin im Arbeitsleben gut angekommen und habe auch keine Probleme mit den alltäglichen sozialen Interaktionen. Da können eher die Menschen jammern, die beispielsweise wegen Krankheiten, Behinderungen, Armut oder dem berühmten "Migrationshintergrund" von großen Teilen der "bürgerlichen" Gesellschaft ausgeschlossen sind und trotz aller Anstrengungen es maximal schaffen, am Rande herumzukrebsen. Verglichen damit ist "lästern" nur ein relativ kleines Problem.
Ich kann sehr gut verstehen, wie du dich fühlst. Ich denke, dass es vielen Menschen ähnlich geht wie dir, aber nicht jeder traut sich, darüber zu sprechen. Die Gesellschaft hat leider oft eine Art "Norm" oder "Standard" für Freundschaften und soziale Interaktionen, an die sich viele Menschen halten. Aber ich denke, dass es wichtig ist, dass jeder seine eigenen Werte und Vorstellungen hat und danach lebt. Wenn du dich damit wohlfühlst, ehrlich und loyal zu deinen Freunden zu sein, dann solltest du das auch so tun.
Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass man mit bestimmten Verhaltensweisen oder Werten nicht konform geht. Jeder Mensch hat seine eigene Persönlichkeit und es ist okay, wenn man nicht mit jedem auf einer Wellenlänge ist. Es ist jedoch wichtig, dass man auch offen für andere Meinungen und Sichtweisen bleibt und versucht, sie zu verstehen und respektieren.
Ich denke, dass es auch hilfreich sein kann, wenn man sich in Gruppen oder Vereinen engagiert, die den eigenen Interessen und Werten entsprechen. So kann man Menschen kennenlernen, die ähnliche Vorstellungen haben und sich besser integrieren. Man sollte jedoch auch nicht den Fehler machen, sich zu sehr von anderen abzugrenzen oder zu isolieren, sondern immer offen für neue Erfahrungen und Begegnungen bleiben.
Insgesamt denke ich, dass es wichtig ist, dass man sich selbst treu bleibt und nach seinen eigenen Werten und Vorstellungen lebt. Es ist okay, wenn man nicht mit allen Menschen auf einer Wellenlänge ist und es ist wichtig, dass man sich in seiner Haut wohlfühlt. Freundschaften und soziale Interaktionen können zwar schwierig sein, aber wenn man offen und ehrlich bleibt, wird man sicherlich Menschen finden, die zu einem passen und mit denen man gute Freundschaften schließen kann.
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