Sich nicht ausreichend für etwas bedanken können?

vom 01.02.2016, 20:20 Uhr

Ich hatte einer Freundin vor einiger Zeit beim Umzug geholfen, wobei wir da auch mehrere Tage am Stück beschäftigt waren. Es ging ziemlich viel von meiner Freizeit drauf, wobei ich das aber gerne für meine Freundin gemacht habe. Ich weiß ja, dass sie das auch für mich tun würde und von daher habe ich da auch absolut nichts im Gegenzug dafür erwartet.

Allerdings meint meine Freundin nun ständig, wie dankbar sie für meine Hilfe wäre, wobei sie auch meinte, dass sie ein schlechtes Gewissen hätte, da sie gar nicht wüsste, wie sie sich ausreichend bei mir bedanken könnte. Sie würde gar nicht wissen, was sie mir nun im Gegenzug dafür bieten könnte.

Das ist zwar richtig lieb gemeint, wobei ich ihr aber auch klar gemacht habe, dass sie sich da nicht weiter bedanken muss, zumal ich das auch selbstverständlich finde. Sie hatte mich an den Tagen außerdem auch immer zum Essen eingeladen. Habt ihr auch manchmal das Gefühl, euch gar nicht ausreichend bei jemandem für seine Hilfe bedanken zu können?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Manchmal reicht es dann schon, eine Kleinigkeit zu verlangen. Ich war zwei Wochen bei meinem Bruder, als meine Schwägerin ein Baby bekommen hat, um mit den zwei älteren Kindern zu helfen. Klar hat er mir die Zugfahrt gezahlt, ich hab dort kostenlos gegessen und so weiter. Also von meiner Seite aus war alles in Ordnung. Ich hab gern ausgeholfen.

Aber er suchte auch nach einer Möglichkeit, sich ausreichend bei mir zu bedanken. Ich hab dann irgendwann gefragt, ob ich eine von den Tassen haben kann. Sie hatten so nette Teetassen mit Elchen drauf. Da es ein kinderreicher Haushalt war, ging da eh mal die eine oder andere zu Bruch. Also es war kein vollständiges Service oder so. Aber mein Bruder war richtig glücklich, dass ich um etwas gebeten habe und er mir etwas geben konnte.

Ansonsten muss man auch wirklich mal ganz deutlich sagen, dass es in Ordnung ist. Nicht immer so nebenbei, "Nein, nein, schon gut". Sondern in die Augen schauen, betonen wie lange und gut man befreundet ist, dass es eine Selbstverständlichkeit ist und sie nun aufhören soll zu nerven. :D

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Als ich noch an der alten Uni studiert habe, habe ich mal eine Freundin bei mir schlafen lassen. Wir haben an derselben Uni studiert, nur in verschiedenen Fakultäten und Studiengängen. Da sich die Wohnung in der Studentenstadt irgendwann nicht mehr lohnte, hat sie die Wohnung dann gekündigt und pendelte dann nur noch für einen Tag die Woche zur Uni, was auch okay war.

Einmal hatte sie jedoch ein Blockseminar, ein Sprachkurs von 2 Wochen in den Semesterferien, wobei sie nicht wusste, wo sie hin soll. Sie durfte also bei mir übernachten und wir haben quasi in einer WG gelebt. Ursprünglich wollte sie zwei Sprachkurse hintereinander machen, sodass das ganze dann 4 Wochen gedauert hätte. Der zweite Sprachkurs kam aber nicht zu Stande, sodass es im Endeffekt dann nur 2 Wochen waren, die sie bei mir war.

Sie war so dankbar und hat es auch ständig betont. Ich wollte ihr immer wieder sagen, dass sie kein schlechtes Gewissen haben muss und ich gerne helfe, aber am Ende haben wir uns darauf geeinigt, dass sie mir einen Teil der Miete überwiesen hat. So hatte sie kein schlechtes Gewissen und hatte nicht das Gefühl, mich unbewusst auszunutzen und ich wusste, dass sie kein Problem damit haben würde, wenn ich mal bei ihr übernachten müsste wegen einer Notsituation.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wenn mir jemand wirklich einen Riesengefallen tut und mir einen Haufen Zeit und/oder Arbeit erspart, habe ich auch oft das Gefühl, dass es nicht ausreicht, wenn ich mich verbal bedanke. Manchmal sind Worte allein gefühlsmäßig einfach nicht genug, zumindest nicht als Gegenleistung zu der Arbeit und Anstrengung, die beispielsweise mit einem Umzug verbunden ist.

Man muss mir schon unmissverständlich klar machen, dass es sich wirklich um einen freiwilligen Gefallen handelt, damit ich mit gutem Gewissen aufhören kann, mich zu bedanken oder Gegenleistungen anzubieten. Manchmal wäre ich sogar ganz froh darum, die Gelegenheit zu einem Gegengeschenk oder einer Aufwandsentschädigung geboten zu bekommen, sodass beide Seiten quasi ihr Gesicht wahren können.

» Gerbera » Beiträge: 11319 » Talkpoints: 49,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ja, das Gefühl kenne ich auch. Wenn jemand mir einen sehr großen Gefallen getan oder mir bei etwas geholfen hat, habe ich auch oft das Gefühl, mich nicht ausreichend bedankt zu haben. Ich versuche dann einfach, auch etwas für denjenigen zu tun, so dass ich selber wieder das Gefühl habe, dass wir quitt sind.

Was ich allerdings noch viel nerviger finde ist, wenn Leute ständig erwarten, dass man sich für etwas bedankt. Ich Bekanntenkreis haben wir so jemanden. Derjenige drängt und ständig seine Hilfe auf und tut irgendetwas. Und danach heißt es dann, dass wir uns gar nicht ausreichend bei ihm bedankt hätten und ihm ja zum Beispiel auch mal ein kleines Geschenk dafür geben könnten.

Mittlerweile sagen wir schon immer, dass wir keine Hilfe brauchen, wenn er wieder ankommt. Wenn ich dankbar bin und jemandem etwas dafür schenken möchte, dann weil ich das aus freien Stücken tue und nicht, weil jemand das von mir erwartet.

» Sandra980 » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 12,41 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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