Sich nach geäußerter Kritik um Reaktion sorgen?

vom 30.06.2016, 19:46 Uhr

Meine Schwiegermutter hat sich eine neue Bluse zugelegt und mir diese dann stolz präsentiert und nach meiner Meinung dazu gefragt. Ich fand die Bluse an sich ganz schön, aber die Farbe machte sie doch irgendwie etwas blass. Ich bin bei solchen Dingen schon ehrlich und habe ihr dann auch gesagt, dass ich die Bluse mag, aber schon finde, dass sie damit etwas blasser aussieht.

Meine Schwiegermutter hat meine Kritik nach Außen hin ganz normal aufgenommen, aber ich weiß nicht recht, ob sie sich nicht doch irgendwie gekränkt gefühlt hat. Gerade bei der Schwiegermutter ist das ja unter Umständen etwas problematischer.

Ich merke das immer wieder, dass nicht nach einer Kritik die ich geäußert habe, doch etwas sorge habe, wie die Reaktion darauf sein wird. Ich möchte niemanden verletzten und versuche daher auch immer möglichst taktvoll eine Kritik zu äußern.

Ob das immer gelingt, kann ich leider nicht sagen. Dennoch sorge ich mich jedes mal, dass die Reaktion meines Gegenübers nicht so positiv sein könnte. Kennt ihr das auch, dass man sich nach geäußerter Kritik, Sorgen macht, wie diese ankommt und wie die Reaktion darauf ausfallen wird? Wie geht ihr damit um?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Also gerade beim Thema Schwiegereltern kann ich sehr gut verstehen, wenn man da etwas besorgter ist, wie Kritik ankommen könnte. Man weiß ja nie, wie das Gegenüber diese Kritik auffasst, wenn es nicht gerade ein guter Freund oder eine gute Freundin ist.

Bei meiner Mutter weiß ich zum Beispiel, dass sie immer weiß, wie ich Kritik meine. Sie kennt mich eben auch sehr gut und weiß wie ich ticke. Ich glaube, dem eigenen Kind verzeiht man harsche Kritik auch eher als einem "fremden" Schwiegerkind. Ich könnte mir vorstellen, dass man bei dem Schwiegerkind empfindlicher ist und vielleicht sogar nachtragender, eben weil man sich nie so nahe stehen wird wie dem eigenen Kind.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich finde nicht, dass man nach einer geäußerten Kritik sorgen vor der Reaktion haben muss. Vor allem nicht, wenn man um seine eigene Meinung gefragt worden ist, das ganze dann sachlich kritisiert und dabei auch nicht beleidigend wird oder gar schreit. Wenn man also der Schwiegermutter sagt, dass die Bluse sie blass wirken lässt, dann ist das etwas komplett anderes als wenn man ihr sagen würde "du siehst darin wie ein Papierhaufen aus". Das zweite ist beleidigend, auch wenn es eigentlich die gleiche Messege übermitteln soll und dir das ganze nicht gefällt.

Bei der zweiten Antwort hätte ich doch mehr bedenken was die andere Person darauf unternimmt, sagt oder auch handelt. Aber wenn das ganze wirklich sachlich gesagt wird und man seine Meinung auch noch mit Argumenten untermauern kann auf weitere Nachfragen, dann ist diese mehr als nur gut und entsprechend wird auch die Reaktion drauf ausfallen.

Denn es kommt dabei ebenfalls auf die Person drauf an, die man kritisiert. Nicht jeder ist in der Lage dies anzunehmen und reagieren auf die kleinsten Kleinigkeiten beleidigt. Ehrlich, finde ich kindisch ein solches Verhalten und lädt eigentlich nur dazu ein, dass man den Leuten immer eine Lüge aufbindet damit sie eben das hören was sie hören wollen.

Mir wäre das zu dumm, lieber habe ich eine Ehrliche Antwort als das ich immer nur das zu hören bekomme was ich auch hören möchte. Und so gehe ich auch mit meinen Mitmenschen um. Ist danach jemand beleidigt und sauer auf mich, dann ist das halt so und ich kann es nicht ändern. Aber es widerstrebt mir doch sehr, dass ich die Leute anlüge nur damit sie selbst glücklich sind.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich denke es kommt auf die Art der Kritik und wie man diese äußert an. Wenn die Kritik sachlich und unpersönlich geäußert wird und es nicht um ein sehr heikles Thema geht, mache ich mir in der Regel wenig Sorgen über die Reaktion meines Gegenüber. Es gibt natürlich auch heikle und sehr persönliche Themen, hier versuche ich die Kritik immer so diplomatisch wie möglich zu äußern, damit ich mein Gegenüber nicht verletzte.

Es kommt natürlich auch darauf an, wie mein Gegenüber mit Kritik umgehen kann und diese aufnimmt. Kenne ich denjenigen schon länger und habe ein enges Verhältnis mit ihm, weiß ich meist, wie ich die Kritik am besten verpacken muss, damit sie bei dem Gegenüber richtig ankommt. Im Berufsleben, vor allem beim Chef, kommt es allerdings bei mir auch häufiger vor, dass ich mir Sorgen darüber mache, wie mein Chef die Kritik aufnimmt. Da es sich dort ja gewissermaßen um ein Über- Unterordnungsverhältnis handelt, können viele Chefs mit Kritik ihrer Angestellten nicht gut umgehen.

» swipu91 » Beiträge: 580 » Talkpoints: 33,30 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Wenn ich eins mühsam gelernt habe, dann dass man auf die Reaktionen seiner Umwelt prinzipiell keinen Einfluss hat. Man kann nur nach bestem Wissen und Gewissen und im Einklang mit seinen Werten handeln. Wenn man sich, wie die meisten von uns, prinzipiell als netten und umgänglichen Menschen sieht, ist es natürlich hoch unangenehm und oft sogar kränkend, wenn die Umwelt auf ehrliche Aussagen sofort beleidigt reagiert. Aber, wie gesagt, man kann seine Mitmenschen nicht dazu zwingen, angemessen zu reagieren.

Diese Erkenntnis hat mir schon sehr geholfen, da ich wie jeder andere auch öfter mit Scham und Schuldgefühlen zu kämpfen habe, wenn ich etwas ganz nett oder normal gemeint habe oder auf Aufforderung (!) eine ehrliche Kritik abgegeben habe, und mein Gegenüber tödlich beleidigt war oder mich stocksauer herunter geputzt hat. Mittlerweile habe ich kapiert, dass es nicht mein Problem ist, wenn andere Leute keine Kritik vertragen. Oder aber meine unheilbare Taktlosigkeit ist doch schlimmer, als ich mir eingestehen will. :oops:

Ich denke daher, dass es ebenso normal wie unnötig ist, sich über die Reaktion des Gegenübers groß Sorgen zu machen, wenn man sich seiner eigenen Ansicht nach normal und anständig verhalten hat. Was soll man auch machen, wenn jemand immer dazu neigt, Aussagen schlimmst möglich zu interpretieren?

» Gerbera » Beiträge: 11317 » Talkpoints: 49,13 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich finde es gerade in solchen Fällen auch wichtig, die Kritik möglichst taktvoll zu äußern und ich denke, dass du das auf jeden Fall gemacht hast, indem du ja erst einmal den positiven Aspekt genannt hast und dann das, was dir nicht ganz so gut gefällt. Sicher kommt es immer darauf an, bei wem man Kritik äußert und nicht jeder kann auch gutgemeinte Kritik gut vertragen.

Wenn man so jemanden vor sich hat, ist es vielleicht besser, mal sagt nichts dagegen und lässt sich zur Not eine Notlüge einfallen. Aber das würde ich nur machen, wenn nichts anderes möglich wäre. In der Regel bin ich immer dafür, die Wahrheit zu sagen, auch wenn das vielleicht bedeutet, dass ich damit jemandem erst mal auf den Schlips trete, bis derjenige es vielleicht merkt, dass die Kritik durchaus gerechtfertigt war.

Gerade dann, wenn ich es merke, dass meine Kritik nicht so gut angekommen ist, dann mache ich mir auch schon mal Sorgen, ob ich damit jemanden beleidigt haben könnte, dass ich ehrlich meine Meinung geäußert habe. Aber bislang ist das noch nicht passiert und in der Regel kommt es besser an, wenn man ehrlich ist, als wenn man der anderen Person zuliebe keine Kritik äußert, sondern unehrlich ist und das dann auffällt.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Kritik ist immer eine Sache für sich. Auf die eine oder andere Weise wird man die meisten aller Menschen mit Kritik immer verletzten, da man ihnen sagt, dass etwas, was sie gemacht / gesagt / gekauft haben doch nicht so toll ist, wie sie meinen. Dies kränkt einen im Stolz, wenn man eigentlich darauf aus war, dass man ein Lob bekommt und keine Kritik.

Von daher sollte Kritik immer wohlüberlegt sein und man sollte sich darüber im Klaren sein, was dies für Folgen haben kann. Sicher, manche Menschen nehmen Kritik dankbar an, aber andere sind dann nicht so dankbar und ärgern sich so sehr, dass sie einem böse Wörter an den Kopf werfen oder dann lange Zeit beleidigt sind und das, obwohl sie nach Kritik gefragt haben.

Deshalb bin ich sehr vorsichtig geworden, was Kritik angeht. Wenn mich Leute fragen, die schon dafür bekannt sind, dass sie die Kritik sowieso nicht annehmen beziehungsweise die dann sehr lange beleidigt sind, dann übe ich gar keine Kritik mehr aus. Es ist mir dann zu blöd auf gut deutsch der Arsch vom Dienst zu sein und deshalb sage ich dann lieber gar nichts als das Falsche.

Wenn die Leute allerdings gut mit Kritik umgehen können und ich weiß, dass ich dann am Ende nicht die Böse bin, dann gebe ich diese auch gerne. Kritik muss dabei nicht immer schlecht sein, man sollte sie viel lieber nutzen, um sich zu verbessern und daran zu wachsen. Ich bemühe mich dabei die Kritik nett, aber trotzdem ehrlich zu formulieren und vielleicht auch noch etwas positives hervorzuheben, damit die Kritik nicht ganz so schlecht ist und die Person sich trotzdem noch gut fühlt.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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