Sich mit psychischer Krankheit als nicht normal betrachten?
Immer wieder hört man, dass im Zusammenhang mit psychischen Krankheiten von normal oder unnormal die Rede ist. In einem anderen Beitrag schreibt sogar jemand, dass sie als normaler Mensch so etwas meint. Ich kenne selbst auch jemanden der psychisch krank ist und sich selbst immer niedermacht, in dem er sagt, dass er eben nicht normal wäre. Aber woran macht man denn da fest, was normal ist und was nicht?
Ist es vielleicht abhängig von der Art der psychischen Erkrankung? Ist dann jemand mit Ängsten schon nicht mehr normal? Oder sind Depressionen oder eine Bipolarstörung nicht normal? Wie entscheidet man das? Kann man überhaupt sagen, dass jemand normal ist? Versteht ihr, dass oft so über Menschen mit einer psychischen Krankheit gesprochen wird? Würdet ihr euch selbst als nicht normal bezeichnen, weil ihr solch eine Erkrankung habt?
Ich gehe davon aus, dass du dich entweder auf meine oder auf Ramones Aussage in dem Beitrag Begeistert von eigener psychischer Krankheit sein? beziehst. In diesem Kontext ist mit "normal" einfach gemeint, dass der oder die Erkrankte nicht prominent ist, sondern zur breiten und durchschnittlichen Bevölkerung gehört. Das "normal" in diesem Kontext war überhaupt keine Wertung und es ist mir ein absolutes Rätsel, wie du da eine Wertung reininterpretieren und die Aussagen komplett aus dem Kontext reißen kannst.
Ich würde mir selber nicht anmaßen, jemanden nur wegen einer psychischen Krankheit als "nicht normal" anzusehen. Gesund ist bekanntlich nur schlecht untersucht, und normal ist relativ. Ich verstehe den Begriff ganz allgemein als "mit der Mehrheit" übereinstimmend, und das stellt für mich keine Wertung dar. Und für manche Leute ist es eben "normal", dass sie Depressionen haben, oder von mir aus Neurodermitis oder irgendeine Allergie. Irgendein Päckchen hat jeder zu tragen, und diverse Krankheiten oder Gebrechen sind für mich genauso "normal", wenn nicht noch normaler als ein Leben frei von Sorgen, Beeinträchtigungen oder Hindernissen aller Art.
Andererseits scheue ich mich aber auch nicht, jemanden auf Grund seines Lebenswandels nicht unbedingt als "normal" anzusehen. Das normale Leben eines Rappers, Tennisprofis oder einer international bekannten Operndiva sieht sicher in mancherlei Hinsicht ganz anders aus als das einer braven Angestellten wie mir. Und ich kann mir auch vorstellen, dass manche Branchen "verhaltensoriginelle" Mitmenschen eher anziehen und fördern als andere. Aber auch das finde ich ganz normal.
Ich habe doch geschrieben, dass ich selbst jemanden kenne, der eine psychische Krankheit hat und sich als nicht normal ansieht. Daher hat das Thema nicht unbedingt etwas mit dem Beiträgen in deinem verlinkten Thema zu tun. Mich würde interessieren, ob es eben häufig so ist, dass jemand mit einer psychischen Krankheit als nicht normal angesehen wird oder sich selbst so sieht. Welche Erfahrungen ihr da gemacht habt und ob das durchaus oft vorkommt.
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