Sich mit manchen Krankheiten einfach abfinden?
Viele psychische Erkrankungen können sehr schwerwiegend sein und eine (erfolgreiche) Therapie kann sich als einen sehr langatmigen, steinigen Weg zeigen, der viel Kraft und Unterstützung von außen erfordert. Nicht zuletzt deshalb ist die Genesungsquote bei manchen Krankheiten auch vergleichsweise recht gering.
Manche Menschen kommen dann vielleicht irgendwann an einen Punkt, an dem sie sich "einfach" mit der Krankheit abfinden, auch wenn es in der Theorie noch Chancen auf eine Heilung, oder aber zumindest auf das Erlernen eines guten Umgangs mit der Krankheit gibt.
Habt ihr so etwas schon mal im Freundes- und Familienkreis oder gar bei euch selbst erlebt? Wie seid ihr damit umgegangen? Ist es euch gelungen, der Person dennoch Hoffnung und Zuversicht zuzusprechen? Oder ist das für euch einfach eine persönliche, realistische Betrachtungsweise, die man als Außenstehender nicht versuchen sollte zu beeinflussen?
Was verstehst du genau unter "Abfinden"? Ich verstehe darunter, dass der betroffene Mensch einfach akzeptiert, dass diese Erkrankung da ist und den Umgang damit erlernt. Manchmal hat man keine andere Wahl. Die Erkrankung ist da, man weiß, dass sie wahrscheinlich nie wieder verschwindet und man muss sich damit arrangieren. Das bedeutet nicht, dass man aufgibt und die Hoffnung verliert, gegen dem Umstand zu kämpfen, die Erkrankung nimmt jedoch nicht mehr den ultimativen Stellenwert im Leben ein und man kann damit leben.
Ich habe eine Darmentzündung, sie ist mittlerweile einfach da. Klar, ich probiere auch mal Methoden aus, die Besserung versprechen, aber ich habe mich mit der Erkrankung arrangiert. Dann kann ich an einem Tag halt mal nicht essen was ich will oder muss mich ausruhen. Aber die Erkrankung ist nicht mein Lebensinhalt und ich möchte das auch nicht.
Es gibt wie beim Sterben auch bei Erkrankungen mehrere Phasen, die ein Mensch durchläuft. Irgendwann kommt die Akzeptanz und man beginnt sein Leben neu zu organisieren und zu ordnen und man lernt eine ganz andere Art zu leben. Bei mir ist es dann halt so, dass ich mich halt mal in der Nähe mit meinem Essen und dem Drang auf die Toilette zu gehen, arrangiere. Ich akzeptiere, dass ich mal blute, Blähungen habe und viel Flüssigkeit verlieren kann. Dann gehe ich einfach enspannteren Aktivitäten nach, lasse mich davon aber nicht einschränken und unterkriegen.
Meinst du "sich abfinden" im Sinne von "akzeptieren" oder "ignorieren"? Das macht nämlich einen Riesenunterschied. Tatsache ist nun einmal, dass kaum jemand gesund mit 100 tot umfällt und sich bei vielen Leuten mit zunehmendem Alter chronische Gesundheitsprobleme einschleichen, sodass sie nicht mehr so locker und unbeschwert durch die Gegend hüpfen wie mit 20.
Und in meinen Augen ist es das einzig Sinnvolle, so ein Gesundheitsproblem zu akzeptieren und sich damit zu arrangieren. Was wäre denn die Alternative? Mit dem Schicksal zu hadern und nur wütend und traurig zu sein? Oder irgendwelche Schwachsinnsmethoden von Schamanen bis Edelsteinen auszuprobieren, an deren Ende man immer noch krank ist, aber zusätzlich noch pleite?
Aber das heißt in meinen Augen nicht, dass man das Problem einfach verdrängt und weitermacht wie bisher, bis man zusammenbricht. Viele chronische Geschichten (ich habe auch zwei) gehen wahrscheinlich nicht mehr weg, sind aber mit medizinischer Intervention und Anpassungen im Lebenswandel ganz gut unter Kontrolle zu kriegen. Sprich, wenn du Diabetes hast, macht es schon einen Unterschied, wenn du dich damit abfindest und anfängst, brav den Blutzucker zu messen und dich entsprechend zu ernähren oder aufgibst, so tust, als wärst du gesund und dich langsam zu Tode zuckerst.
Ich denke mit "abfinden" ist hier eher Resignation und nicht Akzeptanz gemeint. Das sieht man doch bei Erkrankungen, die eine Folge des Lebensstils sind, ziemlich häufig.
Bei Typ2 Diabetes wäre es zum Beispiel als Therapie möglich das Gewicht zu reduzieren, sich mehr zu bewegen und die Ernährung Richtung low carb, oder zumindest lower carb, umzustellen. Aber das erfordert natürlich Disziplin und deshalb finden sich viele einfach mit der Diagnose ab und schlucken Medikamente anstatt zu schauen, ob es nicht auch andere Wege geben könnte.
Ich denke man muss mit jeder Krankheit in irgendeiner Art und Weise leben und diese akzeptieren. Letztendlich kann man auch nur das Beste daraus machen und wenn man weiß man stirbt oder ist nicht heilbar, dann gibt es nun mal auch nicht mehr so viele Optionen, dann muss man damit leben und es akzeptieren oder man zerstört sich die wenige Zeit, die man noch hat. Bei anderen Krankheiten kann man sicherlich immer noch ein bisschen etwas machen und diese Wegen würde ich dann auch gehen, wenn es ein bisschen besser werden könnte, mit der Diagnose an sich muss man sich aber immer abfinden.
Na,ja, ich habe mich auch damit abgefunden, dass ich eine Krankheit habe. Sie ist derzeit weder heil- noch behandelbar. Da die Krankheit ziemlich selten ist gibt es auch weit und breit keine Selbsthilfegruppe wo man sich mit Betroffenen austauschen kann. Also was bleibt mir anderes übrig als mich damit abzufinden?
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