Sich in Pubertät selbst als anstrengend empfinden?
In der Pubertät war das Verhältnis zu meinen Eltern schon sehr schwierig. Ich kann im Nachhinein gar nicht mehr sagen, ob es wirklich hauptsächlich an mir oder der Pubertät an sich lag oder tatsächlich auch zu einem großen Teil an meinen Eltern, da ich nichts "Schlimmes" gemacht habe - ich habe nicht geraucht, nicht getrunken, die Schule nicht geschwänzt, hatte keinen Partner und bin auch sonst kaum ausgegangen.
Allerdings war es schon so, dass ich stärkere Stimmungsschwankungen hatte und mir selbst auch in vielerlei Hinsicht unsicher war, was ich vom Leben wollte und was nicht, so dass ich meine eigenen Gedanken eher anstrengend fand und nicht mein Handeln. Habt ihr euch selbst in eurer Pubertät als anstrengend empfunden? In welcher Hinsicht war das so?
Ich habe mich auf jeden Fall als anstrengend empfunden. Irgendwie wusste ich bei vielen Dingen nicht was ich möchte und dann war ich auch dauerhaft mies drauf, schlecht gelaunt und zu Streit aufgelegt. Dazu hatte ich Eltern, die mich schlecht geredet haben und die mir immer wieder den Tag versaut haben, was meiner Laune auch nicht dienlich war. Ich glaube aber jeder ist in der Phase anstrengend.
Soweit ich mich noch erinnern kann, waren in der Pubertät alle anderen fürchterlich anstrengend. Meine Eltern haben immer noch gemeint, mir Vorschriften machen zu können, obwohl ich doch schon in der 9. Klasse war, die Lehrer waren nur noch fies, und Freundschaften sind an Buben-Geschichten zerbrochen, weil Hannes aus der Parallelklasse auf einmal nicht mehr eklig, sondern interessant war. Dazu kamen noch jüngere Geschwister, die ja so kindisch waren und mir ständig auf den Wecker gegangen sind.
Mit anderen Worten: Ich hatte zu der Zeit offensichtlich nicht die nötige Fähigkeit zur Selbstreflexion, um zu verstehen, dass nicht alle anderen durchdrehen, nur weil meine Hormone verrückt spielen. Das kam alles erst nachträglich. Die Pubertät ist eben nicht der rationalste Lebensabschnitt. Aber das ist sowieso alles schon hundert Jahre her.
Gerbera hat geschrieben:Soweit ich mich noch erinnern kann, waren in der Pubertät alle anderen fürchterlich anstrengend.
So ging es mir ehrlich gesagt auch. Meiner Beobachtung nach ist es eher die Ausnahme als die Regel, dass man in der Pubertät so viel Selbstreflektion besitzt, dass es an einem selbst liegt, dass alles plötzlich so anstrengend ist. Da frage ich mich, ob man die Vergangenheit nicht mit dem jetzigen Wissen über die Pubertät völlig falsch wahrnimmt und bewertet und sie daher irgendwie verklärend darstellt.
Ich kann mich noch daran erinnern, dass es tatsächlich Phasen gab, in denen ich mich selber als sehr anstrengend empfunden habe. Vor allem war das so, wenn meine Eltern auch noch Verständnis für meine Stimmungsschwankungen aufgebracht hatten, die in dieser Phase des Lebens ja auch einfach normal sind.
Ich fand mich selber aber dann einfach als anstrengend, konnte aber in dem Moment auch nicht viel dagegen machen, weil ich selber einfach herausfinden musste, was ich im Leben will. Mir war dann aber schon klar, dass ich für mich selber und auch für die Menschen in meinem Umfeld schon sehr anstrengend war und ich war einfach froh, als ich die Pubertät hinter mir lassen konnte.
Ich kann das gar nicht klar beantworten. Ich denke, dass man in der Pubertät immer meint, dass man ungerecht behandelt wird und findet oft alle anderen anstrengend. Ich denke aber, dass jeder durchaus irgendwo anstrengend ist, wenn er in der Pubertät ist. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass ich mich selbst als anstrengend empfunden hätte. Die Stimmungsschwankungen habe ich eher als nervig empfunden und ansonsten war ich meistens doch der Ansicht, dass ich im Recht bin.
Hut ab vor so viel Selbstreflexion und Erkenntnis und das in solch jungen Jahren. Als ich in der Pubertät war hatte ich das Gefühl das ich auf mich allein gestellt war und alle gegen mich arbeiteten. Ich fühlte mich oft, selbstverständlich grundlos, unfair behandelt oder war von meinen Eltern tierisch genervt. Damals wäre ich nie auf die Idee gekommen dass das Alles an mir lag. Für mich waren damals einfach die anderen Schuld. Heute sehe ich das natürlich anders.
Meine Eltern waren wirklich tolle Eltern und sogar recht locker drauf. Ich hatte wenig Verbote, gaben mir viele Freiräume und haben mich immer Unterstützt. Selbstverständlich war das während meiner Pubertät nicht anders, aber ich habe es einfach anders empfunden. Wenn ich heute an diese Zeit zurück denke tun mir meine Eltern teilweise sogar richtig Leid. Meine Reaktionen waren einfach so unverhältnismäßig und ich habe Ihnen am manchen Tagen das Leben wirklich schwer gemacht.
Und ich habe auch nichts „schlimmes“ gemacht. Also auch nicht geraucht, getrunken und es stand auch nie die Polizei vor der Tür. Aber mein Verhalten war eben unmöglich. Ich habe meine Eltern zum Beispiel oft an gemotzt oder hab genervt reagiert wenn Sie mit mir sprechen wollten. Meine Eltern nehmen mir das Gott sei Dank nicht übel, Sie freuen sich aber auf die Zeit wenn mein Kind in der Pubertät ist und ich das Gleiche wie Sie durchmachen muss.
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