Sich in kriselnder Beziehung mehr Privatsphäre wünschen?
Laut einem gelesenen Artikel sollen sich 76 Prozent der Befragten mehr Privatsphäre wünschen, wenn die Beziehung kriselt. Wie ist das bei euch? Könnt ihr solche Zahlen nachvollziehen? Wie viel Wert legt ihr auf Privatsphäre in eurer Partnerschaft? Ist dieses Empfinden davon abhängig, ob gerade Konflikte oder Probleme herrschen oder spielt das für euch absolut gar keine Rolle und beeinflusst euch in dieser Hinsicht auch gar nicht? Könnt ihr nachvollziehen, dass man sich in einer kriselnden Beziehung mehr Privatsphäre wünscht? Welcher Grund spielt hierbei eine Rolle?
Ist es nicht normal, dass man sich in einer Beziehung ein gewisses Maß an Privatsphäre wünscht? Ich habe noch nicht erlebt, dass sich Paare mehr zurückziehen, wenn es gerade mal kriselt. Aber ich denke, dass die Wenigsten damit auch gleich hausieren gehen. Ich denke, dass es aber durchaus normal ist, wenn man dann etwas mehr unter sich sein möchte. So möchte ein Paar die Krise sicherlich schneller aus der Welt schaffen und daran arbeiten.
Es ist sicherlich normal, dass man sich dann Zeit zum Nachdenken nehmen möchte. Vielleicht hat man dann den inneren Drang für sich zu sein, weil man sich abkapseln will, sehen will wie gut man alleine klarkommt. Ganz davon abgesehen braucht man aber auch mal Zeit für sich und warum solle man diese mit jemanden verbringen, der einem da gerade nicht gut tut? Das macht keinen Sinn und so verstehe ich diese Aussage schon.
Wenn die Beziehung nicht mehr gut läuft und man auch schon mit dem Gedanken spielt, sich zu trennen, dann kapselt man sich vielleicht auch schon gedanklich und emotional etwas vom Partner ab. Man teilt nicht mehr alle Gedanken und Gefühle miteinander, sondern behält dann auch eher etwas für sich. Und vielleicht erzählt man dem Partner dann auch nicht mehr alles, was einen so beschäftigt oder was es Neues im Leben gibt.
Ich kann das schon nachvollziehen, da es mir auch schon so ging. Ich hatte auch schon Beziehungen gehabt, die über viele Monate schlecht liefen, bis ich mich dann endlich getrennt habe. Da war es dann auch so, dass ich meinem Partner nicht mehr alles erzählt habe, da ich das Gefühl hatte, dass es ihn ohnehin nicht interessiert oder weil ich nicht noch einen Streit hinaufbeschwören wollte.
Teilweise war es mir dann auch nicht mehr so wichtig, Zeit miteinander zu verbringen und sich regelmäßig zu sehen, so dass ich dann Treffen auch eher mal abgesagt habe, um etwas mit Freunden zu machen oder um einfach meine Zeit alleine genießen zu können.
Ich verstehe den Kausalzusammenhang nicht. Ist die mangelnde Privatsphäre der Grund für das "Kriseln" in der Beziehung? Oder kriselt es an anderer Stelle, und die Betroffenen wünschen sich schlicht ihre Ruhe vor dem nervtötenden Partner oder der Partnerin? Oder liegt das Problem darin, dass die Betroffenen keine Konflikte austragen, sprich sich wieder "zusammenraufen" können, sondern sich lieber in ihre "Privatsphäre" zurückziehen?
Wenn ich so darüber nachdenke, habe ich, obwohl an sich ein recht zurückhaltender und "privater" Mensch, in meiner Beziehung noch nie das Gefühl gehabt, zu wenig Privatsphäre zu haben. Wir sind jetzt so lange zusammen, dass ich es mir gar nicht mehr so recht vorstellen kann, über längere Zeit alleine in meiner "Blase" zu sitzen. Klar hat jeder seine Hobbys, Freunde, Job und generell ein funktionierendes eigenes Leben, aber gerade im Privaten wollen wir nach wie vor möglichst viel Zeit zusammen zubringen. Sind ja sowieso nur ein paar Stunden pro Woche.
Ich habe es bei mir selbst so erlebt, dass ich mich nach mehr Privatsphäre für mich gesehnt habe, als auch die Gefühle zu meinem Ex-Partner zurückgingen. Zuvor, als es zwar kriselte, aber die Gefühle noch vorhanden waren, war das eigentlich nicht der Fall. Schließlich hatte man ja nicht nur dauerhaft Streit, sondern es gab auch gute Phasen und die wollte man dann nach wie vor gemeinsam genießen. Auch habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein wirkliches Distanzieren voneinander meist schon der Anfang vom Ende ist und man sich eben auch emotional distanziert.
Den ganz normalen Sinn nach Privatsphäre und Zeit für sich würde ich hiervon allerdings ausklammern. Klar, verbringt man am Anfang der Beziehung sehr gerne und sehr viel Zeit mit seinem Partner. Danach sollte man immer noch gerne mit der Person Zeit verbringen aber ist auch die Zeit alleine und mit eigenen Freunden sehr wichtig. Hier kommt es aber natürlich auch auf die eigenen Vorstellungen an. ich habe zeitweise auch sehr viel gemeinsam mit meinem Partner unternommen, weil wir einfach einen ähnlichen Bekanntenkreis hatten, und wir haben uns damit beide nicht eingeengt gefühlt.
Gerade bei kriselnden Beziehungen hilft leider die Flucht meistens nicht viel, sondern nur die offene Kommunikation über das Problem. Ein Abend ohne den anderen beziehungsweise mit Freunden oder Familie, kann vielleicht kurz von dem Problem ablenken, allerdings wird man früher oder später wieder damit konfrontiert. Daher würde ich in so einem Fall vielleicht für eine festgelegte Zeit die Distanz suchen, allerdings mit der Vereinbarung eines anschließenden Gesprächs. Hier können dann auch beide Parteien ihre Vorstellungen an Privatsphäre deutlich machen.
Grundsätzlich wünsche ich mir in einer Beziehung, dass man ein gewisses Maß an Privatsphäre genießt. Mir ist ja durchaus bewusst, dass dies nicht überall möglich ist, wenn man zusammenwohnt, aber jeder sollte dennoch in der Lage sein, sich zurückzuziehen und sich entsprechend mehr Privatsphäre erarbeiten zu können. Auch das kann im Nachgang sonst einen negativen Einfluss auf die Beziehung haben, sodass viele Beziehungen ja schon kriseln, weil es keinerlei Privatsphäre gibt.
Wenn in einer Beziehung dann schon das Kriseln begonnen hat, dann ist es natürlich umso wichtiger, sich ein wenig Privatsphäre zu verschaffen. Immerhin muss vielleicht einiges nachgedacht werden und man muss schauen, wo man steht. Wenn dann die mangelnde Privatsphäre noch zu einem Problem wird, dann wäre das natürlich für die Beziehung nicht gerade förderlich. Auch deswegen muss man immer darauf achten, dass ein gewisses Maß an Privatsphäre gegeben ist.
Ich halte also die Privatsphäre ohnehin für wichtig, was auch nicht nur während der kriselnden Beziehung gegeben sein sollte. In jeder Beziehung muss ein wenig Privatsphäre gegeben sein. Die einen benötigen halt mehr, die anderen weniger. Doch immer auch etwas Zeit für sich haben zu können, schadet bei Weitem nicht. Das ist es auch, was ich jedem nur empfehlen kann. Es ist ja auch nicht schwierig, sich mal die Zeit zu nehmen, etwas Revue passieren zu lassen, die Beziehung zu überdenken, eigene Fehler einzugestehen und mehr.
Wenn jedoch keinerlei Privatsphäre gegeben ist und die Beziehung ohnehin schon kriselt, dann wird es auch sicherlich bei einigen zu Trotzreaktionen führen. Ich kenne da einige, die ihre Beziehung aufgrund von mangelnder Privatsphäre selbst in schwierigen Zeiten dann beendet haben. Sie wollten dann einfach nicht mehr darüber nachdenken, sondern es gleich beenden. Vielleicht wird so dann ein wenig darauf geachtet, sich erst einmal in Ruhe über allem im Klaren zu werden.
Ich denke, dass diese Zahlen durchaus nachvollziehbar sind. Ich persönlich lege viel Wert auf Privatsphäre in meiner Partnerschaft, unabhängig davon, ob es Probleme gibt oder nicht. Es ist wichtig, dass jeder Partner Raum und Zeit für sich selbst hat, um sich zu entspannen, Dinge zu tun, die er oder sie gerne tut, und einfach alleine zu sein. In einer Beziehung kann es manchmal schwierig sein, diesen Raum zu finden, insbesondere wenn man zusammenlebt oder sich oft sieht. Daher kann ich verstehen, dass man in einer kriselnden Beziehung noch mehr Privatsphäre wünscht, um sich zurückzuziehen und über die Dinge nachzudenken.
Wenn ich mich in einer schwierigen Situation in meiner Beziehung befinde, suche ich oft nach einem Rückzugsort, wo ich alleine sein und meine Gedanken sortieren kann. Ich denke, das ist ein natürlicher Impuls und hilft mir, meine Emotionen zu verarbeiten und mögliche Lösungen zu finden. Es kann auch helfen, unnötige Konflikte zu vermeiden, wenn man Zeit alleine verbringt, um sich zu beruhigen und nachzudenken.
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