Sich in Gegenwart von Psychologen unwohl fühlen?

vom 15.01.2017, 09:22 Uhr

Bei uns auf Arbeit ist auch eine Psychologin angestellt, die sich aber nicht um die Belange der Mitarbeiter und Kollegen kümmert, sondern die uns bei unserer Arbeit hilft. So sollte ich zum Beispiel vor kurzem einen Fragebogen erstellen, der an 1000 verschiedene und ausgewählte Personen geschickt werden sollte und ich bin dann noch einmal mit unserer Psychologin die Fragen durchgegangen. Sie hatte dann auch einige Anmerkungen dazu und wies mich darauf hin, dass manche Fragen eben "falsch" gestellt worden wären, weil sie bestimmte (negative) Assoziationen beim Gegenüber auslösen würden und ich dann nicht die Antwort bekommen würde, die ich aber für die Arbeit und Auswertung brauche. Ich war sehr dankbar für ihre Hinweise und fand das sehr nützlich, da ich ja von dem Gebiet so gar keine Ahnung habe.

Ich habe dann anschließend mit ihr über psychologische Themen allgemein diskutiert und ich gebe zu, in manchen Momenten habe ich mich gefragt, ob die mich jetzt auch die ganze Zeit nach irgendwelchen "Sollbruchstellen" analysiert und diese Psychoanalyse nicht wirklich ablegen könnte. Ich habe den Gedanken aber relativ schnell verworfen. Eine Freundin von mir kann das aber überhaupt nicht und immer, wenn sie mit Psychologen zu tun hat, dann befürchtet sie immer, dass sie direkt psychoanalysiert und therapiert werden soll und dann blockt sie innerlich total ab und kann nicht mal Small Talk mit Psychologen machen. Wie ist das bei euch? Fühlt ihr euch in Gegenwart von Psychologen eher wohl oder total unwohl? Warum ist das so?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich denke, dass es immer auf die Situation ankommt. Bei dir handelte es sich ja um einen beruflichen Kontakt zu einem Psychologen und es ging eben um die Verbesserung und Auswertung deiner Fragebögen. Da ist es sicherlich eher nicht so, dass man Bedenken haben muss, dass der Psychologe dich dann auch noch irgendwie auswertet oder begutachtet.

Aber anders ist es, wenn man einen Psychologen privat aufsucht, weil man vielleicht deren Hilfe braucht und ein Problem hat. Oder auch wenn man ein Familienmitglied begleitet und eine Familientherapie macht. Dabei wird ja jedes Familienmitglied mit einbezogen und auch analysiert. Da kann ich dann schon verstehen, dass man sich da irgendwie unwohl fühlt. Ich denke, dass es vor allem eher Hobby - Psychologen sind, die Bekannte und Freunde in der Freizeit studieren, als ein wirklich gelernter Psychologe.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich finde, dass das nette Gesprächspartner sein können, so wie jeder andere Mensch auch und man gar nicht ständig die Vermutung haben sollte gerade analysiert zu werden. Das Lustige dabei ist, dass wir alle unser gegenüber analysieren, ihn einordnen und für uns gedanklich in Schubladen stecken. Der Profi macht das auch nicht anders, wobei auch die mal Feierabend haben.

Da mich dieser Fachbereich sehr interessiert unterhalte ich mich gerne mit Psychologen. Wobei es natürlich schon einen Unterschied macht ob man das Ganze in einer Praxis macht, weil man es muss oder aus freien Stücken weil man sich trifft.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Viele gehen davon aus, dass Psychologen immer alles und jeden Analysieren und nach Schwachstellen in der Person selbst suchen, anstatt auch mal zuzulassen, dass sie nur ein nettes Gespräch haben wollen neben ihrer Arbeit und nicht ihr ganzes Leben nur aus ihrer Arbeit besteht.

Ich habe mit diesen schon zusammen gearbeitet und habe auch eine, die jeden morgen im selben Zug mit mir zur Arbeit fährt. Dabei redet man über vieles, belanglose Themen, Themen aus dem dienstlichen Bereich und Entscheidungen von ganz oben. Analysiert wird da nichts und man gibt auch Ratschläge auf menschlicher Ebene und nicht nur auf fachlicher. Durchleuchtet und durchschaut komme ich mir da nicht vor, sie auch nicht, denn sie weiß natürlich ebenfalls, dass ich vorher im Karrierecenter saß und dort als Prüfoffizier die Bewerber psychologisch mit durchleuchten musste.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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