Sich in Anwesenheit bestimmter Personen anders verhalten?

vom 15.07.2017, 19:07 Uhr

Sicher verhält man sich dem Chef oder Dozenten gegenüber anders, als Freunden oder dem Partner. Allerdings kenne ich auch einige Personen, die ganz plötzlich einen scheinbar völlig anderen Charakter haben, wenn sie auf andere Personen treffen. Während sie sich mir gegenüber ruhig, introvertiert und schüchtern geben, drehen sie plötzlich komplett auf, wenn sie auf andere treffen.

Besonders schlimm finde ich es, wenn manche dann plötzlich richtig arrogant und gemein mir gegenüber werden, wenn andere Personen dazukommen. So etwas kann ich gar nicht verstehen und frage mich, ob man das denn bewusst macht oder nicht. Kennt ihr es so von euch, dass ihr euren Charakter je nach Person anpasst? Wie findet ihr es, wenn Leute ihr Verhalten ständig wechseln, je nachdem, mit welchen Personen sie sich umgeben?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Arrogant bin ich dann hoffentlich nicht, aber bei mir kann es einen riesigen Unterschied machen, ob ich gute Freunde bei mir habe oder nicht. Wenn ich mit Bekannten oder gar Fremden allein bin, gerade in größeren Gruppen, bin ich oft auch eher sehr schüchtern und still. Einfach, weil ich die anderen nicht wirklich einschätzen kann und mich eher unsicher fühle, aber auf keinen Fall in irgendein Fettnäpfchen treten will oder dergleichen.

Habe ich dagegen meine Freunde als moralische Unterstützung, fühle ich mich sofort deutlich sicherer, bin offener und beteilige mich auch mehr am Gespräch. Dann hab ich immerhin schon Leute da, bei denen ich weiß, dass ich nicht so sehr aufpassen muss. Auf rein gedanklicher Ebene ist mir natürlich klar, dass die anderen in der Gruppe mich nicht anders wahrnehmen, nur, weil meine Freunde jetzt dabei sind, bzw. dass sie auch dann kein Problem mit etwas mehr Offenheit meinerseits haben, wenn die nicht da sind. Aber so etwas ist ja sehr wenig Kopfsache.

» Kalu-chan » Beiträge: 718 » Talkpoints: 11,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich glaube, dass es ein Stück weit ganz natürlich ist, sich gegenüber verschiedenen Personen auch anders zu geben - je nachdem, wie man diesen gegenüber eben gestellt ist. Wie du schon sagtest, wird sich wahrscheinlich ein Großteil der Menschheit eher zurückhaltender, höflicher und professioneller verhalten, wenn er mit einem Vorgesetzten oder einem Älteren spricht, während er in Gegenwart guter Freunde oder Familienmitglieder weniger formell, natürlicher und ausgelassener sein kann.

Ich unterscheide auch stark zwischen flüchtigen Bekannten und engen Freunden. Ersteren gegenüber bin ich von Natur aus distanzierter, denn ich möchte jemandem, den ich nicht gut kenne und dem ich auch nicht bedingungslos vertraue, nicht zu viel von mir preisgeben. Mag sein, dass das vom Gegenüber teilweise als kalt und unnahbar aufgefasst wird, aber das ist mir lieber, als dass ich später zufällig mitbekomme, wie sich eben diese Person hinter meinem Rücken darüber auslässt, wie kindisch, naiv und distanzlos ich doch sei.

Und ja, das kam schon vor, sonst wäre ich in dieser Hinsicht vielleicht auch anders eingestellt. Bei Freunden hingegen weiß ich, dass mein Charakter akzeptiert wird, wie er ist, und dass ich mich nicht zurückhalten oder verstellen muss. Demnach bin ich da auch wesentlich offener, emotionaler und vertrauensvoller.

Ich versuche aber, niemandem arrogant, abweisend oder feindselig gegenüberzutreten, ohne einen Grund dafür zu haben. Denn auch das habe ich von anderer Seite schon erlebt und fand es, wie du es auch beschrieben hast, sehr irritierend und unangenehm, wenn ich mir gar keine Ursache für dieses Verhalten ausmalen konnte.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Ich kenne das Verhalten von mir schon ein wenig. Wenn ich arbeite, habe ich auch viel Spaß mit meinen Kolleginnen. Wir quatschen zwischendurch und witzeln auch ein bisschen. Wenn aber ein anderer Kollege reinkommt, werde ich direkt eher still und wirke viel introvertierter. Obwohl es auch nur "Kollegen" sind und nicht der Chef.

Ganz schlimm war es vor einigen Jahren, als ich heimlich in jemanden verknallt war. Ich wusste, dass er die Gefühle nicht erwiderte und versuchte meine Schwärmerei daher zu verheimlichen. In seiner Anwesenheit wurde ich aber viel stiller und traute mich auch kaum, ein Wort raus zubringen aus Angst, etwas blödes zu sagen. Hätte ich ich normal verhalten, wären meine Chancen bei ihm wohl auch besser gewesen.

Auch wenn ich unter Menschen bin, die ich unsympathisch finde, bin ich viel zurückhaltender. Natürlich kann man mit denen sachlich kommunizieren, aber viele Leute bringen unnötige Spitzen gegen diejenigen, die sie nicht leiden können. Da stelle ich meine Kommunikation lieber komplett ein.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich sehe das als normal an und auch wenn es dir nicht schmeckt, es ist jeder auf sein bestes programmiert und wenn er sich einen Vorteil dadurch verschaffen kann, dass er auf einmal eine 180 Grad Wende hinlegt und zu jemanden gemein ist, mit dem man vorher noch gut konnte, dann hat das seinen Grund. Denn jeder ist sich nun einmal selbst der nächste und kaum jemand nimmt einen schlechteren Stand hin, nur damit andere nichts schlechtes von ihnen denken.

Klar verhält man sich immer anders je nach dem auf wen man trifft. Zuhause kann man auch mal den Clown heraus hängen lassen, mach das mal bei einem Geschäftspartner? Der ist direkt weg und du wirst diesen auch nicht mehr wieder sehen. Entsprechend muss man sich dann anpassen, auch wenn man diesen sieht in der Freizeit und mit dem Partner unterwegs ist, vorher mit dem noch Witze gerissen hat, so muss man dann im anderen Moment wieder seriös herüber kommen. Das manch einer sich dann vor den Kopf gestoßen fühlt, bleibt nicht aus weil er damit nicht zurecht kommt oder das noch nie erlebt hat am eigenen Partner.

Um da ein Beispiel zu nennen. Ich war mit meinem Ex Partner in der Stadt unterwegs, waren Dinge besorgen, hinterher noch ein Eis essen und wollten ins Kino. Ausgelassene Stimmung. Auf dem Weg zum Kino lief mir ein wichtiger Kunde entgegen, der mich direkt erkannt hat und auch angesprochen hatte. Dieser ist von der kalten Sorte, erwartet Professionalität, findet Privatleben überflüssig und ist nur auf die Arbeit bedacht. Was meinst du wie es auf ihn wirkt, wenn er mich ausgelassen bei Zeit verschleudern sieht und was er denkt?

Sprich ich habe auch den Modus gewechselt, es als notwendige Besorgungen unter Zeitdruck beschrieben und auch gemeint, dass der Partner auch ausgeführt werden muss damit er glücklich ist. Mein Ex fand das nicht nett und auch nicht glücklich gewählt, kam sich wie ein Haustier vor mit der lästigen Pflicht. Es tat mir für ihn Leid, aber ich konnte es mir auch nicht erlauben und leisten, dass der Kunde hinterher abspringt und absagt weil er mich für einen Hallodri hält der seine Lebenszeit verschwendet. Diplomatisch sollte es sein, es wurde anders aufgefasst vom Partner der hinterher auch beleidigt war und nicht über den Tellerrand mal geschaut hatte. Umgekehrt fand das mir mir auch statt und ich habe nicht solch ein Drama daraus gemacht, wenn ich als "der Anhang" betitelt wurde wenn wir auf seine Vorgesetzten getroffen sind.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich verstehe ehrlich gesagt das Problem nicht. Es ist völlig normal, dass man sein Verhalten ändert je nachdem mit welcher Person man es zu tun hat. Als ob man sich vor dem Chef genauso verhalten würde wie vor dem besten Freund und vor den Eltern benimmt man sich anders als vor dem Partner.

Mir erschließt sich nicht, wo hier der Erkenntnisgewinn liegt. Man verhält sich immer so, wie es dem eigenen Vorteil am meisten dienlich ist. Vor der Chefin muss ich professionell wirken, vor den Mädels kann ich herumalbern und verrückt sein. Das macht doch jeder.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Menschen interagieren ja miteinander, wenn sie aufeinandertreffen. Da ist es ganz normal, wenn man sich unterschiedlichen Personen unterschiedlich gegenüber verhält. Ich glaube aber nicht, dass das bewusst geschieht, sondern instinktiv. Die Spiegelneuronen im Gehirn der Primaten haben einen großen Einfluss darauf, wie wir auf andere reagieren, etwa mit Mitgefühl.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Das ist doch schon im Kleinkindalter so. Beispiel mein Enkel. Wenn er die zwei Tage in der Woche bei mir ist, dann weint er so gut wie gar nicht und wirft sich auch nicht auf den Boden, wenn er seinen Willen nicht bekommt. Wenn seine Mutter ihn abholen kommt verhält er sich ganz anders. Er matscht beim Essen. Er wirft sich auf den Boden wenn er nicht sofort das bekommt, was er haben möchte und ist ein ganz anderes Kind.

Wenn sich jeder immer gleich verhalten würde, dann würde wahrscheinlich keiner mehr Arbeit haben und seinen Chef auch manchmal die Meinung sagen die nicht so diplomatisch ist. Ich finde es völlig normal, dass ich mich gegenüber einem fremden Menschen ganz anders gebe als mit guten Freunden und noch mehr anders als mit meinem Mann. Der Mensch passt sich da einfach an.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich finde es auch völlig normal und menschlich, dass man sich in Gegenwart von manchen Personen anders verhält. Ich habe mich auf der Arbeit auch anders verhalten, als dann zu Hause im Kreis meiner Familie oder bei Freunden. Da kann man doch viel entspannter sein und verhält sich dann auch automatisch anders. Ich kenne ehrlich gesagt niemanden, der sich gegenüber allen Personen immer gleich benimmt oder verhält. Falls das so wäre, würde ich das schon irgendwie ungewöhnlich und auch komisch finden.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich sehe schon einen Unterschied, ob man sich etwa dem Chef gegenüber weniger kumpelhaft gibt als im Kollegenkreis, als wenn man von scheißfreundlich auf einmal auf arrogant umschaltet, sobald eine bestimmte, in der Hackordnung höher eingereihte, Person sich zur Runde gesellt. Aber solches Verhalten habe ich seit der schlimmsten Pubertät so mit 14 herum eigentlich nicht mehr erlebt.

Damals vor vielen Jahren kannte ich es auch, dass gewisse Klassenkameradinnen geschleimt haben, wenn sie die Lateinhausaufgaben meiner zutiefst uncoolen, im Klassenverband ganz unten angesiedelten Person abschreiben wollten, um mich dann wieder zu schneiden, damit ihre coolen Freundinnen nicht mitbekommen, dass sie sich mit mir abgegeben haben. Aus heutiger Sicht weiß ich natürlich, dass diese Leute damit nur ihr mangelndes Selbstbewusstsein kompensieren und sich bei den noch Cooleren anbiedern wollten, aber unter Erwachsenen sollte so ein Gebaren eigentlich nicht mehr vorkommen. Tut es natürlich trotzdem.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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