Sich immer weiter bilden weil man keine Arbeit findet?
Ein guter Schul- oder Studienabschluss ist ja noch keine Garantie dafür, dass man auch einen Arbeitsplatz bekommt. Ich kenne viele Leute, die erst nach zahlreichen Bewerbungen einen Arbeitsplatz gefunden haben, trotz gutem Masterabschluss. Ein Bekannter von mir hat einen Masterabschluss mit einer Eins vor dem Komma und hat dennoch erst nach etwa fünfzig Bewerbungen eine Arbeit gefunden, so dass er schon mit dem Gedanken gespielt hatte, aus der Not heraus zu promovieren.
Was passiert aber, wenn man etliche Bewerbungen geschrieben hat, aber dennoch einfach keine Arbeit in Sicht ist? Sollte man sich dann immer weiter bilden und weiter zur Schule gehen, weiter studieren oder vielleicht sogar promovieren, auch wenn man das eigentlich gar nicht machen möchte?
Fünfzig Bewerbungen halte ich jetzt nicht unbedingt für sehr viel, ganz besonders wenn da auch Initiativbewerbungen dabei sind. Oftmals dauern Bewerbungsverfahren auch mehrere Monate und da hat man schon eine Menge Zeit, um Bewerbungen zu schreiben. Normalerweise fängt man damit ja schon während des Studiums an, um keinen langen Leerlauf nach dem Abschluss zu haben.
Wenn es überhaupt nicht klappt, kann man sich schon erst einmal fragen, ob das Fach überhaupt das Richtige ist. Es gibt doch sehr viele akademische Fächer, bei denen der Arbeitsmarkt absolut mies aussieht, weil die Wirtschaft einfach keinen Bedarf hat. Dann bleiben oft nur ein paar öffentliche Arbeitgeber übrig, die die Masse der Studenten niemals aufnehmen können. Wenn das so ist, hilft die beste Weiterbildung unter Umständen auch nicht weiter.
Letztendlich kann es dann passieren, dass man in einem völlig anderen Fach unterkommen muss. Viele Akademiker finden sich irgendwann in einem fachfremden Job wieder. Schließlich wird nicht überall nur harte fachliche Kompetenz gebraucht. Da zählen dann andere Fähigkeiten, zum Beispiel die viel diskutierte soziale Kompetenz.
Um für die Wirtschaft besser gerüstet zu sein, kann man als Akademiker zum Beispiel einen Master of Business Administration als Weiterbildung zu machen, statt sich in seinem Fach weiterzubilden. In der freien Wirtschaft sind BWL-Kenntnisse eben sehr wichtig und mit dem MBA kann man solche Kenntnisse nachweisen.
An sich gibt es Berufe, bei denen man selbst mit einem sehr guten Abschluss keine oder nur schlecht eine Arbeit bekommt. Das kommt ja auch auf den Studiengang an und die Leute, die da so einen Abschluss machen. Wenn der Studiengang leicht ist und gut besucht ist, wird man eher schlecht etwas finden. Generell finde ich aber schon, dass man sich dann noch mal weiterbilden sollte, weil es einfach nicht schaden kann und immer noch besser ist als irgendeinen Mist zu machen oder dauerhaft Geld vom Staat zu bekommen.
Eine Bekannte von mir hat Slavistik studiert, eine andere Bekannte Soziologie und beide haben keinen Job in ihrem Fach gefunden und arbeiten heute als Büroangestellte, weil das Fächer sind, die auf dem Arbeitsmarkt nicht gefragt sind. Das gilt sicherlich auch noch für eine Reihe anderer Fächer. Ich würde auch sagen, dass der Arbeitsmarkt für Germanisten, Historiker, Kunstwissenschaftler usw. schwierig aussieht - die ganzen Geisteswissenschaften halt. Und für solche Fächer wie Geografie oder Hydrologie sieht es auch nicht so gut aus, was ich mitbekommen habe. Die Liste ließe sich sicherlich noch erweitern.
Informatiker hingegen finden schnell Jobs und ich würde auch sagen, dass man mit einem BWL-Studium ganz gute Chancen hat, auch wenn das allgemein ein eher überlaufenes Fach ist. Aber man kann Informatik und BWL eigentlich fast überall irgendwie gebrauchen.
Und je nachdem, was man studiert, weiß man ja meistens schon vorher, wie die Chancen so sind und kann durch frühzeitige Bewerbungen und Praktika versuchen, doch eine Stelle zu erhalten. Oder man sucht sich Kontakte usw.
Ich habe damals 80 Bewerbungen geschrieben, was ja bei Online-Bewerbungen auch gar nicht so lange dauert. Es ist schon frustrierend, wenn man feststellt, dass die meisten gar nicht auf eine Bewerbung reagieren, aber so ist es eben. Wenn man das weiß, kann man sich damit arrangieren. Wenn ich nicht gleich eine Stelle bekommen hätte, dann hätte ich es weiter versucht.
Sich dann weiterzubilden hätte ich nicht so sinnvoll gefunden. Ich war ja gerade mit dem Studium fertig, was soll ich mich da weiterbilden? Ich hätte es vermutlich immer weiter probiert und auch fachfremd geschaut. Auf ALG II hatte ich keinen Anspruch und auf ALG I auch nicht, weil ich vorher nie gearbeitet habe und da hätten mich weiter meine Eltern finanziert.
Eine 1 vor dem Komma sagt auch nicht automatisch etwas aus. Ich denke das 50 Bewerbungen gerade in der heutigen Zeit ganz normal sind. Bei den meisten Unternehmen, gerade Größere, dauern Bewerbungsverfahren eine ganze Weile. Dann kommt es noch darauf an, ob die Bewerbung einfach initiativ hingeschickt wurde, oder ob man sich richtig auf eine ausgeschriebene Stelle beworben hat.
Ich würde mich in jedem Fall immer solange weiter bilden, bis ich die richtige Stelle für mich gefunden habe. Heißt ja nicht das man nicht trotzdem arbeiten gehen kann. Aber nur zu Hause dann sitzen, wäre auf jeden Fall nicht die richtige Entscheidung. Und mit einer 1 vor dem Komma wird man früher oder später auf jeden Fall eine Anstellung finden.
50 Bewerbungen finde ich auch sehr wenig gerade wenn es sich dabei um gefragte Stellen handelt, dann muss man davon ausgehen das jemand mit Berufserfahrung einem frisch ausstudierten einfach bevorzugt wird. Der Einstieg ins Berufsleben nach einem Studium gestaltet sich nicht immer als einfach, auch wenn man mit 1,0 abgeschlossen hat. Es fehlt einfach die praktische Anwendung die jemand schon mitbringt, der bereits einige Jahre in diesem Bereich gearbeitet hat.
Mein Vater hat inzwischen seine eigene Firma und dazu auch Leute angestellt. Chancen hatte dabei jeder und er hat von jedem etwas eingestellt, bereits mit Berufserfahrung, frisch studierte oder auch ungelernte Kräfte. Leider haben sich auch viele frisch studierte Leute als "Fachidioten" herausgestellt und waren nicht in der Lage etwas praktisch umzusetzen. 80% derer haben die Probezeit nicht bestanden, da sie sich nebenbei auch für etwas besseres gehalten haben als andere Mitarbeiter die eben eine Ausbildung in dem Bereich gemacht haben und bereits Jahrelange Erfahrung gesammelt haben.
Natürlich sollte man sich Gedanken machen wie es weiter geht, wenn man keine Arbeitsstelle findet. Oftmals bringt es schon etwas, wenn man sich weiter weg bewirbt und auch einen Umzug in Kauf nimmt. Denn in bestimmten Regionen herrscht Mangelware an Arbeitskräften, wer aber auf seinen Wohnort so fixiert ist der wird beruflich eher weniger erfolgreich sein, als wenn man in dieser Hinsicht flexibler unterwegs ist. Auch eine Weiterbildung muss finanziert werden, wie hat dein Bekannter sich das Vorgestellt wenn er wirklich Promoviert hätte?
Die Eltern sind nur für die erste Ausbildung verpflichtet zu bezahlen, das wäre das abgeschlossene Studium. Möchte hinterher noch weiter die Schule besucht werden, dann kann sich derjenige entsprechend darauf einstellen dafür selbst aufkommen zu müssen. Als Elternteil würde ich es auch nicht weiter finanzieren, wenn mein Kind nach seiner Masterarbeit immer noch nicht in der Lage ist eine Arbeitsstelle zu finden. Denn hinterher sitzt es bis 40 auf der Schulbank, hat tausend Abschlüsse aber noch nie einen Tag in seinem Leben gearbeitet.
Auch wurde es schon genannt, es ist nicht selten hinterher eine Fachfremde Arbeitsstelle anzunehmen. Was meinst du wie viele Lehrer es gibt, die hinterher keine Anstellung finden und dann in anderen Bereichen unter kommen? Geisteswissenschaften ebenfalls, nicht zu vergessen von solchen Studiengängen wie Archäologie, Japanologie oder Astronomie. Meinst du wirklich diese bekommen alle Jobs in ihrem Bereich? Die wenigsten davon schaffen das, alle anderen haben hinterher andere Arbeitsstelle.
Die Eltern sind nur für die erste Ausbildung verpflichtet zu bezahlen, das wäre das abgeschlossene Studium. Möchte hinterher noch weiter die Schule besucht werden, dann kann sich derjenige entsprechend darauf einstellen dafür selbst aufkommen zu müssen.
Meine Mutter hätte mir das problemlos weiterbezahlt, wenn ich parallel zu meiner Promotion nicht hätte arbeiten wollen. Da wäre ich vermutlich mit der Promotion auch schneller fertig gewesen, denn wenn man nebenbei arbeitet, dauert das doch ganz schön lang. Finde ich auch nicht ok, wenn Eltern nur das zahlen, was gesetzlich vorgeschrieben ist. Dann braucht man auch gar keine Kinder bekommen, wenn man sich nicht für diese einsetzen möchte.
Schön wenn deine Mutter dir das weiter bezahlt hätte, nur weil du nicht nebenbei arbeiten gehen wolltest. Ich würde das halt nicht machen, denn nicht wollen ist eine Ausrede in meinen Augen und zeigt nur die Bequemlichkeit des einzelnen. Das heißt aber nicht, dass ich mein Kind nicht unterstütze und ich mich nicht dafür einsetze.
Es gibt aber auch durchaus Familien die mehrere Kinder haben und wenn jeder davon endlos die Schulbank drückt und dann finanziert werden möchte, dann geht das finanziell einfach irgendwann nicht mehr. Das hat nichts damit zu tun, dass man sich nicht für seine Kinder einsetzen will wenn es aber nicht geht dann geht es nicht.
Die Eltern sind gesetzlich zu dem verpflichtet was sie leisten müssen. Ich kenne mehrere Familien die alles dafür geben, dass ihre Kinder studieren gehen können. Dafür nehmen die Eltern selbst in Kauf, dass sie in einer kleinen Wohnung leben und drei Jobs haben. Nur damit die Kinder sich nicht aufraffen müssen nebenbei zu arbeiten. Wirklich schneller geht es dadurch mit dem Studium auch nicht, ganz im Gegenteil dadurch das es so bequem ist durch Mama und Papa finanziert zu werden wird das Studium doch gerne schleifen gelassen und ein paar "Selbstfindungspausen" eingelegt. So etwas würde ich meinem Kind überhaupt nicht finanzieren, außer eben das was ich gesetzlich leisten muss.
Ich halte es auch für ein Gerücht, dass es länger dauert wenn man arbeiten gehen muss neben seinem Studium. Ich sehe es eher im Gegenteil, wenn man arbeiten gehen muss neben dem Studium um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, dann geht es mit dem Studium auch deutlich schneller voran da man die Doppelbelastung nicht mehr haben möchte. Ist aber auch immer eine persönliche Entscheidung wie sehr man sich dabei anstrengt und auch einsetzt.
Übrigens es gibt Leute die haben gearbeitet, studiert und hinterher auch promoviert in der Regelzeit neben einem Job. Es geht wenn man nur möchte und auch Einschränkungen in Kauf nimmt. Dann geht halt nicht jede Party mit einem selbst ab, sondern man setzt sich hin oder arbeitet. Zu schaffen ist es, aber dafür muss man halt aus seiner persönlichen Komfortzone einmal herauskommen.
Warum sollte man gar keine Kinder bekommen, wenn man sich nicht ewig finanziell für sie einsetzen kann oder möchte? Nicht jeder kann es sich leisten, beispielsweise ein Studium zu finanzieren. Dafür gibt es BAföG. Wenn das irgendwann ausläuft, dann sind die Eltern nicht automatisch reicher geworden.
Außerdem ist es der Job von Eltern, ihren Nachwuchs fit für das eigenständige Leben zu machen. Manche Eltern bevorzugen es, dass ihre Kinder früh auf eigenen Beinen stehen und springen nur im Notfall ein. Das bedeutet nicht, dass sie nicht immer für ihre Kinder da sind und nicht viel helfen. Nur ist diese Unterstützung nicht unbedingt finanzieller Natur.
Es ist ja kein uneigenständiges Leben, wenn jemand das Studium finanziert bekommt. Für mich ist das und auch eine eventuelle Promotion Teil der Ausbildung und für mich sind Eltern auch dafür verantwortlich, dass Kinder die bestmögliche Ausbildung erhalten, damit diese später in einem guten Job eigenständig leben können.
Wenn Eltern so wenig Geld haben, dass sie die Ausbildung ihrer Kinder nicht bezahlen können, dann sollten sie es lassen mit der Fortpflanzung. Was soll denn da raus kommen? Unglückliche Kinder, die aus der Not einen Beruf erlernen müssen, den sie nicht mögen? Noch mehr Präkariat?
Das Bafög bekommt erstens nicht jeder, weil die finanziellen Grenzen da echt zu eng gestrickt sind und außerdem muss das ja zurückgezahlt werden, was bedeutet, dass man nach dem Studium auf einem Schuldenberg sitzt.
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