Sich im Studium nie melden, da keine mündliche Note?
In der Schule habe ich es damals immer gehasst, mich mündlich zu beteiligen, weil ich schon immer eher der zurückhaltende Typ war. Von daher war es mir auch immer schrecklich unangenehm, vor der ganzen Klasse etwas sagen zu müssen, mit der Gefahr, dass es falsch sein würde. Trotzdem musste ich mich regelmäßig dazu zwingen, mich mündlich zu beteiligen, um eine gute mündliche Note zu bekommen.
Im Studium gibt es jedoch keine mündlichen Noten bei uns und es zählt einzig und allein die schriftliche Leistung. Von daher ist es eigentlich nicht notwendig, sich mündlich zu beteiligen, auch wenn die Professoren eine mündliche Beteiligung erwarten. Allerdings gibt es in den meisten Vorlesungen und Seminaren einige übermotivierte Studenten, die sich ständig eine Diskussion anfangen wollen, so dass ich mich da gerne zurückhalte.
In meinen Geschichtsseminaren ist es jedoch so, dass wir eigentlich immer unter zehn Leute sind, was wirklich sehr wenig ist. Da erwarten es die Professoren immer automatisch, dass sich jeder an der Diskussion beteiligt und ich würde mich da auch blöd fühlen, wenn ich da nie etwas sagen würde, weshalb ich mich da immer unter Druck gesetzt fühle.
Meldet ihr euch im Studium regelmäßig, um einen mündlichen Beitrag zu leisten, auch wenn es keine mündlichen Noten mehr gibt?
In meinem Studium war ich eine von diesen übermotivierten Studentinnen, die gelegentlich Fragen gestellt oder sich an Diskussionen beteiligt hat. Natürlich habe ich nie versucht, schlauer zu sein als der Professor (solche Kandidaten gibt es ja auch in jedem Kurs), aber wenn mich ein Thema interessiert hat, habe ich mich in der Tat hin und wieder zu Wort gemeldet.
Schließlich sitze ich nicht im Hörsaal, weil es dort wärmer ist als draußen, sondern weil ich mich über ein bestimmtes Thema etwas lernen möchte, was zu meinem Studienfach gehört. Dass man sich dadurch keine Freunde unter den Mitstudierenden macht, die lieber wie wiederkäuende Kühe da sitzen und vor sich hin starren, war mir damals schon klar.
In kleineren Kursen haben einige Dozenten die Studierenden vor die Wahl gestellt: Entweder jeder beteiligt sich zumindest sporadisch an der Diskussion oder es gibt eine Klausur zu Semesterende. Aber nicht einmal die Aussicht, um eine schriftliche Prüfung herum zu kommen, hat meine Mitstudenten dazu gebracht, den Mund auf zu machen. Manchmal frage ich mich, ob die damals angehenden Geschichtslehrer und -lehrerinnen heute vor einer Schulklasse stehen und immer noch fixiert auf ihr Handy glotzen.
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