Sich für seine eigene Wohnung schämen, aber nichts ändern?

vom 06.11.2015, 14:41 Uhr

Auf YouTube habe ich mir kürzlich eine Wohnungstour von einer YouTuberin angeschaut, die ich gerne mag. Sie meinte, dass sie von sich aus keine Wohnungstour abgedreht hätte, da sie sich für ihre Wohnung schämen würde. Da das so oft angefragt war, hätte sie die Wohnungstour nun aber doch abgedreht, zumal sie auch nicht vor hätte, dort ewig zu wohnen, da es sich auch um ihre erste eigene Wohnung handeln würde.

Die Wohnung sah wirklich nicht besonders schön aus, da alle Möbel zusammengewürfelt waren und es auch nicht besonders ordentlich aussah. Die junge Frau meinte aber, dass sie eben auch keine Motivation hätte, irgendetwas zu ändern, da sie Single wäre und auch hoffen würde, in den nächsten Jahren mit einem Partner zusammenzuziehen. Dann würde sie sich auch mehr Mühe mit dem Einrichten geben.

Kennt ihr es auch von euch, dass ihr euch für eure Wohnung schämt, aber gar keine Motivation habt, etwas daran zu ändern? Ladet ihr deshalb vielleicht auch keinen Besuch ein, weil euch eure Wohnung unangenehm ist?

Benutzeravatar

» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich würde gerne so einiges an der Wohnung ändern, wobei ich das nicht unbedingt als "Scham" bezeichnen würde, was ich empfinde. Wenn es nach mir ginge, dann würde ich die Wände komplett neu streichen, auch gerne in verschiedenen Farben. Auch würde ich die Möbel im Schlafzimmer (besonders Bett und Kleiderschrank) ersetzen und das Wohnzimmersofa auch.

Warum ich das nicht tue? Weil sich das nicht lohnt. Denn wir werden nächstes Jahr sowieso umziehen dorthin wo ich einen Job gefunden habe und die Wohnung muss frisch gestrichen abgegeben werden. Da wäre es ziemlich unsinnig für noch nicht einmal ein Jahr viel Geld in Farbe zu investieren, wenn man es eh wieder weiß streichen muss bevor man auszieht.

Auch bei den Möbeln weiß man nicht, ob die neuen Exemplare überhaupt in die neue Wohnung passen würden. Eine Bekannte von mir hatte das Problem, dass sie zwangsweise (wegen Abriss) aus ihrer Wohnung ausziehen musste, aber nur wenige Monate vorher ein sündhaft teures Sofa gekauft hatte, das perfekt in ihr altes Wohnzimmer gepasst hat.

In der neuen Wohnung stellte sie aber fest, dass das Wohnzimmer so geschnitten war, dass die Couch da gar nicht in einem Stück reinpasste und das ist dann schon ärgerlich wie ich finde.

Benutzeravatar

» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Sicher gibt es immer etwas, was man an einer Wohnung ändern könnte und perfekt finde ich meine Wohnung eigentlich auch nicht. Aber es ist nicht so, dass ich mich für meine Wohnung schämen würde. Dann würde ich definitiv etwas daran ändern. Wenn die junge Frau davon spricht, dass sie Single ist und in den nächsten Jahren mit einem Partner zusammenziehen möchte, dann ist es doch auch die Frage, wo sie ihn vor dem Zusammenziehen immer treffen möchte.

Wenn sie sich für ihre Wohnung so schämt, dann ist diese sicher auch kein Ort, wohin sie ihren potentiellen Partner einladen möchte. Das ist vielleicht dann auch schon nicht so toll, um einen Partner finden zu können. Außerdem würde ich auch nicht über später nachdenken, sondern mich jetzt in meiner Wohnung wohlfühlen wollen. Darum würde ich auf jeden Fall spätestens dann etwas unternehmen, wenn ich mich für meine Wohnung schäme und niemanden dorthin einladen könnte.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Aktuell finde ich unsere Wohnung auch nicht mehr so schön. Wir leben gemeinsam in einer Einraumwohnung und die platzt nun immer mehr aus allen Nähten, obwohl es von der Anzahl der Quadratmeter schon zu zweit geht, aber man hat eben auch immer mehr gekauft, was man nun nicht mehr und man merkt eben, dass die Wohnung zu klein wird.

Zumal wir ja auch ein Kind bekommen und nun dieses ach übergangsweise noch eine kurze Zeit das Kind hier haben müssen, weswegen diese Sachen dann auch noch dazu gekommen sind. Ich fühle mich also aktuell nicht wohl in meiner Wohnung, aber es ist ja nur noch für ein paar Monate und dann haben wir wieder mehr Platz und eine schöne neue Wohnung.

Ich würde aber schon etwas ändern, wenn man weiß, dass man noch eine Weile in der Wohnung leben muss und erst mal nichts an der Situation ändern kann. Die Frau aus deinem Beispiel kann ja nicht davon ausgehen, dass sie einen Partner bekommt, bei dem sie einziehen könnte.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich finde, dass man das immer von den Umständen abhängig machen sollte. Oftmals leben Studenten oder Azubis ja sehr "durcheinander", da man sich nicht unbedingt die tollsten und neusten Möbel leisten kann. Als ich noch studiert habe, war auch alles sehr provisorisch und es war eigentlich nur wichtig, dass alles irgendwie zweckmäßig war. Aber seit ich eben arbeite ist das eben anders und es ist auch Geld für normale Möbel da.

Mittlerweile finde ich meine Wohnung perfekt und würde wenn dann eher Kleinigkeiten verändern wie zum Beispiel eine Stehlampe zu kaufen oder dergleichen. Ich kann aber auch sehr gut verstehen, dass man (aus finanziellen Gründen) nichts an der Wohnung verändern kann oder will, weil das Geld sonst an anderer Stelle fehlen würde.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Vielleicht schämt sie sich auch im richtigen Leben gar nicht und hat keine Probleme, Freunde und Familie einzulassen und das Gefühl der Scham ist nur auf die Öffentlichkeit von YouTube bezogen. Es ist schon ein riesiger Unterschied, ob ein guter Freund in die eigenen vier Wände kommt oder ob gefühlt Hunderte oder Tausende Leute dieses Video sehen werden. Ich denke, viele Leute würden dann einen ganz anderen Druck verspüren.

Von daher könnte ihrer Argumentation auch eine Schutzbehauptung sein und in Wahrheit ist es so, wie es gerade ist, für sie völlig in Ordnung. Oder es ist für sie nicht in Ordnung, aber ihr mangelt es an Geld oder Zeit oder Gesundheit, um ernsthaft etwas zu verändern. Leider leben wir ja auch in einer Welt, in der der perfekte Vergleich nur um die nächste Klick-Ecke wartet. Und völlig abgesehen vom Internet gibt es vermutlich sehr viele Leute, die sich auf die ein- oder andere Art für ihre Wohnung schämen, aber nichts ändern. Möglicherweise aus persönlichen Gründen oder allen anderen oben schon genannten.

Umso mehr ich über ihre Rechtfertigungen nachdenke, umso eher glaube ich, dass es nur eine Ausrede ist, denn auch ohne Partner kann man putzen, ein wenig dekorieren und vor allem auch aufräumen, selbst wenn man weiß, dass man nur noch wenige Monate in der Wohnung wohnen würde. Möglicherweise hat sie Probleme mit der Ordnung und möchte das im Netz nicht zugeben, das kann einem ja auch keiner verdenken. Und vielleicht sah es vor dem Videodreh noch viel schlimmer aus und das, was jetzt ist, ist der bestmögliche Zustand. Ich persönlich hätte mir das Video einer Roomtour an ihrer Stelle gar nicht erst angetan.

Mich selbst nerven an meiner Wohnung derzeit am meisten die Fußböden und das altmodische Bad, aber an letzterem kann ich nicht viel ändern und die Fußböden umzugestalten nehme ich gerade in Angriff. Wüsste ich sicher, dass ich in spätestens einem Jahr umziehen würde, machte ich mir die Arbeit und die Kosten sicherlich nicht. Allerdings hat das Mädel ja nicht mal einen Partner, mit dem sie zusammenziehen kann, von daher ist die Erklärung nicht ganz schlüssig.

» Verbena » Beiträge: 4937 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Man muss hier wahrscheinlich zwischen sozialen Medien und Realität unterscheiden. Wenn man sich anschaut wie Wohnen in den sozialen Medien inszeniert wird dann ist es sehr leicht seine völlig normale Wohnung irgendwie als minderwertig zu empfinden. Oder besser gesagt man fühlt sich genötigt das so in seinem Video zu sagen, denn wenn man sich wirklich schämen würde, würde man so ein Video ja gar nicht veröffentlichen.

Ich habe aus meiner Wohnsituation eigentlich immer das Beste gemacht, auch aus dem WG Zimmer mit den zusammen gewürfelten Möbeln habe ich etwas gemacht, mit dem ich gut leben konnte. Mein Umfeld bestand zum größten Teil aus Studierenden, Auszubildenden und Berufsanfängern, bei denen so es zu Hause auch nicht viel anders aus.

Aber natürlich gab es auch bestimmte Dinge, die ich nicht geändert habe, wenn ich wusste, dass das eh nur eine Übergangslösung sein wird. Ein gutes Beispiel sind Lampen. Wenn da eine nackte Glühbirne von der Decke hing kam eben dieser IKEA Lampenschirm aus Papier für 1,50 drüber. Ich wollte kein Geld für eine Lampe ausgeben, die vielleicht gar nicht in die nächste, dauerhaftere, Wohnung passt. Und nein, ich habe mich nicht für diese Lampen geschämt. Es gibt hässlichere Lampen, die deutlich teurer sind.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^