Sich für die Verwendung von Fertigprodukten schämen?
Eine Bekannte von mir hat zwei Kinder und verwendet daher auch häufiger Fertigprodukte. Sie arbeitet Vollzeit und hat daher nur begrenzt Zeit zum kochen. Es gibt dann schon mal eine Dosensuppe zum Abend oder Gerichte die mit Hilfe dieser Knorr oder Maggi Soßen zu Stande kommen. Eine Tiefkühlpizza oder Fischstäbchen sind auch keine Seltenheit.
Dafür schämt sie sich aber sichtlich. So habe ich sie einmal bei einem kurzen Besuch am Abend beim Kochen gesehen und sie hat mich daraufhin dann gebeten, das nicht im Freundeskreis rum zu erzählen. Bei einem Treffen mit Freunden hat sie auch ein Thai-Gericht mitgebracht, welches mit einer Soße aus dem Glas zubereitet worden war. Auch da bat sie mich Stillschweigen zu bewahren. Ihr ist das unangenehm, da die meisten im Freundeskreis keine Fertigprodukte verwenden und das auch nicht gutheißen.
Verwendet ihr selbst Fertigprodukte und schämt ihr euch dafür? Wird es generell eher verurteilt, wenn man Kindern Fertigprodukte vorsetzt, als wenn man selbst welche zu sich nimmt?
Natürlich verwende auch ich gelegentlich Fertigprodukte in der Küche. Es gibt immer mal Tage, an denen mir die Zeit und Lust fehlt, mich stundenlang an den Herd zu stellen und Gemüse zu schnippeln, Fleisch zu zerlegen und ein aufwändiges Mehrgängemenü zu zaubern. Zwar versuche ich schon, an den meisten Tagen der Woche frisch zu kochen oder zumindest einen Teil der Zutaten in ihrer Rohform beizusteuern, aber manchmal gibt es auch bei mir Tütensuppe, Fischstäbchen oder Tiefkühllasagne.
Solange das aber Ausnahmen bleiben und es nicht die Regel wird, dass Fertigessen auf den Tisch kommt, sehe ich das als unbedenklich und schäme mich auch nicht dafür. Ich glaube niemandem, dass er sich nicht zumindest phasenweise auch schon so ernährt hat, und ehrlich gesagt halte ich ein Schnitzel aus der Tiefkühltruhe auch nicht für ungesünder als einen Burger von einer Fast-Food-Kette. Auf Dauer könnte ich mich sowieso nicht von solchen Speisen ernähren, da sie mir meistens zu lasch im Geschmack oder zu fettig sind und ich spätestens nach ein oder zwei Mahlzeiten dieser Art regelrechten Heißhunger auf frische Zutaten und knackiges Gemüse bekomme.
Ich finde es schon wichtig, dass man Kinder ausgewogen ernährt und sie auch bewusst an gesunde Lebensmittel und Gerichte heranführt, aber das steht ja nicht in Konflikt mit der Zubereitung von ein paar Fertiggerichten in der Woche. Auch darunter finden sich nämlich neben Burgern, Pommes und Nuggets auch ein paar leichtere und nahrhaftere Alternativen. Außerdem lassen sich gerade Tütenprodukte von Maggi, Knorr und Co ja auch prima mit frischem Gemüse und Fleisch kombinieren. Meistens gehören solche Zutaten sowieso noch mit den den Topf oder die Pfanne, und die Mischung erleichtert lediglich das Würzen oder die Herstellung einer Soße. Das werte ich nicht direkt als ungesund, zumal gerade neuere Produkte dieser Firmen auch zunehmend Wert auf die Reduktion von Zucker und Geschmacksverstärkern legen.
Gerade wenn man in Vollzeit arbeitet und dann auch noch Kinder zu versorgen hat, verstehe ich es gut, dass man auch mal diese Fertigprodukte verwendet. Kinder habe ich nun keine, aber ich kenne es auch, dass ich nach einem stressigen Arbeitstag oft keine Lust mehr darauf habe, mich noch lange in die Küche zu stellen und dann etwas zu kochen.
Dann kommen bei mir auch schon mal Fertigprodukte zum Einsatz. Ich kann es mir vorstellen, dass es unter anderen Eltern dann noch eher verurteilt wird, wenn die Kinder Fertigprodukte bekommen, als wenn Erwachsene das für sich entscheiden. Es ist ja klar, dass Kinder eben die Wahl nicht haben.
Aber trotzdem finde ich auch nicht, dass man sich deswegen schämen muss, weil man solche Produkte verwendet. Natürlich sollte man solche Produkte nur in Maßen verwenden, aber wenn man das macht, dann finde ich es nicht schlimm. Dann finde ich es eher schlimm, dass man sich so dafür schämt und sich nicht traut, das im Freundeskreis zuzugeben.
Crispin, du bist wieder lustig! Wer sollte mich denn bitte verurteilen, wenn ich meinen Kindern Fertigprodukte vorsetzen? Und warum sollte sich jemand schämen, wenn er Fertigprodukte nutzt? Warum sollte mich die Meinung irgendwelcher anderen Leute interessieren?
Wobei ich mich schon frage, was Maggi-Tütchen damit zu tun haben, dass man Vollzeit arbeiten geht und Kinder hat. Die Tüten sind zu teuer und es geht nicht schneller damit. Allerdings bringen weder Tütchen, noch eine Dosensuppe oder ein Tiefkühlgericht Menschen um. Warum sollte man so etwas nicht ab und zu nutzen?
Wesentlich peinlicher als Fertigprodukte zu verwenden, finde ich es, wenn man sich dafür so extrem schämt, dass man Freunde darum bittet, dies nicht weiterzuerzählen. Die Bekannte tut ja so, als würde sie ein Verbrechen begehen und etwas absolut Verbotenes machen, was niemand wissen dürfte. Dabei ist es bei der riesigen Auswahl an Fertigprodukten, die es mittlerweile zu kaufen gibt, mehr als normal, dass man so etwas auch verwendet.
Ich finde es nicht gut, wenn Menschen jeden Tag mithilfe von Fertigprodukten kochen oder sogar direkt nur Fertigprodukte wie Tiefkühlpizza und Fertiglasagne essen, bei denen man gar nicht erst etwas kochen muss. Ab und an eine Sauce aus dem Glas zu verwenden oder eine Tiefkühlpizza zu machen, wenn man gerade im Stress ist oder keine Lust oder Zeit hat etwas zu kochen, finde ich hingegen absolut nicht schlimm.
Ich koche möglichst frisch, wobei ich mir ab und zu dennoch Fertigpommes, Pizza oder etwas dergleichen mache. Manchmal darf es auch ein Gewürz oder eine Sauce aus der Tüte sein. So schlimm finde ich das nicht. Wenn die restlichen Zutaten alle frisch sind und wenn ich auch viel frisches Gemüse verwende, finde ich das alles andere als wild. Jeden Tag mache ich das eben nicht und wenn man sich nicht ausschließlich von so etwas ernährt und auch viel Obst und Gemüse isst, ist das doch in Ordnung, egal ob nun mit oder ohne Kindern.
@Prinzessin90: Viele Menschen tun aber so als wäre es ein Verbrechen Kindern Speisen mit fertigen Komponenten vorzusetzen. Oder es wäre allgemein ein Verbrechen, Menschen Speisen mit Fertigprodukten vorzusetzen. Ganz ehrlich, ich habe als Kind Gemüse komplett verweigert, meine Lieblingsspeise waren Pommes und ich bin trotzdem irgendwie großgeworden und bereite meine Speisen mittlerweile frisch zu.
Das Problem wird eher der Freundeskreis der Dame sein. Die werden wahrscheinlich großspurig erzählen, dass sie heute die Nudeln mit frischer, hausgemachter Tomatensoße und mit frischem blanchiertem Gemüse zubereitet haben, bei denen die Dinkel-Lasagneplatten aus eigener Herstellung zu einer perfekten Harmonie führten. Und wenn man die Bekannte dann fragt wie sie die Lasagne macht? Dann antwortet sie:"Ich verwende eine Fertigsoße." Dann lacht der Umkreis, es wird gelästert und Kritik geübt.
Das war jetzt überspitzt, aber so ähnlich habe ich es mal erlebt und ich fand es damals schon nicht richtig. Und dann wundert man sich, dass sich Menschen schämen, wenn sie mit Fertigprodukten kochen? Es wird doch als Verbrechen dargestellt. Dabei gibt es Menschen, die sich jahrelang nur von der gleichen Speise ernähren und weder krank noch sonstwas werden. Mir ist es egal, wenn man mir ein Gericht mit Fertigsoße vorsetzt, ich würde es zwar bemerken, aber wenn es schmeckt ist es mal okay. Aber ich würde den Teufel tun und Kritik üben, besonders wenn ich die wahren Gründe nicht weiß. Und ein Alete-Gläschen hat den meisten Kindern auch nicht geschadet.
Bei manchen Menschen in meinem Umfeld habe ich schon den Eindruck, dass sie zu Clean Eating Fanatikern mutiert sind seit sie Kinder haben. Und ich kann mir auch vorstellen, dass Eltern einen gewissen sozialen Druck empfinden wenn sie sich in einem Umfeld bewegen, in dem man schräg angeschaut wird, wenn das Kind auf dem Spielplatz einen normalen Fruchtjoghurt bekommt.
Da die Definition von "Fertigprodukt" nicht so wirklich klar definiert zu sein scheint kann ich auch nicht sagen, ob ich welche verwende oder nicht. Ich versuche hoch verarbeitete Produkte zu vermeiden und kaufe keine von diesen völlig überteuerten Tütchen, die nichts außer Gewürzen und Stärke enthalten, aber ich mache meine Nudeln meistens nicht selber, ich halte Tiefkühlgemüse für eine gute Alternative zu frischem Gemüse und ich habe hin und wieder mal Lust auf Fischstäbchen.
Peinlich wäre es nur, wenn ich das nicht zugeben würde und mich vor anderen als die tolle Köchin darstellen würde, die mal eben ein asiatisches Gericht aus dem Ärmel schüttelt, weil sie alle Gewürze und sonstigen Zutaten selbstverständlich zu Hause hat.
Es kommt darauf an, wie man Fertigprodukte definiert. Für mich sind diese Fix-Tüten zum Beispiel keine Fertigprodukte. Das ist für mich im Prinzip nur Gewürz, was zusammengemischt worden ist zusammen mit Stärke und fertig. Gewürze fallen für mich aber nicht in die Kategorie "Fertigprodukte", sonst müsste man die zwangsläufig auch komplett weglassen, wenn man sich gesund ernähren möchte und das macht ja kein Mensch, also alle Gewürze weglassen.
Abgesehen davon finde ich es nicht schlimm ab und an mal ein Fertigprodukt zu servieren. Bei uns gibt es ab und an auch mal Tiefkühlpizza. Bei meinen Eltern gab es auch mal Fischstäbchen oder Dosensuppe, wenn es schnell gehen musste. Verwerflich finde ich gar nichts daran, wenn ich hatte keinen Nährstoffmangel meine ganze Kindheit hindurch und habe mich prächtig entwickelt. Es sollte eben nur nicht zur Gewohnheit werden, dass man das Zeug dreimal täglich verputzt. Aber ab und an spricht doch nichts dagegen.
Ich denke auch, dass es auf die Definition von Fertigprodukten ankommt. Fertigprodukte sind für mich ausschließlich jene, bei denen man nichts mehr dazu tut, außer sie aufzuwärmen oder ins Backrohr zu schieben. Allerdings habe ich wirklich nicht die Zeit, meine Nudeln selber her zu stellen oder mein Fleisch selber durch den Wolf zu drehen.
Ich kaufe ebenfalls das fertige Hackfleisch und die fertigen Nudeln. Ich finde, wenn man länger als eine Viertelstunde in der Küche steht, ist das genug frisch gekocht. Wenn ich Zeit habe, schaue ich, dass ich so viel wie möglich frisch zubereite und ich würze auch gerne mit frischen Kräutern.
Aber ich mag auch nicht länger als eine Stunde in der Küche stehen, da vergeht mir die Lust. Kochen tue ich zwar gerne, aber das Aufräumen danach finde ich immer nervenaufreibend. Ich hätte es gerne in meiner Familie so geregelt, dass der der kocht nicht aufräumen muss. Das wäre klasse aber so ist das Leben. Schämen wegen der Fertigprodukte, das habe, tue ich und werde ich niemals.
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