Sich freuen, wenn man Gefallen erweisen kann?
Eine Freundin versorgt häufiger im Jahr die Tiere ihrer Schwiegereltern. Teilweise wird ihr das wohl etwas zu viel und sie hat dann auch eigentlich mal keine Lust, die Aufgabe zu übernehmen. Sie fährt dann zweimal täglich dorthin, um die Tiere zu füttern, den Stall sauber zu machen und die Tiere raus und wieder rein zu lassen.
Sie macht es dennoch immer wieder und traut sich wohl nicht zu sagen, dass sie das nicht ständig machen möchte. In ihrem Umfeld meinen einige, dass sie sich ausnutzen lassen würde und es ausgekostet wird, dass sie keine Arbeitsstelle hat und so immer verfügbar wäre.
Ihr Partner ist aber der Ansicht, dass sie sich doch freuen sollte, dass seine Eltern immer wieder auf sie kommen würden und sie um diesen Gefallen bitten. Das würde doch zeigen, dass sie ihr vertrauen und zufrieden sind, wie sie die Tiere versorgt. Außerdem hätte sie ja auch so nur wenig Verpflichtungen und die Zeit, um sich darum zu kümmern.
Meint ihr auch, dass man sich immer freuen sollte, wenn man jemandem einen Gefallen erweisen kann? Freut ihr euch dann immer, wenn ihr um einen Gefallen gebeten werdet? Oder seid damit auch durchaus mal etwas unglücklich? Könnt ihr verstehen, dass der Partner meint, dass sie meine Freundin doch freuen sollte, weil es eine Art Auszeichnung wäre?
Ja klar, für den Partner ist das auch der einfachste Weg, wenn sie schön weiter mitmacht und er sich nicht mit seinen Eltern auseinander setzten muss. Sicherlich ist es ein Zeichen für Vertrauen, wenn man jemandem seine Tiere immer wieder in die Hände gibt. Das würde man mit Sicherheit nicht machen, wenn man mit der Betreuung unzufrieden wäre.
Auf der anderen Seite schleift sich so etwas ein und wird zur Selbstverständlichkeit. Es ist halt einfach und läuft ja auch schon lange recht gut. Das wird dann auch so bleiben, solange sie nichts sagt. Möglicherweise denken sich auf die Schwiegereltern gar nichts böses dabei und registrieren nicht, dass es ihr zu viel wird. Möglicherweise lässt sich ja ein Zweihelfer finden, so dass jeder nur einmal am Tag hin muss, oder man teilt sich die Abwesenheitszeiten der Schwiegereltern halt im Wechsel auf. Eigentlich könnte doch auch der Partner selbst was tun.
Nun ja, ich denke auch, dass hier wohl eher der Partner Grund zur Freude hat, weil er sich einen Haufen Arbeit erspart. Hier haben wir ein klassisches Beispiel, wie Leute manipuliert und dazu gebracht werden, etwas zu tun, was ihnen eigentlich zu anstrengend ist: Man redet ihnen ein, dass sie sowieso nichts Besseres zu tun hätten und dass es geradezu eine Ehre sei, diese Aufgabe zu erfüllen, die man schließlich nicht jedem X-beliebigen (also auch nicht dem eigenen Sohn?) anvertrauen kann.
Generell glaube ich, dass es durchaus viele Leute gibt, die sich freuen, anderen Leuten helfen und ihnen einen Gefallen tun zu können. Ich gehöre auch zu denen, die sich gern nützlich machen und auch gelegentlich Freude daran haben, andere zu entlasten. Aber das funktioniert natürlich nur, solange es sich um Ausnahmen handelt und sich die Empfänger angemessen dankbar und wertschätzend zeigen. Sobald man als selbstverständlich hingenommen wird und am Ende maximal noch kritisiert, wenn man nicht so spurt, wie die anderen es gewohnt sind, hört es natürlich auf mit der Freude und Dankbarkeit.
Ehrlich gesagt, sehe ich hier auch die Maximalvariante von Manipulation. Er versucht ihr nicht nur die eigenen Gefühle auszureden, sondern das ganze auch noch umzudrehen, nämlich dass es für sie einen emotionalen Vorteil bringen soll: Du wirst doch gebraucht, du bist damit nützlich. Ansonsten nicht?
Und der Satz, sie hätte ja auch soviel Zeit, hat auch einen Subtext, nämlich, dass sie mit dieser Hilfe doch sogar endlich etwas Sinnvolles mit ihrer viel zu viel vorhandenen Zeit anfangen kann. Alles andere was sie sonst so macht, hat anscheinend für ihn nicht sonderlich viel Wert. Am Ende opfert er aber nur ihre Wünsche auf dem Altar seiner eigenen Faulheit und Bequemlichkeit. Alleine das und diese Illoyalität gegenüber der eigenen Partnerin disqualifiziert ihn in meinen Augen als vernünftigen Mann auf Dauer.
Ob man sich über einen Gefallen selbst freuen sollte, hat am Ende nur eine einzige Person zu entscheiden, das braucht man sich nicht künstlich einreden zu lassen. Sie hat ja schon gesagt, dass sie sich nicht freut, sondern, dass es ihr zuviel ist. Klare Aussage. Dann wäre es seine Aufgabe, sie zu entlasten, es sind seine Eltern. Warum hilft er ihr nicht und nimmt ihr eine von zwei Tagestouren ab?
Es gibt durchaus Situationen, in denen ich mich freue, wenn ich jemandem einen Gefallen tun kann. Das ist vor allem dann der Fall, wenn mir eine Person schon oft geholfen hat und ich mich nun endlich mal revanchieren kann. Aber in dem beschriebenen Fall sehe ich es auch eher so, dass sich der Partner deiner Freundin darüber freut, dass die Arbeit nicht an ihm hängen bleibt.
Damit seine Freundin nicht sagt, dass es ihr zu viel wird, sagt er nun, dass sie sich doch freuen soll. Das finde ich so auch nicht in Ordnung. Sicher kann es sein, dass sie die Zeit hat und dass sie es auch bis zu einem gewissen Grad gerne macht, die Tiere zu versorgen. Auch ist es natürlich schön, dass die Schwiegereltern ihr offensichtlich vertrauen.
Aber trotz aller positiven Sichtweisen finde ich es wichtig, dass sie es durchaus auch anspricht, wenn ihr das zu viel wird, sich so oft um die Tiere zu kümmern und immer wieder dorthin zu fahren, um sie zu versorgen. Mir scheint es auch so, dass ihr Freund sie manipulieren möchte, damit die Arbeit nicht an ihm hängen bleibt. Das kann es aber doch auch nicht sein.
Barbara Ann hat geschrieben:Mir scheint es auch so, dass ihr Freund sie manipulieren möchte, damit die Arbeit nicht an ihm hängen bleibt.
Den Eindruck habe ich auch. Für mich riecht das nach Manipulation und ich finde es echt traurig, dass die Freundin so wenig Selbstwertgefühl hat, dass sie sich manipulieren lässt, wobei es ja mehr als offensichtlich ist, was der Mann da vor hat. Sie lässt es sich aber gefallen, da sie ihm glaubt. Als würde sie nur dann etwas Wert sein, wenn sie die Klappe hält und die gehorsame Sklavin spielt und bevor sie aufmuckt, wird sie verbal noch einmal besänftigt, damit sie gar nicht erst auf die Idee kommt, zu rebellieren und sich zu widersetzen.
Ich frage mich, ob der Mann eine echte und treue Partnerin haben möchte oder nur eine stumme und dämliche Marionette, die unreflektiert und sklavisch alles tut, was man ihr sagt, damit er keinen Finger rühren muss. Eine glückliche Beziehung unter gleichberechtigten Partnern sieht für mich anders aus. Eine Beziehung auf Augenhöhe scheint das ja nicht zu sein und meiner Ansicht nach hat der Mann viel zu sehr die Position auf Seiten seiner Eltern eingenommen und sollte mehr zu seiner Partnerin stehen. So einen Partner hätte ich schon längst aus dem Haus geworfen. Das ist für mich kein Beziehungsmaterial.
Ich glaube es gibt durchaus Situationen, in denen man gerne helfen möchte und froh ist, wenn man dann einen Gefallen tun kann um zu helfen. Jedoch hat alles auch ein Ende und man muss niemanden ausnutzen, nur weil er gutmütig ist. In dem Fall scheint es so zu sein, dass sie sich ganz schön ausnutzen lässt und auch nicht selbstbewusst genug ist einfach mal Nein zu sagen. Wenn man sich ständig nicht um die Tiere kümmern kann, muss eine andere Lösung her, man kann doch eine nahestehende Person nicht einfach so ausnutzen.
Der Mann klingt mir sehr nach faulem Hund. Der hat doch einfach keinen Bock da mal zu helfen, auch mal etwas zu machen und redet ihr deswegen gut zu. Sicherlich möchte man seine Tiere nicht an jeden geben, aber wenn man das so dauerhaft macht, ist es mit einem Danke und einem netten Lächeln dann auch nicht mehr getan, das ist ja schon fast ein Nebenjob.
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