Sich eigenen Landsleuten nicht mehr zugehörig fühlen?

vom 16.11.2017, 10:23 Uhr

Im Moment ist Boris Becker in den Schlagzeilen wegen einer Aussage, die er gemacht hat. So sagte er von sich, sich nicht als Deutscher zu fühlen obwohl er einen deutschen Pass besitzt. Könnt ihr so eine Einstellung oder Aussage nachvollziehen? Hat er das nur gesagt, weil er in die Schlagzeilen wollte, als Eigen-PR? Unter welchen Umständen fühlen sich Menschen dem eigenen Land und den eigenen Landsleuten nicht mehr verbunden? Ging es euch auch schon so?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Dass Boris Becker in den Schlagzeilen sein soll, habe ich gar nicht mitbekommen, aber ich verfolge auch nicht jede unausgegorene Weisheit, die irgendwelche Ex-Sportler aushusten. Ich weiß zudem auch gar nicht so genau, wo der gute Mann jetzt lebt, aber er wirkt auf mich schon eher wie der Typ, der zwischen London, St. Moritz und Kalifornien hin und her jettet als der brave Bürger, der sein Einfamilienhäuschen in seiner baden-württembergischen Heimatstadt bezieht und die Jugendliebe aus der Realschule heiratet. Geld genug hat er ja, um sich sein Leben so einzurichten, wie er mag. Und wenn man seit Jahren nur noch besuchsweise in Deutschland ist, wieso sollte man sich dann immer noch wie ein Deutscher fühlen?

Außerdem stellt sich hier natürlich die Frage, wie man es überhaupt definiert, sich als Deutscher (oder Engländer oder Nigerianerin oder sonst was) zu fühlen. Heißt das, dass man stolz darauf ist? Und worauf ist man dann genau stolz, da es sich um einen reinen Zufall handelt? Oder dass man sich mit den Werten, die eine Kultur prägen, identifiziert? So komplex erscheint mir der Herr ehrlich gesagt nicht. Oder einfach, dass man sich in einem Land gut auskennt, mit den Gepflogenheiten vertraut ist, die Sprache spricht und das Essen kocht? Ich wüsste bei mir auch nicht, ob ich mich als "Deutsche" fühle, auch wenn ich hier geboren bin und mein Leben hier verbringe, eben weil ich nicht weiß, was das für ein Gefühl sein soll.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich finde es immer ein wenig schwierig, wenn man sich einem bestimmten Land zugehörig fühlt. Beispielsweise sehe ich mich selbst eher als Europäerin, da meine Eltern aus zwei verschiedenen europäischen Ländern kommen. Ich verstehe natürlich, dass nicht jeder Europäer gleich ist und es enorme kulturelle Unterschiede gibt. Einen Nordkoreaner kann man selbstverständlich auch nicht mit dem "Durchschnittsasiaten" vergleichen.

Davon mal abgesehen ist der deutsche Patriotismus auch nicht so stark ausgeprägt. Deutsche sind nicht ständig stolz auf ihr Land und tragen ihr Land auch nicht ständig auf T-Shirts oder als Flagge in den eigenen vier Wänden. Deswegen verwundert mich die Aussage von Boris Becker nicht zu sehr. Nach einer kurzen Google-Recherche habe ich außerdem herausgefunden, dass er bereits in Spanien, in der Schweiz und im vereinigten Königreich zu Hause ist oder war. Muss er sich Deutschland dann noch zugehörig fühlen? Schwierige Frage. Es könnte aber auch nur eine PR-Masche sein.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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