Sich durch Kleiderordnung entmündigt fühlen?
Eine Freundin von mir ist zu einer Hochzeit eingeladen worden und in der Einladung äußert sich das Brautpaar auch zu dem gewünschten Dresscode. So möchte die Braut, dass alle Gäste sich in Türkis, Creme und Schwarz kleiden. Die Dekoration ist wohl auch in Türkis und Creme gehalten und die Braut findet es wohl schöner, wenn alle einheitlich ausschauen, weil sie ja dann trotzdem als Braut in ihrem weißen Kleid heraussticht.
Meine Freundin regt sich total darüber auf. Sie war noch nie auf einer Hochzeit mit einem derartigen Dresscode und sie ist auch der Ansicht, dass Türkis ihr nicht stehen würde. Sie sagt sogar, sie fühlt sich entmündigt, wenn der Gastgeber - in diesem Fall die Braut - derartige Wünsche ausspricht. Meine Freundin meint, sie hätte auch so nichts angezogen, was die Braut in irgendeiner Weise ausgestochen hätte von der Optik. Könnt ihr eine derartige Sichtweise nachvollziehen? Ist das wirklich entmündigend, wenn der Gastgeber bei der Einladung den Dresscode festlegt? Oder findet ihr das gar nicht so schlimm?
Jeder wie er mag. Mir scheint es auch etwas übertrieben, dass es bestimmte Farbvorgaben gibt, die die Gäste tragen sollen, aber das habe ich schon häufiger von Hochzeiten so gehört. Manchmal wird dabei auch ein bestimmtes Motto beachtet und die Braut möchte dann gerne, dass sich die Gäste in einer bestimmten Farbe kleiden. Deine Freundin hat ja noch Glück und kann sich eine der drei Farben aussuchen.
Ich würde mich dadurch nicht entmündigt fühlen und würde der Braut eben diesen Gefallen tun und mich ihren Wünschen entsprechend dann auch kleiden. Es gibt sicherlich schlimmeres und deine Freundin stellt sich in meinen Augen da schon ziemlich an.Immerhin ist es der große Tag des Brautpaares und da kann man sich doch schon mal fügen.
Dresscode ist das eine, Themenfarben das andere. Ich kann verstehen, wenn gerade bei wirklich schicken Anlässen mehr oder weniger konkrete Vorgaben gegeben werden. Bei uns gibt es eben traditionell unterschiedliche Level davon, was als "formelle" Kleidung durchgeht, und selbst wenn man auf soziale Konventionen nicht viel gibt, möchte man doch nicht unangenehm auffallen, weil man als einzige Jeans oder Abendkleid trägt. Man muss schließlich nicht immer durch ein unangepasstes Äußeres provozieren, wenn eigentlich das Brautpaar oder der Jubilar oder die Goldene Hochzeit von Tante Hildegard und Onkel Eberhard im Vordergrund stehen.
Aber ein Farbschema vorzugeben finde ich hierzulande schon sehr gewagt und hege den Verdacht, dass es sich hier mal wieder um einen Wahnsinn handelt, der von jenseits des Atlantiks herüber geschwappt ist. Nach meinem Gefühl sollten bei einer Hochzeit die Gäste nicht nur als Staffage und dekorativer Hintergrund geladen werden, damit sich das eigene Kleid schön abhebt. Eigentlich möchte man doch eher mit Freunden und Familie einen schönen Anlass feiern.
Für mich ist das also ehrlich gesagt der Gipfel an Narzissmus, wenn man sogar die Gäste in ein Schema zwängt, um sich selber noch mehr in den Mittelpunkt zu rücken und überdeutlich zu machen, dass es hier nicht um Essen, gute Laune und Geselligkeit geht, sondern lediglich darum, einen ästhetischen Hintergrund für die Selbstinszenierung zu haben. Auf so eine Hochzeit würde ich wahrscheinlich nicht gehen. Zu hässlich.
Soll man sich in eine der drei angegebenen Farben kleiden oder bitte möglichst in eine Kombination aus allen dreien? Im letzteren Fall hätte ich auch so meine argen Probleme. Ach, überhaupt wäre ich sauer und genervt, dass ich mir am Ende für diesen Anlass noch Kleidung kaufen muss, weil ich in der passenden Farbe gar nichts habe und dann auf Sachen sitze, die mir nicht gefallen. Gerade Türkis ist eine Farbrichtung, die in meinen Augen ganz vielen Leuten eben nicht steht und mir in der Kombination mit Schwarz und Weiß nur mäßig gefällt.
Ich kann den Ärger der Freundin irgendwie schon verstehen und würde mich auch gegängelt fühlen. Überhaupt bin ich eher jemand, der von diesem extremen Gewese um die eigene Hochzeit mancher Leute eher genervt ist. Die Zynikerin in mir hat da so ihre eigenen Vorstellungen und Ansichten, die ich jetzt hier nicht ausbreite. Ich verstehe einfach nicht, warum man seine Feier und dann sogar noch seine Gäste in solchen Regularien ersticken muss und nicht einfach dem Ganzen mal ein bisschen gelassen entgegensehen kann.
Wenn es reicht, dass man sich in schwarz und weiß kleiden kann und kein Türkis nehmen muss ist das doch nicht schwierig. Ein kleines Schwarzes haben die meisten Frauen im Schrank, die meisten Männer einen schwarzen Anzug. Und wenn man das noch nicht hat, dann ist das ein brauchbares Basisteil, dass man noch mehrmals im Leben anziehen kann. Zur Not findet man in den Farben auch ganz sicher was im Verleih für Festmoden, weil das gängige Farben sind. Wenn die vorgeschriebenen Farben rosa, türkis und zitronengelb wären, fände ich das blöder.
Letztlich muss man aber eben auch auf keine Hochzeit gehen, wenn man nicht will. Wenn man sich über die Art und Weise wie die Feier gestaltet wird jetzt schon aufregt, dann kann man auch fern bleiben.
Ich finde eine Kleiderordnung zu einer Hochzeit schon nicht verkehrt, damit es vielleicht nochmal klargemacht wird, dass man nicht zu leger gekleidet erscheinen sollte. Aber eine Farbvorgabe finde ich dann eigentlich schon ziemlich übertrieben. Sicher sieht es bestimmt toll aus, wenn die Gäste auch farblich zusammenpassen, aber das wäre mir bei einer Hochzeit nicht so wichtig.
Wichtig finde ich es nur, dass man nicht schicker und auffälliger gekleidet ist als die Braut. Bei der Farbvorgabe kann ich mir schon vorstellen, dass einige Gäste nicht unbedingt etwas passendes im Schrank haben und erst noch einkaufen mussten. Das finde ich dann nicht so schön, wenn man doch viele schicke Sachen in anderen Farben hat, diese aber eben nicht anziehen darf.
Ich würde dann auch einfach das kleine Schwarze wählen, auch auf die Gefahr hin, dass die Gäste vielleicht alle in schwarz gekleidet erscheinen, was vielleicht etwas trostlos wirkt. Aber von den drei Farben ist es doch die, in der die meisten Gäste noch ein passendes Kleidungsstück haben dürften, wie eben das kleine Schwarze oder den schwarzen Anzug.
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