Sich dazu aufraffen müssen, seinen Hobbys nachzugehen?
Ich liebe meine Hobbys und verbringe gerne Zeit damit. Ich freue mich immer, wenn ich Zeit finde, um meinen Hobbys nachzugehen und würde am liebsten noch mehr Zeit damit verbringen, wobei diese allerdings nicht immer da ist.
Von daher kann ich es gar nicht nachvollziehen, dass eine Bekannte von mir Handball als ihr Hobby zählt, dann aber doch immer wieder motzt, wenn es wieder Zeit fürs Training ist. Sie meint, dass sie sich kaum dazu aufraffen kann, vor allem dann, wenn es so schön bequem auf dem Sofa ist. Kaum ist sie aber beim Training, macht es ihr aber richtig viel Spaß, so dass sie auf keinen Fall darauf verzichten möchte.
Bei ihr ist es eben so, dass sie nie von selbst Lust darauf bekommt, Handball zu spielen. Hätte sie nicht die festen Termine, würde sie den Sport wahrscheinlich gar nicht betreiben. Sobald sie aber beim Handball ist, merkt sie, wie viel Spaß es ihr macht, wobei ihr danach trotzdem wieder die Motivation fehlt. Kennt ihr das auch? Kann man etwas wirklich als Hobby bezeichnen, wenn man sich ständig dazu überwinden muss?
Vielleicht kommt es auch darauf an, wann deine Bekannte immer Training beim Handball hat. Wenn das immer abends ist und sie vielleicht einen harten Arbeitstag hinter sich hat, dann kann ich es schon verstehen, dass man sich auch erst aufraffen muss. Wenn man dann angefangen hat und Spaß am Training hat, dann fragt man sich vielleicht auch, warum das immer so ist.
Aber ich kenne es auch, dass man dann einfach erst mal fertig ist und sich am Liebsten nur ausruhen würde. Darum würde ich das Hobby aber trotzdem als solches bezeichnen, weil es ja vor allem wichtig ist, dass einem das Hobby selber Freude bereitet und nicht so sehr, dass man sich erst einmal dazu aufraffen muss, da auch hinzugehen.
Bei mir war das früher auch phasenweise unterschiedlich ob ich mich motivieren konnte oder auch mal nicht. So hatten wir mitunter richtig blöde Trainingszeiten (nämlich am Sonntag 9 Uhr). Da muss man sich erst einmal dazu motivieren, jeden Sonntag früh aufzustehen (da klingelte nämlich 7.30 Uhr der Wecker). Sicherlich hat es Spaß gemacht, wenn man einmal da war, aber man musste erst einmal hin kommen.
Dann gab es Phasen, wo wir sehr oft trainiert haben (2-3 mal die Woche), zusätzlich zur Schule, den Arbeiten und anderen Hobbys, denen man auch nachkommen wollte.
Geht man dann Vollzeit arbeiten, hat man auch nicht mehr so viel Zeit. Rückblickend betrachtet, hatte man in der Schule vergleichsweise viel Zeit, aber das nutzt einem dann ja auch nichts mehr. Mittlerweile habe ich auch kaum Zeit, auch nur mal ein Buch zu lesen. Und wenn, dann ist es ein Fachbuch und das Lesen ist dann auch nicht unbedingt spaßig. Ja, ich muss mich auch dazu aufraffen. Wenn ich das dann aber geschafft habe, freue ich mich darüber.
Ich glaube, wenn ich nach einem harten und langen Arbeitstag noch einmal los müsste oder für mein Hobby an freien Tagen extrem früh aufstehen müsste, dann hätte ich auch keine Lust darauf und könnte mich nur schwer dazu aufraffen. Ich will auch mal einen oder zwei Tage pro Woche ausschlafen, um mich zu entspannen. Ich bin eher eine Eule, sodass mir das zu früh aufstehen einfach nicht liegt. Es reicht, wenn ich schon für die Arbeit früh raus muss, für die freien Tage muss ich das nicht auch noch haben, egal für welches Hobby.
Ich kenne das Gefühl auf jeden Fall, dass man sich zu einem Hobby, das einem normalerweise stets Spaß gemacht hat, auf einmal mit Mühe und Not aufraffen muss. Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben: eine stressige Phase im Leben mit hoher Arbeitsbelastung, bei der man am Ende des Tages einfach nur froh ist, seine Ruhe zu haben; private Sorgen und Dinge, die einen geistig beschäftigen und einem keine innere Ruhe zur Konzentration auf etwas Schönes lassen; Pflichten, die nunmal einfach vorgehen, wenn es an Zeit mangelt, oder lediglich die Tatsache, dass einem vielleicht niemand Gesellschaft dabei leistet, wenn man seinem Hobby nachgeht.
Das bedeutet ja aber keineswegs, dass einem ein Hobby nicht mehr lieb und teuer ist. Ich beispielsweise zeichne und male für mein Leben gern - aber eben nur, wenn ich auch wirklich genug Zeit und Motivation dazu habe. Bleiben mir weniger als zwei Stunden Freizeit am Ende des Tages, dann lohnt es sich für mich gar nicht mehr, meine Stifte auszupacken, da alleine die Vorbereitung und das Wiederhineinfinden in den künstlerischen Prozess nach einer längeren Pause diese Zeit erfordern.
Auch kann ich meiner Kreativität keinen freien Lauf lassen, wenn mich aktuell Konflikte oder Probleme belasten. Ich benötige zum Zeichnen einen freien Kopf und eine geeignete Grundstimmung. Zwinge ich mich in Phasen dazu, in denen diese Umstände nicht gegeben sind, dann gelingt mir ohnehin nichts so,wie ich es haben will, und das resultiert lediglich in noch mehr Frust und Unlust.
Von daher pausiere ich meine künstlerischen Aktivitäten manchmal über Wochen oder sogar Monate hinweg. Bisher habe ich nach Abklingen der ungünstigen Bedingungen stets wieder zu meiner Liebe zu diesem Hobby zurückgefunden, egal wie lange es gedauert hat. Nach schwierigen Zeiten erlebe ich sogar regelmäßig eine absolute Welle der Kreativität und zeichne dann manchmal gleich drei oder vier größere Werke am Stück, weil ich es so vermisst habe und weil auf einmal der Knoten geplatzt ist und die Motivation nur so aus mir heraussprudelt.
Ich kann mir vorstellen, dass es sich mit anderen Hobbies ganz genau so verhält. Man sollte sich selbst nicht zu viel Druck machen, wenn man mal nicht besonders viel Lust hat, sondern das akzeptieren und abwarten, ob es sich ändert. Wenn nicht und wenn man das Interesse an einer Tätigkeit wirklich gänzlich verliert, kann man immer noch eine neue Beschäftigung suchen.
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