Sich dafür entschuldigen, dass man weint?
In Filmen sehe ich oft, dass manche Menschen sich dafür entschuldigen, dass sie weinen. Besonders Frauen machen das oft. Wenn sie in einer Situation auf einmal zu weinen anfangen, in der sie das für unangemessen halten, entschuldigen sie sich.
Das habe ich dabei aber auch schon oft bei Interviews im Fernsehen mitbekommen. Wenn die Personen etwas erzählen, was sie mitnimmt, dann fangen sie oft im Interview an zu weinen oder kämpfen zumindest gegen die Tränen, wofür sie sich dann entschuldigen.
Warum entschuldigt man sich dafür, dass man weint? Macht ihr das auch öfter und erwartet ihr von anderen Menschen in solchen Situationen auch eine Entschuldigung?
Ich würde mich vielleicht in einer Situation entschuldigen, wo das weinen unangemessen ist und die Person vielleicht gar nicht versteht, warum man nun weinen muss. So hat meine Bekannte beispielsweise einmal angefangen zu weinen, als mein Freund eine Feier organisiert hat, da er befördert worden ist.
Sie wurde dadurch an ihren verstorbenen Mann erinnert und musste einfach weinen. Ich kann schon verstehen, wenn Menschen sich in einer solchen Situation entschuldigen wollen, denn immerhin ist das ein Grund zum feiern. Alle feiern und freuen sich und eine Person weint. Ein wenig komisch ist das schon.
Ansonsten kommt einem das Weinen vielleicht auch schon mal unangebracht vor, da andere Menschen dadurch dein Eindruck bekommen könnten, dass man getröstet werden möchte. Als wolle man Aufmerksamkeit erregen oder so. Ich finde es nicht schlimm, wenn man sich deswegen dann entschuldigt.
Ich denke man entschuldigt sich, dass man weint, wenn man denkt, dass es gerade in der Situation ein sehr unpassendes Verhalten ist.
Ich ertappe mich auch manchmal dabei, wie ich mich dafür entschuldige, wenn ich mal weine oder sonst etwas tue, was meine derzeitige Gefühlslage zum Vorschein bringt. Mein Mann sagt dann immer zu mir, dass ich mich nicht dafür entschuldigen muss, weil Gefühle ihre Daseinsberechtigung haben. Und das stimmt ja auch vollkommen.
Ich versuche auch das meinen Kindern so gut es geht mitzugeben. Es funktioniert bisher ganz gut, was wohl dem guten Einfluss meines Mannes zu verdanken ist.
Ich finde, dass Gefühle zeigen in der heutigen Gesellschaft viel zu kurz kommt. Es gibt sicherlich Situationen, in denen es durchaus angebracht ist nicht laut zu schluchzen. Dann sollte man sich aber meiner Meinung nicht entschuldigen, sondern einfach zu seinen Gefühlen und zu seinen Tränen stehen.
Ich finde es schlimm, wenn man sich für Weinen und Tränen entschuldigen muss. Das kann dann ganz schnell dazu führen, dass man sich nicht mehr traut in der Öffentlichkeit zu weinen. Man stumpft ab und frisst eventuell viele Gefühle in sich rein, bleibt alleine mit seinen Tränen.
Es gibt auch noch mal einen Unterschied zwischen Männern und Frauen. Es ist in der Gesellschaft weit verbreitet, dass Männer die weinen schwach sind. Meiner Meinung nach ist aber genau das Gegenteil der Fall. Männer die vor anderen weinen können, die stehen zu sich und ihren Gefühlen, ich finde das ein Zeichen von Mut. Denn weinen ist etwas sehr befreiendes und etwas völlig normales.
Ich würde unterscheiden, ob man sich für Weinen entschuldigt, oder eine Erklärung anbietet, wieso man gerade in der Öffentlichkeit losheult. Bei offensichtlich emotionalen Situationen wie Beerdigungen oder Hochzeiten halte ich es für unnötig, sich zu entschuldigen, wenn einem die Tränen über das Gesicht laufen, ebenso wie bei traurigen Filmen, wenn die Mitmenschen wissen, dass man nahe am Wasser gebaut hat.
Aber wenn kein nachvollziehbarer Zusammenhang besteht, empfinde ich es durchaus als hilfreich, wenn die Person zumindest hinterher erklärt, wieso sie zerflossen ist. Man kann ja nicht immer wissen, welche Situation bei anderen Menschen mit welchen Gefühlen verknüpft ist.
Dass sich Menschen in Fernsehinterviews für ihre Tränen entschuldigen, kann ich auch nachvollziehen, da es in diesen Interviews ja um den Inhalt der Gespräche und Erinnerungen geht und nicht darum, schwer traumatisierte Menschen beim Heulen zu filmen. Wenn man gegen seinen Willen losweint und so den Betrieb aufhält oder sonst wie Umstände macht, entschuldigen sich manche Menschen, und das finde ich auch weder verwerflich noch bemerkenswert.
Ich selber weine so gut wie nie in der Öffentlichkeit und bin auch der Meinung, dass man als gefestigter Erwachsener seine Gefühle halbwegs im Griff haben und Außenstehende nicht damit behelligen sollte, wenn nicht gerade jemand gestorben ist. Bei emotionalen Extremsituationen gelten natürlich andere Regeln.Aber ob jemand bei traurigen Fernsehsendungen vor der Glotze heult, ist mir eigentlich egal.
Ich finde es schwierig zu beurteilen. Vielleicht gibt es Situationen, in denen es unangemessen scheint, dass man weint und dann möchte man sich entschuldigen, weil die Person, mit der man gerade redet, nichts dazu kann und damit diese kein schlechtes Gewissen bekommt, dass man während des Gesprächs weint. Bei mir muss sich aber sicher niemand entschuldigen, der weinen muss. Allerdings sind Erklärungen für ein besseres Verständnis schon auch mal hilfreich.
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