Sich bei Farben für Trauerkleidung kulturell anpassen?
Eine Freundin von mir hatte Ende letzten Jahres einen Trauerfall in der Familie und sie nahm dann auch an der Beerdigung teil. Es war wohl eine katholische Beerdigung und sie hat sich hinterher darüber aufgeregt, dass einige Trauergäste sich unpassend gekleidet hätten. In ihren Augen war das einfach nur respektlos.
So war zum Beispiel ein Trauergast da, der wohl aus Asien stammte und der komplett Weiß gekleidet war. Weiß ist ja in manchen kulturellen Kreisen durchaus die Farbe der Trauer, aber eben nicht in katholisch geprägten Kulturkreisen. Ein anderer Trauergast trug wohl einen dunkelblauen Mantel, was meine Freundin stark kritisierte und es gab auch einzelne Gäste, die Schmuck getragen haben oder weiße Accessoires und transparente Strumpfhosen statt komplett schwarz zu tragen.
Findet ihr es obligatorisch, dass man sich bei einer Trauerfeier an die örtliche Kultur anpasst und sich vorher darüber informiert? Würdet ihr zum Beispiel auf die Idee kommen, auf einer chinesischen Beerdigung statt wie dort traditionell Weiß, lieber Schwarz zu tragen, weil wir das hier eher mit Trauer assoziieren? Sollte man sich wirklich an solche kulturellen Bräuche anpassen oder spielt das keine Rolle, weil nur das Herz und die echte Anteilnahme wichtig ist?
Ich würde es davon abhängig machen, wie streng die Religion eben ist und was in dem Land so angebracht ist. Ich denke, aber das niemand böse ist, wenn man sich für eine Beerdigung eben so kleidet, wie es in der eigenen Kultur oder Religion üblich ist. Ich glaube, dass ich mich alleine schon anpassen würde, um eben nicht heraus zu stechen.
Wenn man auf einer katholischen Beerdigung ganz in weiß geht, dann fällt man ja doch schon stark auf. Das wäre mir eher unangenehm und ich würde dann auch wohl lieber etwas schwarzes tragen. Dunkelblau ist sicherlich auch noch vertretbar. Aber normal hat man doch eigentlich meist etwas Schwarzes im Schrank oder kann sich eben für diesen Anlass dann mal ein Outfit besorgen.
Das finde ich wirklich stark übertrieben, sich über einen dunkelblauen Mantel oder nicht schwarze Strumpfhosen aufzuregen. Ich meine, das ist vom Clownskostüm ja wirklich noch meilenweit entfernt. Beim etwas dämmrigem Licht würde man den dunkelblauen Mantel wahrscheinlich sogar für schwarz halten und es ist doch auch nicht notwendig, sich extra nur für Trauerfeiern einen schwarzen Mantel zu kaufen. Strumpfhosen gehen sehr schnell kaputt und vielleicht hatte diejenige gerade keine schwarzen vorrätig.
Dass jemand aus einem komplett anderem Kulturkreis sich lieber an seine Traditionen hält, finde ich auch nicht kritikwürdig. Wenn für ihn schwarze Kleidung nichts mit Trauer zu tun hat, würde er sich selbst wahrscheinlich total komisch vorkommen, in schwarz auf eine Beerdigung zu gehen. Wenn er weiß als Trauerfarbe empfindet, ist es eben weiß womit er seinen Respekt zeigt.
Wenn ich auf einer chinesischen Beerdigung wäre, würde ich mich wahrscheinlich anpassen und auch weiß tragen. Aber nur, weil es mir selber total egal ist. Ich passe mich auf deutschen Beerdigungen auch nur den Gepflogenheiten an und will halt kein Aufsehen erregen. Aber ich fühle mich nicht danach, schwarz zu tragen oder zeige damit meinen Respekt gegenüber dem Verstorbenen. Ich habe das nicht verinnerlicht, es ist mir nicht wichtig. Wenn man es aber verinnerlicht hat, kann man gar nicht anders, als das zu tragen.
Ich finde es viel wichtiger, dass man eben erscheint. Dass man sich entsprechend verhält. Was "entsprechend" ist, hängt von den Umständen ab. Wenn die Trauerfeier wirklich sehr traurig ist und jeder zweite weint, sollte man sich auch ruhig verhalten. Wenn die Trauerfeier aber sehr lustig ist und jeder witzige Anekdoten über den Verstorbenen zum Besten gibt, kann man ruhig lachen. Mit der Kleidung ist es genauso. Wenn die Lieblingsfarbe des Verstorbenen pink war, können auch alle in pink kommen.
Wenn sich der chinesische Gast in Weiß am wohlsten fühlt, wenn das für ihn ein Ausdruck des Respekts ist, dann hat er ihn damit gezeigt. Ich kann ja verstehen, dass man im ersten Moment überrascht ist. Aber er hat sich an Regeln gehalten, nur nicht an die, die man hier gewöhnt ist. Zerrissene Hosen wären wieder ein anderes Thema. Die sind nirgendwo angemessene Trauerkleidung.
Und die anderen Beschwerden finde ich wirklich total übertrieben. Früher musste man seine Haare bedecken. Noch viel früher sind die Frauen wahrscheinlich zuhause geblieben. Keine Ahnung, was es schon alles an Traditionen gab. Man darf auch da ein bisschen mit der Zeit gehen und muss nicht alles so verbissen sehen. Aber vielleicht hat es sie von ihrer eigenen Trauer abgelenkt.
Viel respektloser als diese beschriebene Kleidung finde ich dass deine Freundin alle Trauernden so begafft hat um zu bewerten ob diese richtig oder falsch gekleidet dort erschienen sind. So ein Verhalten geht gar nicht. Letztendlich ist es ein sehr respektvolles Verhalten auf eine Beerdigung zu gehen, egal wie man aussieht.
Wenn man zu einer katholischen Beerdigung geht nimmt man nicht den katholischen Glauben an und kann durchaus sein eigenes Gedankengut ausleben. Man kann also so gekleidet gehen, wie man es selber für richtig hält. Meine beiden Cousins gehen beispielsweise immer mit einer Jeanshose. Was macht das schon? Wenn man kein oder nur wenig Schwarz trägt trauert man deswegen nicht weniger und weniger Respekt hat man deswegen auch nicht.
Ich finde es einfach albern, wenn ich lese, dass es Menschen gibt die erwarten, dass man sogar noch in einer schwarzen Strumpfhose kommen soll. Letztendlich finde ich, dass zählt das man da ist. Man würdigt den Toten auch mit Anwesenheit und nicht mit einer richtigen Strumpfhose. So einen Gedanken finde ich oberflächlich und einer Beerdigung unpassend.
Heutzutage ist es doch gar nicht schlimm, wenn man eben nicht schwarze Kleidung trägt. Ich würde wollen, dass alle, die zu meiner Beerdigung kommen wollen sich bunt kleiden und nicht traurig an meinem Grab stehen. Ich würde wollen, dass sie sich freuen, dass sie mich kennengelernt haben, auch wenn die Zeit nun vorbei ist. Ich würde nicht wollen, dass alle schwarz vor meinem Grab stehen und sich nicht trauen was zu sagen. Ich finde, dass jeder das anziehen soll, was er will oder wenn man weiß, was der Tote sich gewünscht hätte, eben auch das.
Über einen dunkelblauen Mantel würde ich mir keine Gedanken machen, wenn ich ehrlich bin. Als die Mutter von meiner Schulfreundin gestorben ist, damals waren wir beide ungefähr zwölf Jahre alt, kam ich in schwarz gekleidet auf diese Beerdigung. Trotzdem hatte ich zu diesem Zeitpunkt keine schwarze Jacke gehabt, weswegen ich eine dunkelgrüne Jacke trug.
Über die fehlenden schwarzen Strumpfhosen könnte ich mich nicht aufregen, da sie mir wahrscheinlich nicht aufgefallen wären. Mir ist es völlig egal, ob blickdichte schwarze Strumpfhosen oder hautfarbene Strumpfhosen auf einer Beerdigung getragen werden. So lange die Mehrheit überwiegend schwarz gekleidet ist, sollte es doch kein Problem geben.
Vielleicht war der Asiate zum ersten mal auf einer katholischen Beerdigung gewesen und wusste nicht, dass man hier üblicherweise schwarze Kleidung trägt. Das finde ich nicht schlimm und solche kulturellen Unterschiede gibt es auch. Wobei sich der Asiate bestimmt nicht wohl gefühlt hat, da er aus der Menge mit seiner weißen Kleidung wohl auffiel, vor allem wenn sich deine Freundin so sehr über die Gäste das Maul zerreißt.
Ich gehe zu einer Beerdigung, wie es mir passt und keiner schreibt mir vor, dass ich mich schwarz zu kleiden habe. Ich kann auch in Jeans und Shirt trauern und ich kann auch in weißen Klamotten trauern. Wenn ich mal sterbe, würde ich am liebsten haben wollen, dass alle bunt gekleidet kommen und in fröhlichen Farben an meinem Grab stehen. Warum muss man unbedingt schwarz tragen? Heutzutage finde ich das überhaupt nicht mehr zeitgemäß sich komplett schwarz anzuziehen, wenn man zu einer Beerdigung geht und als Angehöriger dann ein Jahr schwarz tragen muss.
Keiner sollte sich anpassen, was die Trauerkleidung betrifft. Wenn diese Frau schwarz als Freudenfarbe ansieht und weiß als Trauerfarbe, dann soll sie weiß tragen, wenn sie sich wohl fühlt darin.
Auf der Beerdigung meiner Großmutter hatte ich auch keine schwarze Kleidung an, weil ich einfach keine dabei hatte. Ich dachte ohnehin, sie würde schon beerdigt werden, bevor ich wieder bei meiner Familie bin, und selbst wenn nicht, besitze ich eigentlich keine rein schwarze Kleidung.
Stattdessen war ich in Jeans und einem Strickpulli dort, was auch niemanden gestört hat. Jeans sind eben neben Jogginghosen und ein oder zwei anderen Shorts meine einzige Beinbekleidung, und der Pulli war immerhin recht dunkel gehalten. Dazu wurde er von eben der gestorbenen Oma selbst gestrickt, viel passender geht's da ja eigentlich nicht.
Ich stimme generell zu, dass ich es nicht schlimm fände, wenn man kein schwarz trägt. Den Verstorbenen wird's wenig kümmern, und mir als Angehörigem wäre es auch wichtiger, dass die Leute da sind, nicht, ob sie nun schwarz, grau oder neonpink tragen.
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