Sich bei Eltern finanziell revanchieren, wenn man arbeitet?

vom 17.04.2017, 13:16 Uhr

Ein guter Freund von mir arbeitet nun schon seit einigen Jahren und verdient auch sehr gut. Er meinte nun, dass er sich bei seinen Eltern aber nach und nach finanziell revanchieren will. Diese hätten ihm seine Wohnung finanziert, als er noch studiert hatte und alle Kosten für ihn übernommen.

Die Eltern hätten das angeblich gerne gezahlt und auch nie etwas dafür verlangt, wobei er ihnen das nun aber zurückzahlen möchte.Da seine Eltern kein Geld von ihm annehmen werden und möchten, muss er sich etwas anderes einfallen lassen.

Er meinte, dass er einen größeren Familienurlaub planen möchte, den er dann auch bezahlen will. So hätten außerdem alle etwas davon. Wolltet ihr euch schon einmal finanziell bei den Eltern revanchieren? Wie macht man das am besten, wenn die Eltern kein Geld von ihren Kindern annehmen möchten?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Wir wurden auch eine Zeit lang etwas von meinen Schwiegereltern unterstützt und haben dann für die Eltern eine größere Anschaffung gemacht um das wieder gut zu machen. Sie haben sich auch sehr darüber gefreut. Ein Muss ist das natürlich nicht, aber man kann sich ja durchaus dankbar zeigen und wenn man es sich leisten kann eine kleine Geste zurückgeben. Ich finde die Idee mit dem Urlaub von deinem Freund super.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich finde es traurig, dass man sich von seinen Eltern finanzieren lassen muss wenn man schon einen eigenen Hausstand auf die Beine stellt und dann noch der Partner mit eingezogen ist, der dann ebenfalls gesponsert werden sollte. Würde mir im Traum nicht einfallen als Elternteil, dass ich dort mehr aufbringe als es meine finanzielle Verpflichtung ist, gerade wenn dann noch die Freundin dort mit einzieht. Somit sind es vier gesunde Hände zum Arbeiten und selbst neben einem Studium bekommt man das gebacken zu arbeiten, wenn man an seiner Freizeit Abstriche macht.

Das mit dem Urlaub finde ich an den Haaren herbei gezogen wie auch die "größere Anschaffung" für die Schwiegereltern. Steht das in einem Verhältnis? Wenn man sich 5 Jahre lang finanzieren lässt jeden Monat, dann macht da ein Urlaub sicherlich nicht wett was die Eltern finanziell hinein gesteckt haben und ggf. auch die komplette Zeit über einen weiteren Job gemacht haben und dort ihre eigene Lebenszeit eingebüßt. Das machen 14 Tage am Stand auch nicht mehr wett oder der neu angeschaffte Schrank der als nette Geste hingestellt wurde.

Eltern sind verpflichtet für ihr Kind aufzukommen solange es sich in der Erstausbildung befindet und unter 25 Jahren alt ist. Das ist eine Pflichtveranstaltung vor der man sich nicht drücken kann und das auch nicht aus netten Gesten entstanden ist, sondern weil es so gesetzlich geregelt ist. Wird darüber hinaus noch etwas geleistet, dann ist das das Bonusgeld für das man sich bedanken kann, aber sicherlich nicht mit einem Urlaub oder einem materiellen, teureren Geschenk. Sondern mit Unterstützung wenn die Eltern finanziell nicht mehr können, die Rente nicht reicht oder hinterher gar Pflege ansteht.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich würde umgekehrt nicht so weit gehen, dass ich mich verpflichtet fühle, meine Eltern im Alter zu Hause zu pflegen, nur weil sie mich im Studium über Wasser gehalten haben. Wahrscheinlich hängt es von der sozialen Schicht, oder auch von der geographischen Herkunft ab, aber meine Eltern hatten noch die Möglichkeit, mit einem Facharbeiterlohn und einem Teilzeit-Zusatzverdienst drei Kinder groß zuziehen, ein Haus zu bauen und noch etliches auf die hohe Kante zu legen. Heutzutage wäre das vollkommen unmöglich, sprich, meine Eltern waren trotz Unterkante Mittelschicht finanziell erheblich besser gestellt als ihre Nachfolgegeneration und haben auch eine solide Altersversorgung, sodass ich sie nicht finanziell unterstützen muss.

Ich selber bin im Job auch schon etliche Jahre gut etabliert, aber Haus bauen und Familie gründen findet bei mir in der Form, wie es noch in meiner Kindheit möglich war, einfach nicht statt. Mein Vater bekommt auch deutlich mehr Rente, als ich in einem Vollzeitjob verdiene. Deswegen sehe ich es gar nicht ein, zu versuchen, ihm irgend etwas zurück zu zahlen. Kinder zu bekommen war schon damals eine freie Entscheidung, und bis zur Volljährigkeit haben diese auch ein Recht auf finanzielle Unterstützung, ob es den Eltern passt oder nicht. Und danach hätten sie mir auch jederzeit den Geldhahn zudrehen können, haben es jedoch freiwillig nicht getan.

Uns selbst wenn ich jetzt ein Auto kaufen oder einen Urlaub finanzieren würde, würde ich dies nicht als finanzielle Wiedergutmachung ansehen, sondern eher als Geschenk oder Gefallen, weil ich zu meinen Eltern ein gutes Verhältnis habe. Finanziell gesehen wäre dies sowieso nur ein Tropfen auf den heißen Stein, verglichen damit, was sie für mich und meine Geschwister ausgegeben haben. Aber wie gesagt, wir haben sie auch nicht gezwungen.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Gerbera hat geschrieben:Ich würde umgekehrt nicht so weit gehen, dass ich mich verpflichtet fühle, meine Eltern im Alter zu Hause zu pflegen, nur weil sie mich im Studium über Wasser gehalten haben.

Geht auch gar nicht darum, dass man dann aus reiner Dankbarkeit mit der Bettpfanne vor seinen Eltern steht und diese munter schwingt und sie pflegt. Aber auch als Kind ist man gesetzlich verpflichtet für die Pflege seiner Eltern aufzukommen, wie diese eben auch dafür zuständig sind die Kinder zu finanzieren in der Erstausbildung bzw. bis das Kind 25 Jahre alt ist. Es geht eher darum, dass viele sich von ihren Eltern finanziell aushalten lassen und später wenn die Eltern in Pflege müssen dann noch geschrien wird wenn sie zur Kasse gebeten werden für den Differenzbetrag. Da fühlt man sich dann so ungerecht behandelt, will nichts zahlen aber das die Eltern damals dann gut genug waren einem selbst da Geld in den Arsch zu blasen, sieht dann kaum noch jemand.

Wie gesagt, ich würde nun auch nicht anfangen meine Eltern zu pflegen aus reiner Menschlichkeit und weil ich es so geil finde mit Bettpfannen zu winken und auf Windeln wechseln stehe. Sie haben mir auch nicht das Geld in den Hintern gesteckt, sondern ich habe mir meine Sachen selbst finanziert mit meinem Auszug, in der Ausbildung, kein Kindergeld eingefordert und keinen Unterhalt. Es ging, aber man musst dazu Abstriche machen und es wollen.

Schon gar nicht mit einem Partner zusammen dann noch bettelnd bei den Eltern auf der Matte stehen oder das Geld einfach annehmen damit man selbst sich nicht bewegen muss und es nett hat? Da wäre ich mir schon zu Stolz dafür, solange ich zwei gesunde Hände habe, kann ich auch arbeiten und muss mich nicht finanziell von Eltern oder Schwiegereltern aushalten lassen die für mein Leben aufkommen. Da sehe ich es als legitim an, wenn ich mich weigere im Alter für ihre Pflege aufzukommen. Aber schaue ich mir meine Geschwister an die sich das Geld bis 30 in den Hintern stecken lassen, dann erwarte ich da auch andere Dinge wenn es soweit kommt und diese nicht nur "Hier" schreien wenn es ans Geld verteilen geht, sondern auch "Hier" geplärrt wird wenn es ans abgeben geht.

Das mit dem "ich kauf meinen Schwiegereltern etwas und dann ist alles gut" oder auch "Urlaub und dann passt alles" ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein wie du schon sagtest. In erster Linie soll das wie ein Ablassbrief funktionieren, dass man sich einmal bemüht, etwas Geld in die Hand nimmt und sein Gewissen rein kauft damit man hinterher wieder ruhig schlafen kann und alles ja so nett, fröhlich und toll ist.

Da sollte man echt mal weiter denken und würde mein Sohn hier auf der Matte stehen und mich mit einem Urlaub überraschen, nachdem ich ihm Jahrelang den Hintern finanziell gepudert habe (womöglich noch mit Freundin, wie es auch schon beschrieben wurde) und er keine Finger krumm gemacht hat obwohl er gesund ist und arbeiten kann, der könnte sich gewaltig etwas anhören wie dreist, unverschämt und frech das doch ist, auf diese Weise sein Gewissen rein kaufen zu wollen mit einem läppischen Urlaub für ein paar tausend Kröten oder einer größeren Anschaffung. Meine verlorene Zeit die ich in die Arbeit stecken musste, damit er von mir das Geld bekommen hat, bekomme ich damit auch nicht wieder oder auch nicht den Bandscheibenvorfall weg, den ich mir beim schaffen für seinen Lebensunterhalt zugezogen habe. Verlorene Lebensqualität und das soll alles damit wieder gut werden, mit 14 Tage am Strand rösten oder ein neues Auto?

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Sorae hat geschrieben:Ich finde es traurig, dass man sich von seinen Eltern finanzieren lassen muss wenn man schon einen eigenen Hausstand auf die Beine stellt und dann noch der Partner mit eingezogen ist, der dann ebenfalls gesponsert werden sollte.

Hast du das Beispiel gerade an den Haaren herbeigezogen, beziehst du dich auf dich persönlich oder woher hast du diese Informationen? Ich komme leider nicht ganz mit. :think: Mein Kumpel hat während seines Studiums in WGs gelebt und nicht mit seiner Freundin. Ich weiß nicht, wie du da drauf kommst. Und einen eigenen Haushalt hatte er damals eben auch nicht, sondern nur eine WG, weil er seinen Eltern nicht so lange auf der Tasche liegen wollte. Er hat drei Jahre lang studiert und hat das Studium beendet, als er noch unter 25 Jahren war. Also passen deine ganzen Aussagen ja gar nicht dazu.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Sorae hat geschrieben:Ich finde es traurig, dass man sich von seinen Eltern finanzieren lassen muss wenn man schon einen eigenen Hausstand auf die Beine stellt und dann noch der Partner mit eingezogen ist, der dann ebenfalls gesponsert werden sollte.

Hast du das Beispiel gerade an den Haaren herbeigezogen, beziehst du dich auf dich persönlich oder woher hast du diese Informationen? Ich komme leider nicht ganz mit. :think: Lies dir Ramones Kommentar durch und dir wird einiges klar. Sorae bezieht sich gerne auf Ramones und macht Anspielungen auf Sachen, die Ramones mal geschrieben hat.

Dieses Mal hat Ramones den Kommentar bei diesem Thema hier hinterlassen, es kommt aber auch vor, dass Sorae Anspielungen auf Kommentare aus anderen Themenbeiträgen von Ramones macht. Ich habe manchmal den Eindruck, dass Ramones die "Lieblings-Userin" von Sorae ist, eben weil sie so oft indirekt zitiert wird meinem Empfinden nach.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde es sogar wichtig und richtig, wenn man sich bei den Eltern für jahrelange finanzielle Unterstützung revanchiert, auch wenn es sich nur um vermeintliche Kleinigkeiten handelt.

Meine Eltern haben mich in meiner beruflichen Laufbahn sehr unterstützt und es wäre mir teilweise nicht möglich gewesen meine Miete zu bezahlen, wenn sie nicht gewesen wären. Mir ist klar, dass ich alles nicht zurückzahlen kann, bzw. ich könnte schon, es würde sich nur über einige Jahre hinziehen, wenn ich es wirklich täte. Mal ganz davon abgesehen, dass meine Eltern es nicht für nötig befinden, dass ich ihnen alles zurückzahle.

So habe ich meine Eltern z.B. zum Ende meiner Ausbildung, als ich diese erfolgreich abgeschlossen habe, zu einem Essen eingeladen und zwischendurch greife ich dann auch mal tiefer in die Tasche, wenn es um Geburtstagsgeschenke geht oder Urlaubsreisen.

Mir ist klar, dass ich das nicht muss, aber ich möchte meinen Eltern trotzdem aus Dank etwas zurückgeben, auch wenn es manchmal sehr schwierig ist, da sie selbst finanziell abgesichert sind und sich selbst alles leisten könnten, wenn sie es wollten.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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