Sich auf neues Jahr freuen, wenn Jahr schlecht läuft?

Ich habe kürzlich ein Gespräch von zwei Frauen im Zug mitbekommen, wobei eine zur anderen meinte, dass sie sich schon auf das nächste Jahr freuen würde. Dieses Jahr würde bisher überhaupt nicht gut laufen, da sie schon viele Schicksalsschläge erleiden musste und sie einfach nur Pech hätte. Sie würde sich daher auf einen Neuanfang freuen, den das neue Jahr mit sich bringen würde.

Ich habe es schon öfter mitbekommen, dass Personen sagen, dass sie sich auf das neue Jahr freuen, wenn das jetzige Jahr schlecht läuft. Ich kann das nicht wirklich nachvollziehen. Ein neues Jahr bringt ja auch nicht wirklich einen Neuanfang mit sich, es ändert sich ja nur das Jahr, aber von einem Tag auf den anderen wird sich automatisch ja nichts ändern. Und bevor ich schon ein halbes Jahr vorher dem neuen Jahr entgegen fiebere und das jetzige Jahr gar nicht richtig genießen kann, würde ich versuchen, lieber direkt etwas zu ändern, um glücklicher zu sein.

Freut ihr euch auf ein neues Jahr, wenn das momentane Jahr einfach schlecht läuft? Denkt ihr, dass es tatsächlich sinnvoll ist, sich auf ein neues Jahr zu freuen oder macht das für euch auch wenig Sinn, da man jeden Tag die Möglichkeit hat, etwas in seinem Leben zu ändern?

Für mich ergibt das genauso wenig Sinn wie für dich. Dass vor etlichen Jahrhunderten mal irgendjemand festgelegt hat, wann wir Neujahr feiern, hat überhaupt nichts damit zu tun, wie mein Leben verläuft. Mein Leben ist doch kein Gefäß, dass Neujahr mit irgendeiner Überraschungsflüssigkeit gefüllt wird und manchmal ist es Glücksflüssigkeit und manchmal Schicksalsschlägeflüssigkeit. Und an Silvester ist das Glas dann leer.

Wir haben doch erst Mai. Mag sein, dass die ersten Monate des Jahres nicht so gelaufen sind wie man es gerne hätte, aber das muss ja nicht bedeuten, dass der Rest des Jahres grundsätzlich auch schrecklich verlaufen wird. Daher kann ich so eine Einstellung nur schwer nachvollziehen. Ich finde, man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben und selbst wenn das Jahr einen "schlechten" Start hatte kann doch noch so viel Gutes passieren. Ich würde mich jedenfalls nicht unterkriegen lassen und versuche, das beste aus dem Leben und der Situation zu machen, egal wie schwer es bei Verlusten und Schicksalsschlägen auch fällt.

Ich finde das auch nicht weiter nachvollziehbar. Man hat das Leben in gewisser Weise doch selber im Griff und wenn man etwas ändern möchte, dann muss man dies eben und sollte das nicht immer aufschieben. Ansonsten kann man gegen Schicksalsschläge eh nichts machen und da hilft einem auch kein Jahreswechsel. Leider gibt es aber so Zeiten, bei denen alles zusammen kommt und da kann ich die Hoffnung auf Änderung der Situation schon verstehen.

Ich finde diesen Gedanken gerade zu Anfang des neuen Jahres auch eher befremdlich. Immerhin hat kaum das Jahr angefangen und man denkt schon, dass das nächste sicher besser wird? Ich denke, dass man da eher an seiner Einstellung arbeiten sollte und man kann doch jederzeit etwas ändern oder verbessern und braucht dafür nicht unbedingt ein neues Jahr.

Allerdings kann ich schon nachvollziehen, wenn Silvester vor der Tür steht und man sich dann Gedanken über das zurückliegende Jahr macht und vielleicht hofft, dass das neue Jahr besser wird. Aber das ist für mich dann etwas anderes.

Ich kann die Einstellung dieser Frau auch nicht so ganz verstehen, wenn ich ehrlich bin. Sicher kann es sein, dass das Jahr bislang nicht so gut gelaufen ist, aber dann muss man doch nicht den Rest des Jahres abschreiben und praktisch schon erwarten, dass es so schlecht weitergeht. Ich bin auch der Meinung, dass man dann sofort daran arbeiten muss, dass es besser geht. Ich habe auch nicht das neue Jahr direkt als Neuanfang vor Augen.