Sich auf Arbeit nicht so genau an Anweisungen halten?
Ich bin ziemlich gewissenhaft und versuche Aufgabenstellungen dann auch so umzusetzen, dass es der Chefin auch angenehm ist. So sollte ich zum Beispiel einen Fragebogen für sie erstellen, der an 1000 verschiedene Personen geschickt werden soll und der für eine Studie relevant ist. Ich habe mir natürlich die größte Mühe dabei gegeben und habe sämtliche Wünsche meiner Chefin berücksichtigt was die Wortwahl, das Layout und dergleichen angeht.
Letzte Woche hatte meine Chefin Urlaub und ich nicht. Da ich dann früher gehen musste, habe ich dann dieselben Anweisungen an meinen Kollegen weiter gegeben und ihm ganz genau gesagt, was laut Chefin definitiv sein müsste und was nicht. Ich habe ihm fein säuberlich alle Wünsche in Bezug auf Schriftgröße, Layout, Wortwahl etc. mitgeteilt und hatte eigentlich angenommen, dass er sich daran halten würde.
Offensichtlich war ihm das aber nicht gut genug. Als ich diese Woche ins Büro kam, stellte ich fest, dass von der ursprünglichen Form nicht mehr viel übrig geblieben war. Die Chefin rief dann auch an und teilte mir mit, dass sie die neue Version total schrecklich findet und dass sie lieber meine ursprüngliche Version verwenden möchte. Ich kann mir ehrlich gesagt auch nicht so wirklich erklären, warum mein Kollege nicht auf mich gehört hat. Hängt das damit zusammen, dass die Anweisung nicht direkt vom Chef kam? Wie ist das bei euch? Würdet ihr euch bei der Arbeit auch nicht so genau an Anweisungen halten oder kommt das immer darauf an, von wem sie kommen?
Manche Arbeitsanweisungen sind einfach albern. Beispielsweise habe ich es oft erlebt, dass irgendein Büromensch Vorschriften macht, die so nie einzuhalten sind. Da muss man dann etwas anderes machen und kann sich nicht an die Anweisungen halten, weil man sonst nicht seiner Arbeit in der vorgeschriebenen Zeit nachgehen könnte.
Bei einer Arbeitsanweisung, wie du sie beschreibst, hat man aber eigentlich nichts, was man ändern muss und kann sie komplett so übernehmen und umsetzten. Sie ist logisch, macht Sinn und wurde gut erklärt. Ich verstehe auch nicht warum man sich dann die Mühe macht alles nochmal neu zu machen.
Sicher sind einige Anweisungen nicht sinnvoll und dann macht es vielleicht mal Sinn, diese zu hinterfragen und eventuell auch einige Sachen anders zu machen. Aber das sollte dann natürlich immer nach Rücksprache mit dem Chef erfolgen. Einfach so würde ich nicht den Anweisungen zuwider handeln. Dann hätte ich doch eher meine Bedenken, dass ich die ganze Arbeit neu machen muss, weil sie so nicht vom Chef akzeptiert wird.
Dabei würde ich auch keinen Unterschied machen, ob die Anweisung direkt vom Chef kommt, oder ob jemand anders die Anweisung des Chefs an mich heran trägt. Wenn mir natürlich ein gleichrangiger Mitarbeiter eine Anweisung erteilen würde, die ihm selber eingefallen ist, dann wäre es schon etwas anderes und dann könnte ich mir schon vorstellen, die Aufgabe auch abzuwandeln, wenn mir einige Details daran nicht gefallen. Da muss man dann schon abwägen, von wem die Aufgabe kommt.
Ich denke, das würde ich davon abhängig machen, welche Stellung ich im Büro habe und wie weit ich in der Hierarchie bin. Wenn ich die Neue wäre, würde ich versuchen, die Anweisungen ganz genau einzuhalten, auch wenn sie mir wenig sinnvoll erschienen. Hätte ich dagegen schon eine gute Position erarbeitet, würde ich es mit den Anweisungen wohl nicht so eng sehen. Vorausgesetzt, die Anweisungen seien in meinen Augen idiotisch.
Es hängt ja auch von der Tätigkeit selbst ab. Bei meinem aktuellen Job haben wir sehr genaue Anweisungen, bei denen wenig Spielraum zur Eigeninterpretation bleibt. Das ist in dem Fall aber auch sinnvoll. Wir arbeiten in Teams an einem Projekt, nicht nur deutschland- sondern europaweit. Wenn da jeder macht, was er will, wird es schnell uneinheitlich und unübersichtlich. Dabei will der Kunde natürlich ein einheitliches Ergebnis. Hier würde ich natürlich nicht einfach die Anweisungen der Vorgesetzten ignorieren.
Auch wenn manche Anweisungen nicht als sinnvoll erscheinen, so sind diese dennoch erst einmal bindend wenn sie bei uns festgelegt worden sind. Mir gefällt es auch nicht, dass bestimmte Dokumente in einem Format gehalten werden müssen und nicht in ein anderes Übertragen werden dürfen, wo sie sich einfacher bearbeiten lassen. Würde ich das ganze dann eigenmächtig entscheiden und ändern, dann könnte ich ganz schnell vor dem Truppendienstgericht stehen und mich dafür dann verantworten müssen. Im schlimmsten Fall habe ich dann keinen Job mehr und auch keine Ansprüche gesammelt wenn die unehrenhafte Entlassung dabei dann entschieden wird.
Sicherlich ist nicht jeder Job so streng geregelt wie bei mir und man hat durchaus auch seine Freiräume die man machen kann, aber eben nicht überall. Somit ist es Schwachsinn, wenn man dann etwas eigenes macht und meint damit alles besser zu machen wenn man hinterher dann Konsequenzen dafür tragen muss. Nicht jeder meldet solch einen Verstoß dann nach oben, dass es zur Sanktion kommt, kann aber immer passieren und dessen sollte man sich auch bewusst sein wenn "irgendein Büromensch" etwas veranlasst hat, dem man mit seiner Unterschrift auf dem Arbeitsvertrag und der Betriebsordnung zugestimmt hat, sich daran zu halten.
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