Sich auf Arbeit für den Chef unentbehrlich machen?
In einem anderen Beitrag erwähnte ich ja schon, dass ich meiner Chefin kürzlich eine Frage gestellt hatte und eine Idee hatte, was die Arbeit angeht. Ich habe mit einer Freundin darüber gesprochen, die hin und hergerissen war und nicht so wirklich wusste, was sie davon halten soll.
Sie meinte, dass es einerseits was "Schleimiges" hätte, wenn ich quasi zum Chef renne und Ideen mitteile. Es würde einfach übermotiviert wirken und sie sieht die Gefahr, dass man sich so mehr Arbeit aufhalst als nötig und dass das eben auch gesundheitliche Konsequenzen nach sich ziehen könnte (zwangsweise Workaholic). Andererseits ist sie der Ansicht, dass das von mir doch ein cleverer Schachzug gewesen wäre, weil ich mich so praktisch "unentbehrlich" gemacht hätte.
Man sollte vielleicht erwähnen, dass nur Absolventen meines Studienganges im Studium lernen, wie man mit diesem hochkomplizierten Programm umgeht und dass es meiner Chefin wohl sehr wichtig ist, dass sie vernünftige Ergebnisse bekommt, die man nur mit diesem Programm produzieren kann. Da ich die einzige Absolventin meines Faches bei uns in der Firma bin, bin ich damit auch die einzige, die weiß, wie man mit diesem Programm umgeht.
Ich würde aber dennoch nicht sagen, dass ich "unentbehrlich" bin. Jeder Arbeitnehmer ist ersetzbar, bei manchen Qualifikationen dauert es nur eben länger, bis man einen passenden Ersatz gefunden hat. Wie seht ihr das? Kann man sich auf Arbeit für den Chef überhaupt unentbehrlich machen?
Ich denke auch, dass niemand unersetzbar ist und es bei dem ein oder anderen Mitarbeiter eben etwas dauernd kann, bis man jemand neues gefunden hat, der die Aufgaben genauso gut erledigen kann und vielleicht auch die gleichen oder ähnliche Qualifikationen hat.
Was die Berufswelt angeht, glaube ich einfach nicht, dass niemand unersetzlich ist. Es ist sicherlich eine tolle Chance und ein gutes Gefühl, wenn man für die Arbeit eine so wichtige Aufgabe erfüllt. Aber es ist eben auch wieder viel Verantwortung und ich würde mich da trotzdem nie in Sicherheit wiegen und meinen, dass ich mich für den Chef nun unentbehrlich gemacht hätte.
Man kann sich schon unersetzbar machen in einer gewissen Weise. Hat man genug Qualifikationen gesammelt und vereint in sich als einer Person, für die der Chef ansonsten 5 bräuchte, dann wird er alles daran setzen dich auch zu halten und damit hast du dich schon unentbehrlich gemacht. Allerdings kann der Chef auch nichts machen, wenn der Arbeitnehmer auf einmal Tod umfällt oder überfahren wird und muss sich dann nach einem teureren Ersatz umsehen damit die gleiche Arbeit weiter geleistet wird.
Eine 100%ige Sicherheit ist das jedenfalls nicht, aber die Chancen sinken damit, dass man eben von einem Arbeitgeber zum nächsten weiter gereicht wird. Was meinst du wie es damals ausgesehen hat, als mein Vater sich Selbstständig gemacht hat nachdem es ihm gereicht hat in seiner Firma. Er ist soweit spezialisiert, dass es neben ihm noch 2 weitere Menschen auf der Welt gibt die das gleiche Wissen und die gleichen Qualifikationen mitbringen. Einer davon ist in Rente und der andere hat sich aufgrund von Krankheit aus dem Berufsleben zurück gezogen. Unglaublich was alles geboten worden ist, damit er in der Firma bleibt nicht nur in finanzieller Hinsicht war man bereit so ziemlich das letzte Hemd zu geben und er hat alles ausgeschlagen.
Seither müssen alle großen Konzerne bei ihm Schlange stehen für Aufträge und hoffen, dass er Lust darauf hat. Ansonsten kommen sie mit ihren Lösungen selbst nicht weiter, da es auch verpasst wurde Nachwuchs in diesem Bereich auszubilden. Er genießt das Bittstellen in jeder Form und hat soweit alles richtig gemacht. Aber es möchte auch niemand bei ihm bleiben zur Ausbildung vom Nachwuchs, und das sagt auch schon einiges aus. Der längste der geblieben ist hat nach 8 Monaten das Handtuch geworfen und nicht durchgehalten, trotz Köderversuchen mit mehr Geld, Vorzügen und Co. Somit hält mein Vater momentan das Monopol in diesem Bereich und wird es sich auch nicht vom Brot nehmen lassen, denn in meinen Augen macht er das zum Teil auch absichtlich so zu den Leuten zu sein, die zu ihm geschickt werden zur Ausbildung.
Achso, seit er Selbstständig ist arbeitet er auch nur auf Lust. Wenn er mal 2 Jahre keine Lust hat einen Auftrag zu machen kein Problem, dann macht er mal wieder ein kleines Projekt oder ein größeres und kaum kommen sie ihm dort blöd oder es läuft nicht, macht er sich Rar und kassiert dennoch munter weiter und nach wie vor wird ihm die Bude eingerannt mit Lösungen in diesem Bereich, einfach weil es sonst niemanden mehr gibt der das Anbietet oder im Ansatz über das Wissen verfügt alles von A bis Z zu planen, auszuführen und am Ende auch in Betrieb zu nehmen.
Würde man nun Konsequent anfangen Mitarbeiter in diesem Bereich auszubilden die auch am Ball bleiben, würde es dennoch 10-15 Jahre dauern damit sie ebenfalls das notwendige Wissen haben um es in der Theorie schaffen zu könnten. Dann fehlt jedoch die komplette Praxiserfahrung die nochmals 5-10 Jahre dauert und damit sind wir bei einer Gesamtausbildung von 25 Jahren die sich so niemand auch antun möchte. Irgendwann wird auch mein Vater den Löffel abgeben müssen, rechne ich es nüchtern dann ist in diesem Zeitraum nicht einmal einer fertig mit der Ausbildung bis das soweit ist. Die anderen beiden in diesem Bereich werden wohl vorher das zeitliche Segnen und sind jetzt schon nicht mehr beruflich aktiv. Somit Alleinstellung und damit unentbehrlich, auch wenn er sein eigener Chef ist sind genug Großkonzerne von seiner Laune abhängig und kommen auf Knien angekrochen.
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