Sich auf Arbeit durch Meckern unbeliebt machen?
Ich habe kürzlich einen Artikel gelesen, in dem es um Eigenschaften und Tätigkeiten ging, die einen besonders beliebt beim Chef und damit angeblich unkündbar machen sollen. Jedenfalls wurde da der Punkt genannt, dass die besten Mitarbeiter nicht meckern würden und nicht über Kollegen lästern würden. Gerade das mit dem Meckern habe ich so noch nicht erlebt, wobei es wahrscheinlich darauf ankommt, worüber gemeckert wird. So habe ich zum Beispiel einen Kollegen der ständig meckert und kritisiert, was aber eher auf Arbeitsmaterialien (wie Computer und bestimmte Programme) angeht und die Arbeit an sich.
Wir machen zum Beispiel Projektarbeit in Teams, wobei er manchmal auch die Effizienz von bestimmten Arbeitsschritten anzweifelt und ein ziemlicher Perfektionist ist. Er hat ein sehr kritisches Auge und der findet immer ein Haar in der Suppe. Das geht sogar schon so weit, dass ich ihn mal gefragt habe, ob es überhaupt etwas gibt, woran er nicht herum kritisieren muss, weil es "perfekt" ist. Das scheint eher die Ausnahme zu sein als die Regel. Dennoch ist er nicht gerade unbeliebt bei der Chefin. Im Gegenteil, er wird demnächst sogar befördert und sie hatte ihm sogar eine noch höhere Position angeboten, die er allerdings abgelehnt hat. Macht man sich wirklich so unbeliebt, wenn man auf Arbeit ständig meckert? Welche Erfahrungen und Beobachtungen habt ihr gemacht?
Anscheinend macht man sich ja nicht so unbeliebt, wenn man immer etwas zu kritisieren hat,sonst würde dein Kollege ja sicher nicht bald befördert werden. Allerdings denke ich, dass man so vielleicht nur beim Chef Pluspunkte sammeln kann. Die Kollegen finde es sicher anstrengend, wenn jemand ständig etwas zu meckern hat und nie eine Arbeit einfach nur als sehr gut erledigt absegnet.
Der Vorgesetzte bekommt das vielleicht auch so gar nicht mit und sieht eben nur, wie sorgfältig dieser Kollege die Arbeiten überwacht. Aber seien wir doch ehrlich, wer mag schon Personen, die immer nur meckern und nie mal etwas positives anmerken? Das wird sicherlich allen irgendwann gegen Strich gehen.
Kritik ist für die Gruppendynamik und Leistung förderlich, wenn es auf einer diplomatischen Ebene vollzogen wird und es "angemessen" ist, wobei dabei jeder eine individuelle Toleranz besitzt. Wenn sich diese Eigenschaft allerdings auf Dauer weiterzieht wird dies dem Arbeitsklima schaden und spätestens bei unzufriedenen Mitarbeitern wird die Chefin oder der Vorgesetzte sich einschalten und das Gespräch suchen - zumindest sollte man das von einer kompetenten Führungsperson erwarten können.
Nelchen hat geschrieben:Allerdings denke ich, dass man so vielleicht nur beim Chef Pluspunkte sammeln kann. Die Kollegen finde es sicher anstrengend, wenn jemand ständig etwas zu meckern hat und nie eine Arbeit einfach nur als sehr gut erledigt absegnet.
Also es ist nicht so, dass er aus Langeweile meckert. Wenn er Kritik anmerkt, dann ist diese immer sachlich und er kann sie auch gut begründen, warum man da hier und da feilen sollte. Da wir staatliche Projekte umsetzen, ist Genauigkeit hier sehr wichtig und er hat eben den Blick für das Wesentliche. Er sieht zum Beispiel Details, die kaum einem anderen auffallen bei uns aus dem Team und wenn man aber fehlerfrei arbeiten möchte, ist genau dieser Blick aber wichtig. Bei ihm ist es auch so, wenn er der Meinung ist, etwas besser machen zu können, dann macht er es selbst. Es ist also nicht so, dass er ständig die Arbeit eines anderen kritisiert und dann will, dass der andere das besser macht. Er macht es dann selbst und dann kann die andere Person sich eben um andere Sachen kümmern.
Nelchen hat geschrieben:Der Vorgesetzte bekommt das vielleicht auch so gar nicht mit und sieht eben nur, wie sorgfältig dieser Kollege die Arbeiten überwacht. Aber seien wir doch ehrlich, wer mag schon Personen, die immer nur meckern und nie mal etwas positives anmerken? Das wird sicherlich allen irgendwann gegen Strich gehen.
Also die Chefin bekommt das sehr wohl mit. Als meine Kollegin vor ein paar Monaten noch neu war und mein Kollege mit ihr zusammen eine Aufgabe für unser Projekt erledigen sollte, hat meine Chefin ihn noch gebremst. Sie hat ihm dann klar gemacht, dass er sich mit seiner Kritik vor der neuen Kollegin etwas mehr zurückhalten sollte und sich auch kompromissbereiter zeigen sollte. Ich vermute, dass die Chefin nicht wollte, dass die neue Mitarbeiterin sich sonst abgeschreckt fühlt oder so. Meine Chefin nimmt seine Art einfach mit Humor. Man kennt schließlich seine "Pappenheimer".
Der Kollege ist bei uns allen sehr beliebt und es gibt niemanden, der sich durch seine Kritik gestört fühlt. Wir haben eine sehr lockere und familiäre Atmosphäre und Konkurrenzkampf gibt es bei uns gar nicht. Unser Team ist interdisziplinär, daher bringt es gar nichts, sich vor der Chefin besser darzustellen als der Rest, weder von der Qualifikation her noch was eine Lohnerhöhung angeht. Da wir nach TV-L bezahlt werden und fest eingestuft sind, erübrigt sich hier jegliches Konkurrenzdenken. Die anderen werden dadurch nicht unwichtiger in ihrer Funktion. Das Team zählt, denn nur so kriegen wir das Projekt auch zu einem vernünftigen Abschluss.
Befördert worden ist er übrigens nur, weil er parallel zur Arbeit entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen ergriffen hat, die eine Beförderung rechtfertigen. Er wäre auch dann befördert worden, wenn er weniger "meckern" würde und mit besonderer Beliebtheit beim Vorgesetzten hat das nichts zu tun.
Ich kann das so gar nicht sagen. Sicher kommt es auch darauf an, worüber man meckert und wie man das dann verpackt und ausspricht. Wenn man einfach immer über Dinge meckert, die nicht wichtig sind und man sich selber nur damit wichtig machen möchte, weil man eben mal etwas sagen möchte, dann wird das nicht so sonderlich gut ankommen.
Wenn es aber so ist wie bei deinem Kollegen, dann ist das schon ein wenig anders. Er scheint zu meckern, weil er so perfektionistisch ist und alles perfekt gestalten möchte. So etwas kommt beim Chef dann sicher auch deutlich besser an und so würde ich einfach auch sagen, dass es immer auf die einzelne Situation ankommt.
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