Sich angekommen fühlen im Leben?

Ich höre öfter mal von dem Ausdruck „im Leben angekommen sein“, wobei ich mich schon öfter gefragt habe, was das genau bedeutet. Ich denke, dass man sich dann im Leben angekommen fühlt, wenn man all das erreicht hat, was man sich vorgenommen und gewünscht hat und quasi zur Ruhe kommen kann. Wenn noch zu viele Entscheidungen ausstehen, was die Zukunft angeht, fühlt man sich vielleicht noch nicht angekommen, weil man gar nicht genau weiß, was die Zukunft so bringen wird.

So ähnlich sieht es bei mir aus. Seit ich angefangen habe, zu studieren, bin ich schon etliche Male umgezogen, wobei in Zukunft noch mindestens zwei Umzüge anstehen werden. Ich weiß noch nicht so genau, wo ich später mal arbeiten und wohnen werde, so dass alles noch ein wenig ungewiss ist. Von daher fühle ich mich noch nicht so richtig angekommen, was ich aber auch nicht unbedingt als schlimm ansehe. Ich finde das eigentlich ganz spannend so und bin auch neugierig, was meine Zukunft betrifft.

Habt ihr das Gefühl, endlich angekommen zu sein und wann kam das Gefühl bei euch auf? Was versteht ihr unter dieser Aussage? Habe ich diese überhaupt richtig verstanden und interpretiert oder bedeutet das vielleicht etwas ganz anderes?

Was hat "im Leben angekommen sein" mit dem erreichen der gesetzten Ziele zu tun? Ich definiere das anders, nämlich genau ab dem Zeitpunkt, ab dem man selbstständig genug ist seine Ziele auch eigenständig zu verfolgen und dazu nicht mehr die Hilfe von Mutti und Vati braucht. Eigentlich dann, wenn man in der Lage ist sein eigenes Leben zu leben wie man es sich vorstellt und seine eigenen gesetzten Ziele auch konsequent verfolgt.

Das Gefühl kam bei mir sehr früh auf, denn ich musste schon im Kindesalter genug Verantwortung wie ein Erwachsener übernehmen. Die Aufgaben zu bewältigen und darin auch immer besser und sicherer zu werden gaben den Ausschlag dazu. Als dann noch das 18 Lebensjahr erreicht war und ich auch alles selbst entscheiden und unterschreiben konnte was ich wollte, war das auch der Zeitpunkt ab dem ich mich vollkommen angekommen fühlte im Leben. Das ist seither auch so, selbst wenn einige Ziele noch nicht Realisiert sind aber dennoch geht es stetig darauf auch zu in kleinen Schritten.

Ich empfinde es schon so als ob ich im Leben angekommen bin. Ich bin mit meinem Traummann verheiratet, wir haben ein tolles Kind und keine Geldprobleme, also ist alles super. Wobei ich auch völlig eigenständig leben kann, das machen kann was ich möchte und nicht von meinen Eltern abhängig bin. Ich denke, dass man im Leben angekommen ist, wenn man ohne Hilfe der Eltern klar kommt.

Ich wiederum würde es absolut nicht von Äußerlichkeiten wie Mann, Kind, Haus, Auto oder Kontostand abhängig machen, ob jemand im Leben "angekommen" ist, sondern eher von der inneren Einstellung und geistigen Reife eines Menschen. Manche Leute haben all das und gebärden sich nach wie vor wie Kinder, hängen ihr Mäntelchen nach dem Winde und lassen sich von allen Seiten einreden, was sie alles falsch machen und wie sie sich gefälligst zu verhalten haben.

Sie sorgen sich darüber, was die Nachbarn sagen, rennen irgendwelchen Schönheitsidealen hinterher und schämen sich, dass ihr Auto nicht schick genug, ihr Kind nicht schlau genug oder ihre Taille nicht schlank genug ist. Sind diese Leute "im Leben angekommen", nur weil sie verpartnert sind und nicht unterhalb des Existensminimums dahin vegetieren? In meinen Augen nicht.

Wenn dagegen jemand sein eigenes Ding durchzieht, kann er auch ohne das ganze spießbürgerliche Brimborium ein Leben führen, zu dem er auch stehen und seine Ziele verfolgen kann, ohne von der Meinung der Umwelt abhängig zu sein. Von daher finde ich durchaus, dass auch beispielsweise ein allein erziehendes Elternteil mit schmalem Geldbeutel oder ein freischaffender Künstler, der seit Jahrzehnten durch die Lande tingelt, im Leben angekommen sein. Es muss ja nicht das Leben der konservativen, langweiligen, engherzigen bürgerlichen Mitte sein.