Sich an störende Alltagsgeräusche gewöhnen können?

Der Vater meines Freundes wohnt in der Nähe einer Kirche, so dass man die Kirchenglocke immer hört. Für mich hört sich das immer ohrenbetäubend laut und nervig an, wenn ich ehrlich bin. Es ist nicht nur so, dass die Kirchglocke zu jeder Stunde läutet, sondern auch mal zwischendurch, warum auch immer.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mich jemals an das Geräusch gewöhnen könnte, vor allem morgens nicht. Der Vater meines Freundes meint jedoch, dass er die Kirchenglocke anfangs auch immer nervig fand, seit Jahren schon würde er das aber gar nicht mehr richtig registrieren.

Könnt ihr euch mit der Zeit an störende Alltagsgeräusche gewöhnen oder empfindet ihr sie immer als störend? Oder ist es generell immer so, dass man sich nach Jahren an die Geräusche gewöhnt und das dann gar nicht mehr richtig wahrnimmt, sofern man die Geräusche regelmäßig hört?

Ich habe jahrelang in einer Wohnung gewohnt, an der zwei Straßenbahnlinien langgingen. Wenn das Fenster offen war, hat man für eine halbe Minute den Fernseher nicht gehört und ähnliches. Aber nachts habe ich trotzdem gut geschlafen. Und das hat definitiv keine Jahre gedauert.

Ich denke nur, dass man sich wohl daran gewöhnt, dass der Körper es aber dennoch jedes Mal registriert. Also ich habe mir vielleicht eingebildet, dass ich gut geschlafen habe und es war ausreichend, um nicht verrückt zu werden. Aber besser schläft man natürlich ohne diese Geräuschkulisse. Vielleicht wäre ich morgens 5% besser gelaunt aufgewacht oder wenn ich mal krank war, wäre ich 5 Stunden früher wieder gesund geworden. Sozusagen.

Ich denke, man kann sich an fast alles gewöhnen. Bei uns zu Hause hört man zum Beispiel Kirchenglocken, aber so wirklich bewusst ist mir das eher selten. Ich höre das kaum noch. Erst heute früh um 10 ist mir das das erste Mal seit vielen Jahren wieder bewusst aufgefallen, sonst registriere ich das gar nicht mehr und ich empfinde das auch nicht als laut oder so, auch wenn die Kirche hier um die Ecke ist.

Ich habe auch schon in Hörweite einer Autobahn gewohnt und in der Nähe eines Flughafens. Diese Geräusche habe ich irgendwann auch nicht mehr wahrgenommen und beim Schlafen hat mich das auch nicht gestört. Es ist sogar eher so, dass ich Probleme mit dem Schlafen bekomme, wenn es zu ruhig ist.

Ich habe eigentlich keine dauerhafte Geräuschkulisse und die Kirchenglocken höre ich nur, wenn der Wind entsprechend steht. Aber ich denke auch, dass man sich an solche Geräusche, die einen eigentlich stören, auch gewöhnen kann. Eine Freundin von mir hat an einer vielbefahrenen Straße gewohnt und als ich sie darauf ansprach, dass mich die Geräuschkulisse stören würde, meinte sie, dass man sich daran schnell gewöhnt. So etwas höre ich auch immer wieder um im Urlaub geht es mir auch immer so, wenn ich in einem Hotel übernachte, wo es etwas lauter ist.

Jeder kann sich daran gewöhnen und nimmt es irgendwann nicht mehr wahr, gerade wenn man diesen Geräuschen täglich ausgesetzt ist da man z.B. neben der Kirche wohnt, die Bahngleise hinter dem Haus verlaufen oder auch die Straßenbahn alle 5 Minuten vorbei fährt. Bei den meisten Menschen dauert es 1-2 Wochen, bis sie das ganze nicht mehr wahrnehmen und es quasi ausgeblendet haben. Nur in seltenen Fällen dauert es länger oder man gewöhnt sich erst gar nicht daran.

Hier fährt die Straßenbahn alle zwei Minuten vorbei, da hier ebenfalls das Depot ist. Morgens um 4 Uhr sind die meisten Straßenbahnen unterwegs und verlassen eben dieses Depot. Bis alle draußen sind vergehen zwei Stunden. Wenn Besuch hier ist, dann stehen diese meistens senkrecht im Bett wenn es anfängt. Mich hat das nach meinem Einzug genau zwei Tage gestört und seither nehme ich es kaum noch wahr.

Ich denke schon, dass man sich an verschiedene Geräusche gewöhnt und dies nicht mal wirklich merkt. Man merkt nur, dass man es irgendwann nicht mehr merkt. Ich selbst merke zum Beispiel ganz oft nicht mehr, dass die Kinder im Garten nebenan laut sind. Seit dem Einzug vor mehreren Jahren, ist es Sommer wie Winter laut im Garten und ich störe mich schon seit ein paar Jahren nicht mehr dran, weil ich mich dran gewöhnt habe. Andere Leute hingegen stört es immer noch und diese können dann morgens nicht mehr schlafen, weil denen die Kinder zu laut sind.

Ich kenne es aber auch von vielen Leuten, die in der Stadt wohnen. Meine eine Freundin hat mal direkt neben einer S-Bahn Station gewohnt und dort war es in Berlin dementsprechend ziemlich oft ziemlich laut, wenn dort die Bahnen gehalten haben, was so ungefähr alle fünf Minuten geschah. Aber auch ich habe es schon nach einigen Tagen nur noch am Rande meines Bewusstseins wahrgenommen und mich nicht weiter daran gestört, weil ich es kaum noch wahrgenommen habe.

Umgekehrt gibt es bei meinem Bruder in Hamburg ganz in der Nähe eine Fähre. Diese hört man, je nachdem, wie der Wind steht, auch ziemlich deutlich. Ich habe mich da schon nach einiger Zeit dran gewöhnt (wenn auch nicht so schnell wie an die Bahn, wahrscheinlich, weil die Fähre weniger häufig fährt), während meine Mutter damit auch vor unserer Abreise noch Probleme hatte und jede einzelne Fähre laut und deutlich gehört hat. Mein Bruder, der da mehrere Monate lang gewohnt hat, hat es gar nicht mehr gehört, nur noch, wenn er darauf geachtet hat.

Ich denke, dass vor allem das Beispiel mit meiner Mutter zeigt, dass sich die Menschen auch unterschiedlich schnell an etwas gewöhnen. Du könntest zum Beispiel längere Zeit dafür brauchen dich an die Glocken zu gewöhnen als dein Vater, beziehungsweise es könnte auch passieren, dass du dich nie dran gewöhnst und irgendwann vielleicht umziehst, weil dich die Glocken immer noch nerven.

Man gewöhnt sich an alles. Wir haben beispielsweise in direkter Nähe 2 Kirchen, die teilweise nacheinander und somit eine halbe Stunde bimmeln. Das Ganze startet um 5.30 Uhr. Am Anfang bin ich jedes Mal hochgeschreckt und konnte nicht mehr weiterschlafen, selbst wenn ich später los musste. Irgendwann ignoriert man es aber einfach für sich und nimmt es nicht mehr wahr. Die Kirche höre ich mittlerweile nur noch, wenn mich jemand darauf hinweist in unserer Wohnung.

Ich bin der Meinung mit der Zeit gewöhnt man sich an alles. Selbst wenn einem anfangs etwas noch so sehr auf die Nerven geht, mit der Zeit gewöhnt man sich sicherlich daran oder aber findet sich damit ab. Daher denke ich, dass man sich auch irgendwann an störende Alltagsgeräusche, wie in diesem Fall an nervende Kirchenglocken gewöhnen kann. Trotzdem wäre es anfangs bestimmt ziemlich nervig in der Nähe einer Kirche zu wohnen.

An gewisse Dinge konnte ich mich bislang gewöhnen, an andere aber nicht. Eine Zeit lang wohnte ich in einer Wohnung, an der unten eine sehr befahrene Straße vorbeiführte. Die Fenster waren leider nicht sehr dicht und man hat den Lärm in gedämpfter aber doch sehr deutlicher Form den ganzen Tag lang gehört. Auch am Wochenende bin ich dadurch früher wach geworden. Wirklich gewöhnen konnte ich mich daran nicht, dafür war der Lärm einfach zu unangenehm und zu allgegenwärtig. Ich war froh, als wir diese Wohnung wieder verließen.

Als wir aufs Land gezogen sind, fand ich das viele Vogelgezwitscher am Morgen zunächst auch nicht gerade toll und habe mir die Tiere jedes Mal weit weg gewünscht. Mit der Zeit habe ich mich aber daran gewöhnen können und bin davon auch nicht mehr wach geworden. Wobei ich Vogelgesang auf Dauer auch einfach angenehmer finde als Automotoren.

Ich denke auch das man sich im Laufe der Zeit an fast alles gewöhnt - auch wenn das natürlich nicht bedeutet das es gesundheitlich keine negativen Auswirkungen hat. An einer viel befahrenen und lauten Straße zu leben kann einen schon sehr negativ beeinflussen, auch wenn man es nicht (mehr) so empfindet.

Als wir im vergangenen Jahr in ein ruhiges Wohngebiet umgezogen sind, musste ich mich in der Tat erst einmal an die Ruhe gewöhnen weil die schlichte Abwesenheit von Lärm zuerst auch recht irritierend ist. Daran habe ich mich aber schneller gewöhnt als an den Verkehrslärm vorher.