Sich als Laufbursche des Partners fühlen?
Ich muss sagen, dass ich öfter mal Botengänge oder auch Erledigungen für meinen Partner übernehme. Er macht oft Überstunden und arbeitet sehr viel. Ich habe mehr Zeit und kann ihm dadurch das ein oder andere dann schon abnehmen. Ich mache das allerdings ganz selbstverständlich und finde es ist kein großer Akt. Meist bekomme ich dann dafür ein Danke und einen Kuss und alles ist gut.
Eine Bekannte meinte, dass sie das gar nicht so selbstverständlich sehen würde. Sie würde sich nicht so einfach als Laufbursche für ihren Mann einspannen lassen und dieser könnte durchaus seine Angelegenheiten selbst erledigen. Sie würde ihm da höchstens mal einen Gefallen tun, wenn sie eh irgendwas in der Gegend zu tun hätte, wenn ihr Mann sie irgendwohin schicken möchte.
Ich finde es dagegen selbstverständlich, dass man seinen Partner entlastet, wenn man eben kann. Die Beziehung profitiert doch auch davon, wenn der Partner nicht noch zusätzlichen Stress hat. Oder wie seht ihr das? Betrachtet ihr euch auch nicht als Laufburschen für den Partner? Findet ihr es nicht selbstverständlich, dass man da Botengänge oder Erledigungen abnimmt, wenn das möglich ist? Würdet ihr euch da wirklich wie ein Angestellter vorkommen, der herum geschickt wird?
Ich halte es für selbstverständlich, wenn du beispielsweise, wie du schreibst, zu hause bist und dein Partner den ganzen Tag arbeitet, dass man dann auch "Botengänge" macht. Ich würde es vielleicht nicht "Laufbursche" nennen oder dass ich "Botengänge" mache, sondern ich erledige eben Sachen, die mein Mann nicht erledigen braucht, weil er weniger Zeit hat,.
Ich bin weder ein Bote für meinen Mann noch ein Laufbursche. Ich halte ihm einfach den Rücken frei, damit er nach der Arbeit es nicht noch erledigen muss. Manchmal ist das ja auch gar nicht möglich, weil die Stellen nicht mehr geöffnet haben, wo er hin müsste, wenn er von der Arbeit kommt.
Wenn beide volltags arbeiten, dann würde ich das anders sehen. Dann müsste derjenige diese Sachen erledigen, der gerade Zeit hat und wo die Arbeitszeit das erlaubt.
Ich habe ehrlich gesagt ein Problem mit Begriffen wie "Botengänge" oder "Laufbursche": Denn "Botengänge" gehören für mich definitiv in die Kategorie "Arbeit und Beruf". Ich muss beruflich Botengänge machen und ich werde dafür bezahlt. Wenn derartige Begriffe auf die Partnerschaft bezogen werden, hat das eher was von Zwang und Verpflichtung und nicht Liebe und gegenseitigem Respekt.
Wenn man der Meinung ist, für seinen Partner "Botengänge" zu erledigen, dann klingt das für mich nicht nach gleichberechtigter Partnerschaft in gegenseitigem Respekt, sondern dass einer sich dem anderen unterlegen fühlt. Bei dem Begriff "Laufbursche" ist es dasselbe: Für mich steht eine Beziehung unter keinem guten Stern, wenn man in diesem Kontext einen dieser beiden Begriffe verwendet. Warum ist man dann überhaupt in einer Beziehung?
Ich finde, Diamante hat da schon etwas sehr wichtiges angesprochen. In einer Beziehung hält man sich gegenseitig den Rücken frei. Das ist etwas vollkommen anderes und hat in meinen Augen mehr mit Liebe und Respekt, Rücksichtnahme und Gleichberechtigung zu tun. Botengänge erledigt man nur, weil man muss und quasi dazu verdonnert wird. Aber den Rücken hält man freiwillig frei, weil man der Person (in diesem Fall dem Partner) etwas Gutes tun möchte und ihn entlasten möchte.
Ich bin der Meinung, dass man mehr Faktoren in so einem Fall beachten sollte und nicht nur die Berufstätigkeit von einem oder beiden Partnern. Denn es gehört auch der Wohnort dazu und die Umgebung, die Umstände an sich und die finanzielle Situation. Wenn man beispielsweise nur ein Auto hat und aber gezwungen ist, weiter weg was abzuholen, wie soll man das dann schaffen?
Wenn bei uns zum Beispiel wider Erwarten ein Paket mit DPD oder UPS ankommt, dann guckt man blöd aus der Wäsche, wenn man da zufällig nicht zu Hause ist. Denn die Abholfilialen sind über 10 Kilometer entfernt und mit Bus und Bahn kommt man da nicht hin. Selbst wenn ich in so einem Fall Hausfrau wäre, haben wir nur ein Auto, also müsste ich meinen Partner darum bitten, für mich das abzuholen oder aber ich müsste warten, bis er zu Hause ist und das selbst erledigen.
Natürlich sind Respekt und eine gleichberechtigte Partnerschaft wichtig. Aber dass man grundsätzlich nur etwas aus Liebe erledigt und weil man den anderen entlasten möchte halte ich nun auch für utopisch. Denn auch in einer respektvollen und gleichberechtigten Partnerschaft gibt es in manchen Lebensumständen eine klare Arbeitsteilung. Und dann ist der Botengang ein Job.
Das finde ich nicht weiter schlimm, ich finde es nur unpassend, das sozusagen zu unterschlagen. Denn das bringt immer das Problem, dass "Familien- oder Paararbeit" als reiner Liebesbeweis und Selbstverständlichkeit angesehen wird und egal wie sehr sich jemand für den anderen den Hintern aufreißt, er lässt sich dann angeblich nur "aushalten". Und diese Abwertung finde ich schlimm.
Nehmen wir an, ich würde nicht arbeiten und mich komplett um Haushalt, Kinder und die Angelegenheiten meines Mannes kümmern. Dann würde ich sehr viele Aufgaben erledigen, die er erledigen müsste, würde ich auch voll arbeiten. Mit der Regelung er schafft das Geld ran, ich mache den Rest, würde ich zu Putzfrau, Köchin, Kinderfrau, Botenjunge, Steuerberater und so weiter mutieren.
Denn würde ich Vollzeit arbeiten, müsste er das selbst erledigen oder diese Leistungen von Dritten einkaufen. Die Tätigkeiten sind dann definitiv ein Job und verpflichtend. Nur leidet darunter weder die Gleichberechtigung noch der gegenseitige Respekt. Wenn man sich da degradiert fühlt, dann gibt es ein grundsätzliches Problem, dass sich auch nicht löst, wenn jeder seinen Kram selbst erledigt.
Was ich in einer Beziehung für den Partner tue, mache ich ja letzten Endes auch für mich. Wenn ich freie Zeit habe, um einen Weg für ihn zu erledigen, kommt mir das ja im Ergebnis genau so zu gute. Denn schließlich kann ich dann mehr Zeit mit ihm verbringen. Es erledigt immer gerade der etwas, der Zeit hat oder sowieso auf dem Weg ist. Durch die Montagetätigkeit meines Partners war ich es gewohnt, alles für uns beide zu erledigen.
Andererseits hatte er auch manchmal am Freitag Zeit, einige Erledigungen für mich zu übernehmen. Oder er hat halt schon geputzt, während ich noch im Büro war. "Wir sind eine Einheit." das waren immer seine Worte. Und damit sind wir immer gut gefahren. Niemals wäre es uns in den Sinn gekommen, dass es uns zu viel wäre, den anderen zu entlasten, wenn sich die Gelegenheit bot. Wie eine Angestellte hätte ich mir sowieso nie vorkommen können. Schon deshalb nicht, weil ich immer Vollzeit berufstätig war.
Den Begriff Botengänge habe ich genommen, weil mir nicht einfiel, wie ich ansonsten ausdrücken soll, was ich eben meine. Das sollte nicht wörtlich gemeint sein, also nicht etwa sagen, dass ich mich als Bote meines Partners fühle. Er bittet mich dann für ihn irgendwohin zu fahren und was abzugeben oder abzuholen, dass wollte ich damit ausdrücken. Der Begriff war sicherlich etwas unglücklich gewählt.
So schlimm ist der Begriff "Botengang" ja auch nicht. Er bezeichnet, dass man Wege für jemanden erledigt, die dieser nicht selbst gehen kann, aus unterschiedlichen Gründen halt. Denn wenn ich nur der Bote/Überbringer bin, bin ich ja nicht direkt in die Angelegenheit involviert. Sondern bin quasi nur so etwas wie ein Übermittler.
Gerade wenn einer den ganzen Tag arbeitet und nicht dazu kommt etwas zu machen, ist es doch gut, wenn man das dann übernimmt. Allerdings bin ich auch nicht die Angestellte meines Mannes und so würde ich solche Botengänge nicht machen, wenn man merkt, dass man ausgenutzt wird oder wie eine Angestellte behandelt wird. So eine Beziehung muss schon gleichgestellt ablaufen.
Wobei ich meinem Mann schon gerne mal helfe. Ich arbeite von zu Hause aus und kann daher einige Dinge einfach besser erledigen, weil ich da bin und mehr Zeit habe. Bei anderen Dingen hilft er mir dann aber auch.
Ich finde es jetzt nicht schlimm, wenn mein Freund mir manchmal einige Gänge vereinfacht. Zumal bei mir noch dazu kommt, dass ich aufgrund eines tragischen Unfalls vor 5 Jahren noch viele nachhaltige Probleme habe und erst vieles neu lernen musste, einige noch immer nicht perfekt beherrsche usw. Da hilft der mir natürlich gerne und ungemein, aber das ist für mich keine Selbstverständlichkeit.
Sagen wir mal so. Es macht mir nichts, 10 Kilometer am Tag zu laufen. Wenn mein Freund aber mitkriegt, dass er mir 2 Kilometer ersparen kann, dann möchte er das auch gerne tun und tut dies. Aber nicht, weil ich ihn drum bitte oder so, er mag halt nicht, was oft vorkommen kann, dass ich am Ende eines Tages noch mit Schmerzen an den Füßen daheim sitze. Ich stöhne zwar nicht herum, aua wie das weh tut, aber er findet, dass man das machen kann. Er muss nicht.
Ich finde, dass man durchaus etwas für seinen Partner machen kann, aber es kommt wie bei allem darauf an, wie. Wenn man den Partner als Laufburschen sieht, sehe ich das kritisch und mag es nicht. Wenn der Partner sowieso zur Post muss, wieso dann nicht gleich 3 Briefe von mir mitnehmen? Ist ja eh ein Weg. Ich würde meinen Partner aber nicht von A nach B jagen, dann nach C und zurück nach A oder so.
Sowas liegt mir generell auch fern, aber das muss auch jedes Paar für sich selber entscheiden. Ich mag es halt nicht, aber das kommt sicherlich auch nicht zu häufig vor oder? Ich finde es nie schlimm, wenn man sich gegenseitig hilft, aber wenn der Partner das Gefühl bekommt, ein Laufbursche zu sein, dann läuft irgendwas nicht ganz so, wie es vielleicht sein sollte und muss angesprochen werden.
cooper75 hat geschrieben:Natürlich sind Respekt und eine gleichberechtigte Partnerschaft wichtig. Aber dass man grundsätzlich nur etwas aus Liebe erledigt und weil man den anderen entlasten möchte halte ich nun auch für utopisch. Denn auch in einer respektvollen und gleichberechtigten Partnerschaft gibt es in manchen Lebensumständen eine klare Arbeitsteilung. Und dann ist der Botengang ein Job.
Das finde ich nicht weiter schlimm, ich finde es nur unpassend, das sozusagen zu unterschlagen. Denn das bringt immer das Problem, dass "Familien- oder Paararbeit" als reiner Liebesbeweis und Selbstverständlichkeit angesehen wird und egal wie sehr sich jemand für den anderen den Hintern aufreißt, er lässt sich dann angeblich nur "aushalten". Und diese Abwertung finde ich schlimm.
Richtig so ist es. Mein Ex Partner war auch von diesem Schlag, andere damit beauftragen für ihn die Dinge machen aber wenn er mal etwas machen sollte oder darum gebeten worden ist, wurde es nicht erledigt, abgeschmettert mit "keine Zeit ich arbeite" und ansonsten auch in keiner Weise wertgeschätzt. Als wenn ich nicht gearbeitet habe, ich bin jeden Tag vor ihm aus dem Haus gegangen, nach ihm nach Hause gekommen, hatte den kompletten Haushalt und Kind auf der Backe während der Herr nach Feierabend direkt vor seinen Rechner gekrochen ist und seiner Freizeit gefröhnt hat.
Wochenende wenn er nicht auf seine Arbeitsstelle musste, ausschlafen bis zum Nachmittag und hinterher erwarten, dass alles erledigt ist. Natürlich auch die Dinge, die nur er braucht und die nicht das Beziehungsleben. Seine Freizeit war ihm wichtig und heilig, andere die keine hatten durften in ihrer "Freizeit" Dinge erledigen, die dann aber auch nicht als Arbeit anerkannt wurden sondern als "Freizeitbeschäftigung, da man Papierkram so gerne macht" abgetan.
Es kommt nicht auf die Menge darauf an oder wie es aufgeteilt worden ist. Klar sollte man sich in einer funktionierenden und gleichberechtigten Beziehung den Rücken gegenseitig frei halten, aber so ohne weiteres und Abstriche immer machbar ist das nicht. Aber was ich erwarte, dass dann auch eine Anerkennung kommt in der Form eines "Danke" oder "schön, dass du das gemacht hast" oder auch irgendwann mal die Gegenleistung, dass er einen Botengang übernimmt auch wenn diese Aufgabe eigentlich ihr zugeordnet ist.
Wie cooper bereits angesprochen hatte, auch löst sich das Problem nicht damit wenn dann jeder seinen Kram macht. Denn das war hier auch ein Lösungsansatz, dass er seinen Mist alleine machen sollte und nicht nerven. Folge war, dass er noch mieser gelaunt war weil die Sachen nicht gemacht wurden, er das nicht konnte, angeblich keine Zeit dafür hatte und noch mehr schlechte Laune sich breit gemacht hat. Im Endeffekt war das eine reine Zweck WG und kein Zusammenleben mehr, bis ich ihn vor die Tür gesetzt habe und auch das tägliche über den Weg laufen beendet war.
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