Sich als Jugendliche wünschen alleinerziehend zu sein?

Ich habe neulich eine Reportage über Jugendliche in Deutschland gesehen und diese wurden dort auch zu sehr intimen Themen interviewt. Eine junge Frau meinte dann, dass sie schon sehr direkte Vorstellungen davon hat, wie sie später leben möchte. Sie möchte einen Freund haben, aber dennoch sehr viel reisen, so dass sie ihren Freund nicht immer sieht. Deswegen wäre sie dann auch alleinerziehend und das Kind würde den Vater nur ab und an sehen.

In diesem Zusammenhang hat sie sehr häufig die Begriffe ''selbstständig'' und ''emanzipiert'' genutzt. Es wirkte auf mich so, als ob sie unter einer selbstständigen Frau eine Frau verstehen würde, die ihr Kind alleine erzieht. Das hat mich schon ein wenig gewundert, denn eigentlich ist man als alleinerziehende Frau doch meist stark in der Freiheit eingeschränkt.

Kennt ihr auch junge Frauen die sich wünschen später alleinerziehend zu sein? Ist das heute der Inbegriff von Selbstständigkeit für junge Menschen? Denken viele junge Frauen heute etwa, dass Frauen weniger emanzipiert sind, wenn sie beispielsweise verheiratet sind und das Kind gemeinsam mit dem Partner aufziehen?

Also ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Mädels heute richtig spießig sind, also genau das Gegenteil. Manchmal vertreten sie Ansichten wie meine Oma. Aber ich denke erstens kommt es anders und zweitens als man denkt und jeder soll nach seiner Façon glücklich werden.

Manchmal scheint man komische Einstellungen zu haben, wenn man jung ist. Ich denke aber, dass das eine Sache von Erfahrungen ist. Wenn man dann im Leben ein bisschen mehr Erfahrungen gemacht hat, merkt man durchaus, was realistisch war und was nicht. Ich kenne keine Jugendliche, die das gerne so machen würde und denke auch nicht, dass das Ziel alleinerziehend zu sein erstrebenswert ist.

Zumal man dadurch ja auch nicht wirklich selbstständig ist. Ich meine, man muss alles alleine machen und sicherlich kann man sich da auch aussuchen, was man macht, aber dadurch dass man das Kind alleine erzieht, ist es eben auch im Arbeitsleben und im Privaten nicht unbedingt leichter.

Es gibt durchaus Frauen, die zwar ein Kind wollen, aber keinen Vater dazu. Das sind nicht unbedingt nur junge Mädchen. Argumente in Bezug auf Emanzipation habe ich dabei aber noch nie gehört, sondern einfach nur, dass man keine Beziehung will.

Manche haben heutzutage schon die Einstellung, dass die Entscheidung für ein Kind nicht unbedingt auch die Entscheidung für eine Familie bedeuten muss. Dass diejenigen, die wirklich alleinerziehend sind, sich das mehrheitlich nicht unbedingt ausgesucht haben, bedenken solche Leute eher weniger. Wer noch keine Kinder hat, hat eben oft keine Vorstellung davon, was es wirklich bedeutet, sie alleine großzuziehen.

Die junge Dame im Eröffnungspost lässt natürlich den finanziellen Aspekt völlig außer Acht. Als Alleinerziehende, die ihr Kind ernähren muss, viel zu reisen funktioniert in den meisten Fällen wohl eher nicht. Außer sie hat reiche Eltern, die das alles finanzieren oder soll es etwa der Freund bezahlen, obwohl er gar nicht mit darf?

Als Jugendliche habe ich auch teilweise eine merkwürdige Denkweise gehabt, vielleicht können wir uns da nicht mehr in die Situation hineinversetzen. Aber wenn die junge Frau keinen Mann hat, dann kann sie sich eben keine Hochzeit und keine Beziehung vorstellen. Ich finde ihren Gedankengang völlig okay, auch wenn er wahrscheinlich nicht realisierbar ist.

Ich glaube das hängt nicht nur mit der Lebenserfahrung zusammen, sondern auch mit der Prägung durch das Elternhaus. So habe ich beispielsweise eine Cousine, deren Eltern sich haben scheiden lassen als sie 6 Jahre alt war. Der Vater soll wohl die Mutter betrogen und auch geschlagen haben, was ja nicht so schön ist. Leider scheint das meine Cousine geprägt zu haben, auch wenn sie das als Kind gar nicht wirklich mitbekommen hat.

So ist meine Cousine beispielsweise der felsenfesten Überzeugung, dass alle Männer ihre Frauen betrügen und schlagen würden, sodass man als alleinerziehende Frau viel besser dran wäre als mit Partner. So eine Denkweise kann ich dann auch nur teilweise nachvollziehen, denn logischerweise müsste sie ja mit einem Mann schlafen um schwanger zu werden und das setzt eine gewisse Nähe zu den ach so "bösen" Männern voraus.