Sich als Frau vom Chef in Betrieb einmischen?

Mein Chef ist als Mensch ein sehr angenehmer Charakter, aber als Chef eher das komplette Gegenteil. Ich weiß ja nicht wie er privat ist, aber in der Praxis habe ich das Gefühl, dass er sich von seiner Frau und seinen Mitarbeiterinnen zu viel sagen lässt und sich viel zu sehr anpasst.

Klassisches Beispiel: Ich hatte damals eine Bewerbung geschrieben, worauf er auch per Email geantwortet hat. Als Antwort schickte er mir die Mobilfunknummer seine Frau mit der Bitte, mit ihr doch einen Vorstellungstermin zu vereinbaren. Damals habe ich mir nicht wirklich etwas dabei gedacht und hatte angenommen, dass seine Frau auch in der Praxis arbeiten würde.

Dem ist aber nicht so. Seine Frau hat BWL studiert und arbeitet ganz woanders. Sie hat mit der Praxis nichts zu tun. Dennoch hat sie mir in der Praxis beim Vorstellungstermin erklärt, was ich zu tun hätte und was meine Aufgaben wären. Auch nachdem ich die Kündigung geschrieben hatte und den Chef um Bestätigung bat, hat er das ignoriert. Stattdessen rief sie mich mehrmals an und wollte mich dazu überreden, trotz Kündigung länger dort zu arbeiten, weil es Probleme mit der Nachfolgerin geben soll.

Ich würde mich niemals einmischen, wenn mein Partner irgendwo Chef wäre. Ich finde, dass man als Frau dadurch komplett falsche Signale setzt und wenn ich das so beobachte, kann ich meinen Chef als erwachsenen Mann nicht wirklich Ernst nehmen. Wie ist das bei euch? Findet ihr es in Ordnung, wenn man sich als frau vom Chef in dessen Betrieb einmischt?

Einmischen finde ich immer falsch, außer es liegt ein Verbrechen oder sonst irgendeine Straftat vor. Ansonsten muss man sich eigentlich nie wirklich im Leben einmischen, aber du hast gar keinen Überblick von dem Leben von deinem ehemaligen Chef.

Vielleicht kann er das nicht alleine stemmen und wenn die Frau BWL studiert hat, dann kennt sie sich doch gut aus. Außerdem muss der Chef dann auch keine neue Arbeitskraft einstellen.Ich finde es schon ganz nett, wenn man sich als Paar so unterstützen kann. Vielleicht ist der Chef auch in einigen sozialen Angelegenheiten nicht so gut, so dass seine Frau eher mit dir spricht.

Der Chef in einer Arztpraxis ist immer relativ. Natürlich ist der Arzt der Besitzer und hat notfalls das letzte Wort. Aber meist gibt es eine doppelte Hierarchie, denn ohne die Angestellten geht ebenso wenig wie ohne Arzt. Das sind zwei Ebenen, die sich organisatorisch kaum berühren.

Dementsprechend ist der Chef der Chef und er ist es gleichzeitig nicht. Kommt es dazu, dass er oder sie den Chef raushängen lassen muss, dann läuft in der Praxis etwas massiv schief. Das ist eine wirklich typische Situation, denn der Chef ist extrem auf seine Leute angewiesen.

Dass dann noch Aufgaben an den Partner delegiert werden, ist auch normal. Es ist selten, dass das anders läuft, egal welchen Beruf der Partner ausübt. Praxen sind ein Gemeinschaftsprojekt, bei dem sich die Machtverhältnisse interessant verteilen.

Ich denke, dass man den Partner schon auch unterstützen kann. Gerade, wenn es einfache Dinge der Organisation sind, kann man das ja auch machen, wenn man nicht im selben Betrieb tätig ist. Ich würde meinen Mann schon unterstützen, wenn dieser Chef wäre. Wobei ich dann wohl auch zumindest halbtags mit ihm zusammen arbeiten wollen würde.

Ich habe so etwas auch schon mal in einem Betrieb erlebt, in dem ich ein Praktikum gemacht habe, dass der Chef von seiner Frau unterstützt wurde, die aber eigentlich eine ganz andere Ausbildung hatte. Das war schon ein wenig merkwürdig, weil sie mir auch viel gesagt hat, was ich machen soll und sie sich allgemein viel in den Betrieb eingemischt hat. Das hat so ein wenig die Autorität des Chefs untergraben, der eigentlich sehr nett war. Aber so finde ich es auch nicht richtig, wenn die Frau sich dauernd einmischt.