Sich als Frau um den Mann kümmern - ist euch das bekannt?

vom 10.03.2015, 16:20 Uhr

Früher war es in vielen Familien so, dass die Frau im Grunde nur eine bessere Bedienung war. Man wurde verheiratet, dann durfte man den Haushalt schmeißen und das Essen musste pünktlich auf dem Tisch stehen, man durfte gegebenenfalls noch die Kollegen des Mannes bedienen und natürlich auch die Kinder austragen und aufziehen. Die Wäsche des Mannes musste gewaschen und gebügelt werden und der Mann musste einfach umsorgt werden.

Einige Senioren scheinen dieses Schema sogar noch zu kennen. Ich habe vor einiger Zeit mal einen schönen Fernsehbeitrag dazu gesehen, dabei ging es um eine ältere demenzkranke Dame über die auch ein Buch veröffentlicht worden ist. Die Enkelin brachte ihre Oma in einer WG mit demenzkranken Menschen unter und einmal war es dann so, dass sie im Wohnzimmer saßen und ein Mann saß ebenfalls dort. Die Oma hatte dann vergessen, dass es gar nicht ihr Wohnzimmer war und sah den Mann und meinte daraufhin leise, dass da ein Mann säße und sie ihn ja jetzt umsorgen müsse. Dabei würde sie das aber absolut hassen und wäre nach dem tot ihres Mannes froh gewesen, dass nicht mehr machen zu müssen und wollte auch keinen neuen Mann haben.

Da musste ich schon etwas schmunzeln. In meiner Familie gab es das eigentlich gar nicht, meine beiden Großmütter sind sehr willensstark und haben ihre Männer nicht umsorgt. Das ist einem meiner Opas sogar ziemlich gegen den Strich gegangen, weil er meine Oma immer als schlechte Hausfrau bezeichnet hat, da diese seine Wäsche nicht waschen wollte und nur dann etwas gekocht hat, wenn sie Lust darauf hatte. Da sie aber auch gearbeitet hat, war das ihr gutes Recht und mein Opa war einfach nicht dazu in der Lage, es selbst zu machen.

Kennt ihr dieses Prinzip noch, dass der Mann von der Frau umsorgt wird? Gab es das in eurer Familie auch oder gibt es das sogar noch? Wann gab es in eurer Familie einen Umbruch, ab wo dann quasi die Frauen gesagt haben, dass sie es nicht mehr machen werden? Würdet ihr euch so ein Leben vorstellen können?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wie stellst du dir denn vor, wie das noch vor wenigen Jahrzehnten anders vernünftig gehen sollte? Bis in die 1950er Jahre gab es keinen Kühlschrank. Wer es in der Stadt "gut" hatte, der konnte sich einen Eisschrank leisten. Dann musste aber immer jemand da sein, wenn der Eismann kam.

Wäsche wurde bis in die 1960er ohne eine ansatzweise vollautomatische Waschmaschine gewaschen. Geheizt wurde mit Kohle. Dazu mussten der Garten und die Kleintiere versorgt werden. Einkaufen stand jeden Tag auf dem Programm, selbst H-Milch gab es noch nicht.

Dazu wurde eingelegt, eingeweckt und eingepökelt. Einer musste diese ganzen Jobs erledigen. Und das war eben in der Regel die Frau, weil sie niemals genug für die Familie hätte verdienen können. Außerdem kann ein Mann naturgemäß nicht stillen.

Meine Uroma war die Gouvernante auf einem großen Guthof mit adeligem Besitzer. Sie hat den Fahrer des Hausherrn geheiratet. Bis nach dem 1. Weltkrieg bleiben beide auf dem Gut berufstätig. Dann fiel diese Art von Arbeit weg und sie gingen ins Ruhrgebiet. Uropa wurde Bergmann und seine Frau Hausfrau. Anders wäre das nicht zu schaffen gewesen. Sie hat auch ohne externe Arbeitsstelle richtig schuften müssen. Da ging es ihr als Gouvernante besser.

Bei meinen Großeltern war das auch noch so. Anders wäre es gar nicht gegangen. Mit drei Kindern ohne Auto und ohne Ponywagen war das Leben ziemlich ausgefüllt, da blieb keine Zeit für irgendetwas anderes. Auch für meine Mutter war so ein Leben vorgesehen. Die musste kämpfen, damit sie ihre Lehre machen durfte und die Putzstelle in dem Laden zusätzlich behalten. Schließlich heiraten Mädchen sowieso.

Sie hat das mit dem Heiraten allerdings gelassen und Karriere gemacht. Und das später sogar mit Kind. Mich fand sie ok, die Schwangerschaft hat sie gefreut. Meinen Vater wollte sie aber nicht heiraten, schließlich hätte sie den sonst an den Hacken gehabt. :mrgreen:

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Wenn ich allein in meine Familie schaue, so kenne ich zumindest von Erzählungen her das Leben meiner Großeltern. Die einen wohnten in einer Kleinstadt, hatten ein Kind und waren beide voll berufstätig und das sogar in Schichten. Meine Mutter musste daher sehr früh im Haushalt mit ran, weil meine Großeltern eben auch in Schichten arbeiteten. Also das was in anderen Familien nur von der Frau erledigt wurde, war hier auf drei Personen aufgeteilt.

Die Eltern meines Vaters lebten auf dem Land. Als sie geheiratet haben, wurde die Landwirtschaft noch von ihnen selbst betrieben. Das hieß auch, dass die Kinder mit ran mussten. Hier war der Haushalt in den Händen meiner Urgroßmutter, die sich um Küche, kleine Kinder und die Wäsche kümmerte. Später, als die landwirtschaftlichen Flächen von der LPG bewirtschaftet wurden, arbeiteten meine Großeltern weiterhin und meine Urgroßmutter schmiss den Haushalt.

Ich kenne es also absolut nicht, dass sich die Frau nur um den Mann, Haushalt und Kinder kümmert. Und selbst in den Generationen in denen das noch so gewesen ist, wurden hier schon die Gründe erklärt, warum das teilweise so war. Wobei es da schon Veränderungen nach dem ersten Weltkrieg gab, wo dann Frauen arbeiten mussten, um die Familie zu ernähren, weil die Männer im Krieg gefallen sind oder danach nicht mehr arbeitsfähig waren.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Von meinen Großeltern kenne ich das auch nicht anders. Ein Großvater war Pilot und somit viel unterwegs. Und obwohl es nur ein Kind gab, ging meine Großmutter nicht arbeiten. Ich weiß gar nicht, ob sie je was gelernt hat. Aber ihr Mann hat genug verdient, dass sie das nicht musste. Ich denke, das war auch ein Statussymbol. Es wäre peinlich und nicht standesgemäß gewesen, wenn die Frau irgendeine niedere Arbeit gemacht hätte.

Mein anderer Großvater war recht jung schon arbeitsunfähig. Meine Großmutter hat daher mit um die 50 noch den Führerschein gemacht, weil mein Großvater für kleine Ausflüge keine langen Strecken mehr fahren konnte. Aber einen Job hat sie sich deshalb nicht gesucht. Sie hatten zwei Kinder, wobei die mit 15, 16 ja auch aus der Schule raus waren und selber arbeiteten. Ich weiß nicht, ob sie nicht arbeiten ging, um ihren Mann zu versorgen. Sie hatten nur eine kleine Wohnung. Das hätte sie neben einem Job auch noch machen können. Er hätte es jedenfalls nicht gemacht.

Meine Mutter hat fünf Kinder bekommen. In der Zeit war sie auch nicht arbeiten, etwa 15 Jahre lang. Bis sie sich von meinem Vater trennte und wieder arbeiten ging. Um ehrlich zu sein hat sie Kinder bekommen, weil sie in ihrer Ehe unglücklich war. Da hätte ich es auch schlauer gefunden, arbeiten zu gehen, um sich was aufzubauen. Aber ich denke, sie hat uns auch ganz gern gehabt. :wink:

Also ich kenne das durchaus, dass Frauen "nur" Hausfrauen sind. Das ist doch wirklich alles noch nicht so lange her. Okay, in deiner Familie gibt es das eben nicht. Aber du stellst es immer so hin, als wäre das etwas uraltes, total abwegiges. Ich denke, gerade in der Mittelschicht war das noch sehr lange ganz normal.

Ich lebe übrigens auch so. Ich koche, putze, wasche, koche ein. Mein Mann macht das mit den Bienen, wobei ich ihm dabei auch helfe. Aber es gibt da viele Arbeiten, die für mich körperlich gar nicht möglich sind. Daher ist diese Arbeitsteilung ganz logisch und natürlich. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass ich meinen Mann versorge. Wenn dann eher andersherum, weil seine Arbeit viel anstrengender ist. Es ist einfach eine logische Arbeitsteilung. Er macht das, ich mache das. Er arbeitet ja auch nicht nur für sich, sondern auch für mich. Und ich koche eben für uns beide. Das ist alles eine Sache der Einstellung.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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